Mittwoch, 20. Juli 2016

Zahnspange beugt Nickelallergie vor


Zahnspangen sind zwar unbeliebt, können aber
vor einer Nickelallergie schützen
(Foto: hattex - pixabay.com)
Die ungeliebte Zahnspange kann nicht nur für schönere Zähne sorgen, sondern auch Nickelallergien vorbeugen.


Zahnspangen gehören zu den weniger beliebten Utensilien, denen man im Leben begegnet. Leider sind sie manchmal notwendig, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Die ungeliebten Drahtgeflechte enthalten häufig Nickel, ein Metall, dass als Hauptursache für Kontaktallergien angesehen wird. Auf der Haut löst Nickel oft entzündliche Reaktionen aus. Die Schleimhäute im Mund scheinen da toleranter zu sein. Zahnmediziner des Universitätsklinikums Bonn haben dazu nun neue Erkenntnisse gewonnen und gute Nachrichten für Zahnspangenträger: Die Zahnspange verleiht nicht nur schönere Zähne, sondern beugt gleichzeitig einer Nickelallergie vor.

Nickel gilt als stärkstes Kontaktallergen
Nickel in Armbanduhren, Schmuck, Piercings und Knöpfen können unangenehme Hautekzeme verursachen. Die Haut wird rot und es entsteht ein quälender Juckreiz. Zusätzlich bilden sich nässende Bläschen oder Quaddeln, die später abschuppen. Ungefähr 15 bis 20 Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer in Deutschland reagieren beim Kontakt mit Nickel allergisch. In ganz Europa gelten etwa 65 Millionen Menschen als Nickel-Allergiker.
Zahnspangen enthalten ebenfalls Nickel und durch zersetzende Prozesse können kleinste Nickelteilchen herausgelöst werden. Die Schleimhaut im Mund reagiert dabei weniger problematisch als die Haut am Körper. »Bei kieferorthopädischen Behandlungen stellen wir fast nie Entzündungen oder Ekzeme im Mundraum fest«, berichtet Dr. Lina Gölz, Kieferorthopädin am Universitätsklinikum Bonn. Als Grund wurde bis jetzt angenommen, dass im Mund andere Arten von Immunzellen vorhanden sind, die auf Nickel weniger stark reagieren als die Immunzellen in der Haut.

Hautzellen am Körper produzieren mehr Entzündungsbotenstoffe
Die Bonner Studie konnte nun zeigen, dass die Fibroblasten - Schleimhautzellen im Mund - sich völlig anders verhalten als die der Körperhaut. Hautzellen produzieren beim Kontakt mit Nickel 20-fach mehr des Entzündungsbotenstoffs Interleukin-1β als es die Mundschleimhaut unter denselben Bedingungen tut. Zudem werden im Mund andere Botenstoffe zur Aktivierung des Immunsystems freigesetzt als auf der Haut, was in der Mundschleimhaut für die Hemmung von Entzündungen sorgt. Eine Schlüsselrolle spielen dabei dendritische Zellen. Dass diese Zellen im Mundraum toleranter reagieren als in der Haut, ist schon länger bekannt. Nun sollen diese Prozesse genauer erforscht werden, um festzustellen, ob man sie zur Bekämpfung von Allergien nutzen kann. Solche Erkenntnisse werden schon im Rahmen der Hyposensibilisierung eingesetzt. Allergiker bekommen immer häufiger das auslösende Allergen nicht mehr unter die Haut gespritzt, sondern als Tropfen unter die Zunge. Beide Methoden gewöhnen den Körper an die allergieauslösende Substanz und bremsen die überschießende Reaktion des Immunsystems. Der Körper reagiert immer schwächer auf die allergieauslösende Substanz.

Geringe Nickelmengen wirken wie Immuntherapie
Dr. Gölz konnte schon in früheren Studie zeigen, dass auch das Tragen einer festen Zahnspange vor Nickelallergien schützen kann. Der schützende Effekt war besonders bei Menschen zu beobachten, die sich nach einer Zahnspangen-Behandlung zum ersten Mal piercen ließen. »Schon die geringen Nickelmengen, die von den Zahnspangen dauernd im Mundraum abgegeben werden, scheinen die Reaktionen des Immunsystems abzuschwächen«, erklärt Dr. Gölz. »Eine Zahnspange wirkt also wie eine Immuntherapie unter der Zunge.«
Zahnspangenträger erhalten auf diese Weise nicht nur ein schönes und gesundes Gebiss, sondern gleichzeitig auch eine vorbeugende Behandlung gegen Nickelallergie.

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