Sonntag, 5. Januar 2014

Lebensstil beeinflusst stark die Wirkung einer Chemo-Therapie


Grapefruit passt nicht zur Chemotherapie
(Foto: Corinaselberg / pixabay.com)

Bestimmte Lebensmittel können bei einer Chemo-Therapie die Wirkung beeinflussen. Grapefruit kann sogar gefährlich werden.


Das Essen fettiger Nahrung oder auch eine vermeintlich gesunde Grapefruit kann in Kombination mit manchen Krebsmedikamenten zu gefährlich hohen Konzentrationen der Arzneimittel führen. Aber auch das Gegenteil kann passieren. So können Medikamente gegen Depressionen die Wirksamkeit des Krebsmedikamentes Tamoxifen gerade reduzieren. »Und so gibt es noch viel mehr persönliche Faktoren, die die Wirkung von Krebsmedikamenten beeinflussen und die von Ärzten und Patienten noch wenig oder gar nicht berücksichtigt werden. Das muss sich ändern«, sagt Professor Dr. Ron Mathijssen, Facharzt für internistische Onkologie und klinische Pharmakologie am Erasmus MC in Rotterdam.

Viele individuelle Faktoren haben Einfluss auf die Chemo-Therapie

Obwohl Ärzte die Therapien immer mehr auf den einzelnen Patienten abstimmen, berücksichtigen sie dabei vor allem den Aufbau des Tumors und legen fest, welche Medikamente bei diesem spezifischen Tumor am besten wirken. »Darüber hinaus muss man aber auch auf eine Vielzahl patientenbezogener Faktoren wie Ernährung, genetische Merkmale, weitere Medikamente, alternative Arzneimittel, Nikotin- und Alkoholkonsum und auch die biologische Uhr achten. Das alles kann in hohem Maße Einfluss auf die Konzentration des Krebsmedikamentes beim Patienten haben. Am besten wäre es, die Arzneimittelkonzentration im Blut regelmäßig zu messen. Macht man das nicht, dann ähnelt die Verabreichung des Medikaments einer Autofahrt ohne Tacho-Anzeige. Sie glauben, Sie fahren 130 km schnell, aber möglicherweise ist Ihre Geschwindigkeit völlig anders«, sagt Mathijssen.

Grapefruit passt nicht in eine Chemo-Therapie

Die Ernährung kann die Wirkung von Krebsmedikamenten sehr stark manipulieren. Mathijssen: »Das Essen von Grapefruit während einer Chemo-Therapie ist beispielsweise verhasst! Grapefruit kann dafür sorgen, dass Enzyme in der Leber zeitweise weniger gut funktionieren, mit dem Ergebnis, dass das Krebsmedikament schlechter abgebaut wird. Als Folge davon kann die Konzentration des Medikaments im Blut sogar verdoppelt werden, was bei manchen Arzneimitteln selbst lebensgefährlich werden kann! Kliniken sollten daher dafür sorgen, dass Grapefruits aus der Umgebung von Krebspatienten verbannt werden.«

Auch fetthaltige Nahrungsmittel haben Einfluss

Krebsmedikamente können auch auf Fett in der Nahrung reagieren. Manche Arzneimittel sind fettlöslich, beispielsweise das Mittel Lapatinib (europäischer Handelsname Tyverb®), ein Medikament gegen Brustkrebs. Bei der Einnahme dieses Medikaments zusammen mit fetthaltigen Nahrungsmitteln kann sich die Wirkung um das Vierfache verstärken. »Patienten wird momentan geraten, Lapatinib auf nüchternen Magen einzunehmen. Würde man die Einnahme dieses teuren Arzneimittels mit einer Mahlzeit kombinieren, könnte man die Kosten erheblich senken«, meint Mathijssen.

Rauchen kann die Wirkstoffkonzentration senken

Die Lebensweise beeinflusst auch die Konzentration des Krebsmedikamentes im Blut. Rauchen kann zum Beispiel den Wirkstoffspiegel im Blut absenken. Mathijssen: »Nehmen Sie als Beispiel Patienten, die gegen Darmkrebs Irinotecan bekommen und gleichzeitig rauchen. Rauchen treibt die Leber an, wodurch die Arbeit verschiedener Enzyme beschleunigt wird. Wir haben gemessen, dass Raucher eine 40 Prozent niedrigere Konzentration dieses Medikaments im Blut haben als Nichtraucher.«

Vorsicht auch bei pflanzlichen Arzneimitteln

Neben Ernährung und Lebensweise haben möglicherweise auch andere individuelle Faktoren Einfluss auf die Chemo-Therapie. »Die biologische Uhr zum Beispiel.« Im Erasmus MC läuft gerade eine Untersuchung zum Zeitpunkt, wann Patienten am besten ihre Medikamente einnehmen sollten. Darüber hinaus können alternative Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Mathijssen: »Etwa 14 Prozent der Krebspatienten verwendet Johanniskraut-Präparate, wobei diese Mittel die Konzentration von Irinotecan mit mehr als 40 Prozent senken.«

Quelle: Erasmus MC Rotterdam

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