Montag, 13. Mai 2013

Hämoglobin heilt chronische Wunden


Wundheilung braucht Sauerstoff
(Foto: zwekke2/pixabay.com)


Chronische Wunden sind in der Medizin und der Pflege schon immer ein großes Problem. Wunden werden als chronisch definiert, wenn trotz wochenlanger Behandlung keine Abheilung stattfindet. Nun hat ein deutsches Unternehmen eine innovative Lösung vorgestellt.


Chronische Wunden leiden an Sauerstoffmangel

Wunden heilen, in dem sich die Zellen am Wundrand und Wundgrund teilen. Gleichzeitig müssen Erreger abgewehrt und neue Zellen gebildet werden. Für diese komplexen Stoffwechselvorgänge wird sehr viel Sauerstoff benötigt. Oftmals ist die Sauerstoffversorgung jedoch durch Vorerkrankungen nicht ausreichend. Zusätzlich formt das austretende Wundsekret eine Barriere und lässt nur ungenügend Sauerstoff durch. Ein neues Spray (Granulox) nutzt nun Hämoglobin, ein Bestandteil der roten Blutkörperchen, der unserem Blut die rote Farbe verleiht, um den Sauerstofftransport in die Wunde zu verbessern. Sauerstoff bindet sich sehr leicht an das Hämoglobin und gibt es an das Gewebe ab. Das Spray soll bestehende Therapien ergänzen. Infizierte Wunden sollen aufgrund fehlender Erfahrungen nicht mit Granulox behandelt werden. Eine gleichzeitige Anwendung mit lokalen Antibiotika soll nicht stattfinden, da Wechselwirkungen noch nicht hinreichend erforscht sind. Desinfektionsmittel beeinträchtigen die Wirkung des Hämoglobinsprays. Bislang sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Wundheilungsstörungen durch Vorerkrankungen

Chronische Wunden entwickeln sich langsam. Nach kleinen Verletzungen der Haut schließt sich die Wunde trotz sorgfältiger Behandlung nicht und wird sogar größer und tiefer. Dauert der Heilungsprozess länger als vier Wochen, sprechen Ärzte von einer chronischen Wunde.
Häufig sind Vorerkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus oder eine geschwächte Immunabwehr für solche Wundheilungsstörungen verantwortlich. Auch bei Venenerkrankungen der Beine wie Krampfaderleiden, bei verminderter Durchblutung durch Diabetes oder einer peripheren arteriellen Veschlusskrankheit (pAVK) entstehen oft nach kleinen Verletzungen unangenehme Geschwüre, die man je nach Primärerkrankung unterscheidet in:

  • venöses Ulcus cruris bei chronisch venöser Insuffizienz
  • diabetisches Fußulcus bei Diabetes mellitus und
  • arterielles Ulcus cruris bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit

Ein bekanntes Problem in der Pflege sind Druckgeschwüre (Dekubitus), die bei bettlägerigen Patienten durch das lange Liegen und die verminderte Durchblutung auftreten. Auch Raucher und Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko auf chronische Wunden. In Deutschland leiden über vier Millionen Menschen an chronischen Wunden. Die Lebensqualität ist bei den Betroffenen stark eingeschränkt, denn die Erkrankung kann sehr schmerzhaft sein. Auf der Internetseite der »Initiative Chronische Wunden« finden Betroffene weitere Informationen und ein Forum zum Austausch.

Quelle: K. Kröger, J. Dissemond, M. Storck, A. Risse, P. Engels: Chronische Wunden: Die Hypoxie verhindert die Heilung! Wundmanagement 2012; 5: 212 - 217. Stand 22.09.2012

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