Montag, 12. August 2019

Wie Schlaf-Apps Schlafprobleme verursachen


Der Trend, unsere Gesundheit und unseren Schlaf mit allen technischen Finessen im Auge zu behalten, kann erst recht zu Problemen führen.

Wir schlafen zu wenig und Unternehmen gehen darauf gerne ein und machen sich diese Probleme zunutze. Mit ausgezeichneten Werbestrategien wollen sie uns glauben machen, dass ihre Gadgets die Lösung sind, um besser und mehr zu schlafen. Aber weder Apps noch Schlaf-Monitore sagen etwas über die Schlafqualität, sagen Schlafexperten.
Jeder Dritte schläft schlecht
Wir schlafen immer schlechter, wie Untersuchungen in den vergangenen Jahren gezeigt haben. Jeder Dritte hat mit Schlafproblemen zu kämpfen, sei es das Einschlafen oder auch das Durchschlafen. Die wenigsten Erwachsenen kommen noch auf die empfohlenen sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Das lässt sich unter anderem durch unseren veränderten Lebensstil erklären: Wir sind Teil eines 24-Stunden-Systems, in dem Menschen immer mehr tun wollen und müssen. Was wir einsparen, ist die Nachtruhe. Aber durch diese berufliche und soziale Verkürzung der Schlafzeit laufen Menschen tagsüber Gefahr, völlig übermüdet zu sein.
Verhängnisvoller Trend
Westliche Länder sind schon seit einiger Zeit auf die körperliche Gesundheit fixiert. Das wenden Menschen auch auf ihr Leben und ihre Nachtruhe an. Guter Blutdruck und Puls, genügend Schritte pro Tag, aber auch mindestens acht Stunden Schlaf. Das soll registriert und dokumentiert werden. Dafür verwenden wir allerlei Apps und Überwachungssoftware. Schlaf-Apps messen die Bewegungen im Schlaf. Bewegungen zeigen an, ob Menschen in Ruhe oder aktiv sind, sagt aber nichts darüber aus, ob man schläft oder nur im Bett liegt. Die Apps vermitteln also überhaupt kein richtiges Bild der Schlafqualität, auch wenn die Hersteller der Apps und Gadgets das behaupten. Die Produkte sind daher auch nicht klinisch getestet. Man kann erst über die Schlafqualität etwas aussagen, wenn mit Hilfe von Elektroden am Kopf die Gehirnaktivität, die Augenbewegungen und die Muskelaktivität gemessen werden. Erst dann weiß man, in welcher Schlafphase man sich befindet und wie die Phasen verlaufen.
Überwachung verursacht Stress
Schlafmessungen verursachen Stress. Viele Menschen sind dann auch getrieben von ihren Ergebnissen. Sowohl das Einstellen einer Uhr am Abend und das Messen der Schlafzeit, sowie morgens die Feststellung, dass die Nachtruhe schlecht war, hat verheerende Auswirkungen. Diese Apps und Monitoring-Gadgets machen Menschen so viel Angst, dass sie erst recht Schlaflosigkeit entwickeln. Das ist also kontraproduktiv.
Schlafexperten raten sogar dazu, den Wecker unters Bett zu legen. So sieht man nachts nicht die Uhrzeit, wenn man mal aufwacht, aber hört trotzdem morgens den Wecker klingeln. Wer nachts dauernd die Uhrzeit vor Augen hat, steht noch mehr unter Druck, was noch schlechter schlafen lässt. Die Apps und Schlafmonitore haben genau den gleichen Effekt. Die Menschen fixieren sich auf die Ergebnisse und erleben dadurch Stress. Es ist daher wichtig, einen strukturierten und gesunden Tag-Nacht-Rhythmus zu entwickeln. Wir sollten zu einer festen Zeit schlafen gehen und aufstehen und uns anderthalb Stunden vor dem Einschlafen von Internet, Smartphone und Fernsehen verabschieden. Wir müssen diese Zeit nutzen, um Ruhe zu finden und den Tag abzuschließen.
Schlafspezialisten sagen, dass eineinhalb Stunden Entspannung vor dem Schlafengehen sehr förderlich für eine gute Nachtruhe sind. Das bereitet auf den Schlaf vor und er wird dadurch besser sein. Wenn man zehn Minuten vor dem Schlafengehen noch schwer beschäftigt ist, wird das Einschlafen länger dauern und schwieriger sein.
Schlechte Angewohnheiten
Menschen neigen dazu, vor dem Schlafengehen oder wenn sie nachts Aufwachen Nachrichten und Mails zu checken, aber das aktiviert Körper und Geist wieder. Sie landen wieder in den Tagesaktivitäten und das Licht der elektronischen Geräte bewirkt, dass die Melatoninausschüttung verzögert oder reduziert wird. Melatonin ist ein Hormon, das dem Körper hilft, einzuschlafen. Wenn die Ausschüttung verzögert wird, verzögert sich auch die Einschlafphase.
Auch morgens haben wir so unseren schlechten Angewohnheiten, wie länger im Bett liegenbleiben. Menschen verlängern ihre Zeit im Bett am Morgen, weil sie denken, dass sie mindestens acht Stunden schlafen müssen. Es ist besser, das zu vermeiden, denn länger im Bett zu liegen, wirkt entgegengesetzt. Es zerstückelt den Schlaf. Darüber hinaus verbinden Menschen ihre Beschwerden während des Tages häufig mit ihrer Nachtruhe, aber manchmal erfährt man Übermüdungsprobleme, weil man gestresst ist. Wenn der Tag zu voll gepackt ist oder man sich nicht wohl in seiner Haut fühlt, führt das auch zu Erschöpfung. Müde sein, sollte also nicht ausschließlich mit Schlaf in Verbindung gebracht werden. Schlaf-Apps sind Teil einer zunehmenden Tendenz, unsere Gesundheit mit Hilfe von Technik zu messen. Aber der Trend, unseren Schlaf zu messen, ist problematisch. Je mehr man sich auf den Schlaf konzentriert, desto mehr wird man wachliegen.

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