Sonntag, 26. Juli 2020

Wie Probiotika Depressionen lindern


Probiotika sind nicht nur gut für Darm und Immunsystem, sondern lindern auch Depressionen.

 

Dass die Zusammenstellung der Darmbakterien die Psyche beeinflusst, haben verschiedene Forschungen inzwischen bestätigt. Deshalb können Probiotika zur Linderung von Depressionen beitragen, was eine aktuelle Studie erneut bestätigt.

Was passiert da eigentlich mit den Nervenbotenstoffen oder Neurotransmittern und welche Probiotika lindern Symptome bei Depressionen?

Probiotika und Präbiotika

Probiotika alleine, aber auch in Kombination mit Präbiotika, lindern deutlich die Beschwerden bei Depressionen. Viele Nahrungsmittel, wie Kimchi, Sauerkraut und sogar Oliven, sind gute Quellen für Probiotika. Nicht zu vergessen natürlich Joghurt und Kefir. Sie sind darum bei Depressionen empfehlenswert.

Was ist der Unterschied zwischen Präbiotika (auch Prebiotika) und Probiotika? Präbiotika sind unverdauliche Lebensmittelbestandteile, durch die sich die nützlichen Darmbakterien vermehren. Probiotika sind Zubereitungen, die lebende Bakterienstämme enthalten, wie Milchsäurebakterien, Bifidobakterien und Hefen.

Was die neue Studie zeigt, ist, dass Prä- und Probiotika tatsächlich bei Depressionen eine Wirkung haben. Sie lindern auch Ängste, aber die Wirkung bei Depressionen ist stärker. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal „BMJ Nutrition, Prevention & Health“ veröffentlicht.

Die Darm-Hirn-Achse

Der Hauptgrund, warum Probiotika Depressionen lindern, ist die Verbindung zwischen Gehirn und Darm. Die Darmflora arbeitet mit dem zentralen Nervensystem zusammen und beides steht in ständiger Kommunikation miteinander. Die Darmbakterien senden Signale an das Gehirn und bekommen Rückmeldung, so dass beides gut funktioniert. Darum wirken beispielsweise Beruhigungsmittel nicht nur auf das Gehirn, sondern auch auf den Darm. Und auf diese Weise beeinflussen die Darmbakterien auch die geistige und psychische Funktion.

Joghurt alleine lindert schon Beschwerden

Schon Joghurt alleine ist in der Lage, die Stimmung aufzuhellen. Es gibt sogar Hinweise, dass Joghurt die Beschwerden dank seiner Milchsäurebakterien aufhebt. Um genaue Einsicht zu bekommen, in welchem Umfang Probiotika die Symptome von Depressionen lindern, nahmen die Wissenschaftler Studien aus 2003 bis einschließlich 2019 unter die Lupe. Die Teilnehmer waren über 18 Jahre alt, mit der Diagnose Depression und/oder Angst und sie erhielten Prä- oder Probiotika. Alle Studien zeigten eine deutliche Verbesserung der depressiven Beschwerden. Für die Studien nahmen die Teilnehmer Kapseln mit einem oder mehreren Bakterienstämmen ein. Die Dosis variierte zwischen zwei und 20 Milliarden CFU’s (engl. colony forming unit = koloniebildende Einheit). Eine Portion Joghurt von 100 Gramm enthält meist 100 Millionen Mikroorganismen pro Gramm, und enthält damit ungefähr zehn Milliarden Bakterien. Bei Kimchi ist es ungefähr gleich. Das reicht aus, um Depressionen zu lindern. Es wurden vor allem zwölf verschiedene Stämme der Firmicutes und Actinobakterien untersucht. Aber auch Lactobazillen und Bifidobakterien waren darunter. Von den zwölf Stämmen besserten elf die Beschwerden bei Depressionen. Sowohl alleine als auch in Kombination mit anderen Bakterien.

Das Bakterium L. plantarum linderte zwar die Beschwerden nicht, beeinflusste aber positiv die Denkleistung. Diese Bakterienart findet man zum Beispiel in Kimchi.

Präbiotika alleine hatten keine deutliche Wirkung auf die Depression, aber in Kombination mit Probiotika.

Wie wirken Probiotika?

Probiotika produzieren aktive Stoffe wie Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter). Die nützlichen Bewohner des Darms stellen Stoffe her, die die Stimmung aufhellen. Dazu gehören GABA (Gamma-Amino-Buttersäure), das im Gehirn aus Glutamat hergestellt wird, sowie die Botenstoffe Serotonin, Catecholamine und Acetylcholin. Über die Darmwandzellen senden diese Botenstoffe Signale zum Gehirn und üben auf diese Weise eine Wirkung aus. Spezielle Probiotika haben dabei eine eigene ganz besondere Wirkung. Es ist also nicht verwunderlich, dass manche Probiotika Depressionen lindern.

Bei Stress und Depressionen

Durch eine 30-tägige Einnahme von L. helveticus und B. longum lassen Stress, vor allem Wut und Ärger, aber auch Ängste nach.

Die Kombination von L. rhamnosus und L. helviticus normalisiert Angstverhalten und verbessert Lern- und Gedächtnisschwächen.

Eine ähnlich gute Wirkung auf die Psyche haben auch B. longum und B. breve.

L. plantarum ist nützlich, um die Produktion von Dopamin und Serotonin zu erhöhen, was ebenfalls depressives Verhalten reduziert und die Konzentration des Stresshormons Cortisol senkt.

Chronische Erschöpfung

L. casei Shirota linderte in Studien das chronische Erschöpfungssymptom. Dafür erhielten Patienten acht Wochen lang 24 Milliarden CFU’s. Die Erschöpfung ließ nach und vorhandene Ängste nahmen ab.

 

Weil die Wirkung mancher Probiotika auf die Psyche doch stark ist, haben manche Probiotika schon den Beinamen „Psychobiotika“ erhalten.

Bakterien als Antidepressivum

Es ist eine interessante Tatsache, dass Probiotika Depressionen lindern und die Stimmung aufhellen. Obwohl diese Erkenntnisse nicht neu sind, wurden in den letzten Jahren immer neue Fakten entdeckt. Doch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten Wissenschaftler, dass Menschen, die fermentierte Nahrungsmittel aßen, länger und gesünder lebten.

Positiveres Sozialverhalten

Interessant ist, dass die Wirkung weiter geht als nur die Linderung der Depression. Es gibt auch eine Wirkung bei Autismus. Wenn Kinder früh in ihrem Leben Bacteroides fragilis erhalten, verändert das bestimmte Verhaltensstörungen, die mit Autismus in Verbindung stehen. Das Bakterium L. reuteri hebt sogar die Verhaltensstörung bei Autismus auf. Auch das Bakterium L. rhamnosus, das in vielen Milchprodukten zu finden ist, wirkt positiv auf das Sozialverhalten und dämpft obsessiv-zwanghaftes Verhalten. Es lohnt sich also bei psychischen Beschwerden Probiotika als unterstützende Behandlung einzusetzen.

8 gesunde fermentierte Lebensmittel, die eine Zunahme der nützlichen Darmbakterien fördern, finden Sie hier.

 

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