Samstag, 28. April 2018

Warum gibt es verschiedene Blutgruppen?


Einschließlich seltener Varianten gibt es insgesamt etwa 360 Blutgruppen. Warum gibt es unterschiedliche Blutgruppen und warum so viele?
Der Mensch ist ziemlich genial konstruiert. Ein mächtiges Gehirn, das Quantencomputer und Sinfonien hervorbringen kann. Eine Handanatomie mit Fingern und Daumen, die auch filigranste Tüftelarbeit möglich machen. Aber bei manchen körperlichen Besonderheiten stellt sich dann doch die Frage: Welcher Idiot hat sich das jemals ausgedacht?
Blutgruppen erschweren die Blutspende
Denken Sie an all die verschiedenen Blutgruppen. Auf den roten Blutkörperchen befinden sich Eiweiße. Haben Sie da einen anderen Typ Eiweiß als Ihr Nachbar, dann haben Sie eine andere Blutgruppe. Und dann ist es leider gefährlich, sich gegenseitig einfach so Blut zu spenden, wenn einer der beiden bei einem Unfall viel Blut verliert. Schlimmstenfalls kann das sogar tödlich enden.
Ein Labortest kann zwar in wenigen Sekunden bestimmen, welches Blut zu welchem Patienten passt, aber umständlich ist es allemal. So kann man Blutgruppe A jemandem geben mit Blutgruppe A und AB, Blutgruppe B kann an jemanden mit B und AB gegeben werden, aber Blutgruppe AB kann nur jemandem verabreicht werden, der ebenfalls Blutgruppe AB hat. Können Sie noch folgen?
Seltene Varianten mitgerechnet, gibt es insgesamt rund 360 Blutgruppen, berichtet Merlijn van Hasselt von der Organisation Sanquin, bei der Spender für Wissenschaft und Medizin ihr Blut fließen lassen. "Ich weiß von Geschichten, bei denen Blut per Düsenjet zu einem Patienten geflogen werden musste, weil seine Blutgruppe so außergewöhnlich war."
Evolution bringt Veränderung
Eins muss klar sein: Die Welt der Bluttransfusionen wäre viel einfacher, wenn alle dieselbe Blutgruppe hätten. Also, warum haben wir dann eigentlich diese verschiedenen Blutgruppen? Die Evolution spielt dabei die Hauptrolle. Ohne vorgegebenen Plan ändern sich körperliche Eigenschaften manchmal von Generation zu Generation.
Dabei handelt es sich um zufällige DNA-Mutationen. Das kann katastrophal sein, wenn sie für Krankheiten sorgen, aber ab und zu erweist sich solch eine Mutation auch als Vorteil. Wer Glück hat und eine positive Genveränderung mitbekommt, hat einen leichten Vorteil gegenüber seinen Artgenossen und eine größere Chance auf Nachkommen, auf die sich die Mutation weiter ausbreitet. Als Beispiel sei hier die grandiose Erbgutveränderung genannt, die es unseren Urahnen etwas leichter machte, aufrecht zu stehen.
So ähnlich müssen sich auch die Blutgruppen entwickelt haben, glauben Wissenschaftler. Beispielsweise die in Afrika häufig vorkommende Blutgruppe duffy-negativ. Das hat einen klaren evolutionären Vorteil beim Schutz vor Malaria. Bei dieser Krankheit bauen Parasiten rote Blutkörperchen ab und behindern so den Sauerstofftransport im Körper. Menschen mit einer duffy-negativen Blutgruppe fehlt ein bestimmtes Eiweiß auf ihren roten Blutkörperchen. Und das ist genau das Eiweiß, das normalerweise einer der fünf Malariaparasiten, Plasmodium vivax, als Zugangsweg nutzt. Folge: schlechterer Zugang zu den roten Blutkörperchen - geringeres Malariarisiko. Evolutionstechnisch äußerst praktisch, wenn man in Afrika lebt.
Blutgruppe Null negativ ist universell
Und so gibt es mehr Blutgruppen, die ein wenig vor bestimmten Krankheiten schützen sollen oder gerade das Risiko dafür irgendwie erhöhen, wie eine Übersichtsstudie zeigte. Aber um nun zu sagen, "Verflixt, den Tripper habe ich mir nur eingefangen, weil ich Blutgruppe B habe", das geht dann doch wirklich zu weit. Ein Kondom schützt zweifellos viel besser als jede Blutgruppe.
Die blutgruppenbedingten Unterschiede im Krankheitsrisiko sind in der Regel gering. Außerdem gibt es angesichts der enormen Zahl von Krankheiten, die ein Mensch bekommen kann, keine "beste Blutgruppe". Aber wenn Ihnen vor allem das Schicksal Ihrer Mitmenschen am Herzen liegt, dann lässt sich tatsächlich ein Gewinner präsentieren: Blutgruppe Null negativ. Diese Blutgruppe - weltweit haben nur vier Prozent der Menschen diesen Typ, in Deutschland etwa sechs Prozent - ist ein echtes Universalmittel. Verlieren Patienten so schnell Blut, dass keine Zeit mehr ist, die Blutgruppe zu testen, verabreicht man ihnen Null negativ, denn das akzeptiert jeder Körper, ohne dass das Immunsystem durchdreht.

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