Donnerstag, 1. September 2016

Was Darmbakterien mit Rheuma zu tun haben


Darmbakterien spielen bei Rheuma eine große Rolle
(Foto: OpenClips - pixabay.com)
Darmbakterien können die Anfälligkeit für rheumatoide Arthritis, kurz Rheuma, vorhersagen und die Krankheit beeinflussen.




Die Millionen von Bakterien in unserem Verdauungssystem sorgen täglich dafür, dass wir die Nährstoffe aus der zugeführten Nahrung auch aufnehmen können. Sie schützen uns außerdem vor schädlichen Keimen und aktivieren unser Immunsystem. Dr. Veena Taneja, Immunologin am Zentrum für individualisierte Medizin der Mayo Clinic, berichtete kürzlich in zwei Studien in »GenomeMedicine« und »Arthritisand Rheumatology« darüber, dass die Darmbakterien auch in Verbindung mit rheumatoider Arthritis stehen.



Darmbakterien mögliche Ursache für Rheuma

Mehr als 1, 5 Millionen Amerikaner und etwa 800.000 Bundesbürger leiden an rheumatoider Arthritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung mit schmerzhaften Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Wissenschaftler verstehen bis heute nur teilweise, was die Krankheit auslöst. Dr. Taneja und ihr Team identifizierten nun Darmbakterien als mögliche Ursache. Ihre Studien deuten an, dass ein Test auf bestimmte Bakterienarten im Darm, Ärzten helfen könnte, die Entstehung von Rheuma vorherzusagen und zu verhindern.



Veränderte Darmflora bei Rheumatikern

»Das sind aufregende Entdeckungen, die wir dazu nutzen können, die Behandlung von Patienten individuell auszurichten«, sagt Dr. Taneja. Der Fachartikel in »Genome Medicine« fasst die Untersuchungen unter Rheumapatienten, ihren Familienangehörigen und einer gesunden Kontrollgruppe zusammen. Ziel der Studie war, einen Biomarker oder eine charakteristische Substanz zu finden, die die Anfälligkeit für Rheuma vorhersagt. Sie stellten fest, dass eine Fülle seltener Bakterienstämme ein Ungleichgewicht der Darmbakterien verursacht, das bei Rheuma-Patienten gefunden wurde. »Mit Hilfe von Gen-Untersuchungen konnten wir einige Darmbakterien identifizieren, die normalerweise selten und nur in geringer Anzahl bei gesunden Menschen vorkommen, aber vermehrt bei Rheumatikern«, erklärt Dr. Taneja.



Darmbakterien zur Vorhersage und Vermeidung von Rheuma

Nach weiteren Forschungen an Mäusen und eventuell Menschen könnten Darmflora und Stoffwechselmerkmale Wissenschaftlern helfen, ein Profil zu erstellen, das vorhersagt, wer wahrscheinlich an Rheuma erkrankt und wie die Krankheit verlaufen wird, hofft Dr. Taneja.

Auf der Basis von Maus-Studien stellten Wissenschaftler eine Verbindung zwischen dem Darmbakterium Collinsella und rheumatoider Arthritis her. Dieses Bakterium könnte zu neuen Diagnoseverfahren führen und das Ungleichgewicht verringern, bevor Rheuma auftritt oder wenigstens zu Beginn der Krankheit, meinen John Davis III und Eric Matteson, beide Rheumatologen an der Mayo Clinic und Co-Autoren der Studie. Weitergehende Forschungen könnten auch vorbeugende Behandlungen möglich machen.



Möglichkeit für wirksamere Therapien mit weniger Nebenwirkungen

Der zweite Fachartikel in »Arthritis and Rheumatology« entdeckte eine andere Facette der Darmbakterien. Dr. Taneja behandelte eine Gruppe rheuma-anfälliger Mäuse mit dem Bakterium Prevotella histicola und verglich sie mit einer unbehandelten Mäusegruppe. Die Studie stellte fest, dass die Symptome bei den bakteriell behandelten Mäusen weniger häufig und weniger heftig waren und auch weniger Entzündungen zeigten, die mit Rheuma in Verbindung stehen. Die Therapie produzierte nicht so viele Nebenwirkungen wie herkömmliche Therapiemethoden, zum Beispiel Gewichtszunahme und Zottenatrophie, also eine Schrumpfung der Darmzotten. Eine Zottenatrophie verhindert eine ausreichende Aufnahme von Nährstoffen im Darm.



Studienergebnisse versprechen positive Ergebnisse auch beim Menschen

Obwohl klinische Studien an Menschen noch ausstehen, sind durch die Ähnlichkeit des Immunsystems und der Rheumaerkrankung bei Mäusen, ähnlich positive Wirkungen auch beim Menschen zu erwarten. Weil das Bakterium ein natürlicher Bestandteil der Darmflora ist, treten wahrscheinlich keine unerwünschten Nebenwirkungen auf, sagt Co-Autor Dr. Joseph Murray, ein Gastroenterologe an der Mayo Clinic.

Rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen, die auftreten, wenn der Körper sich fälschlicherweise selbst angreift. Der Körper baut Gewebe rund um das Gelenk ab, was Schwellungen, Knochenabbau und deformierte Gelenke verursacht. Rheuma kann jedoch auch andere Organe schädigen, einschließlich Haut, Augen, Herz, Lunge und Blutgefäße. Die Studie wurden vom Mayo Clinic Center für individualisierte Medizin gefördert. Dort wird an Behandlungen geforscht, die zu der einzigartigen genetischen Struktur eines Menschen passen. Zudem wird die Umwandlung wissenschaftlicher Entdeckungen in praktische Anwendungen für den Patienten gefördert.

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