Donnerstag, 11. Januar 2024

Abnehmen verändert Darmflora und Gehirnaktivität

Abnehmen verändert die Darmbakterien und die Gehirnaktivität (Foto: pixabay.com)


Eine Gewichtsabnahme hat mehr Einfluss auf den Körper, als man denkt: Darmflora und Gehirnaktivität verändern sich ebenfalls.

 

Nicht nur die Figur ändert sich, wenn man Gewicht verliert: Abnehmen sorgt auch für große Veränderungen in der Zusammenstellung der Darmbakterien und der Gehirnaktivität, was sich wiederum gegenseitig beeinflusst.

 

Einige Kilos Gewicht verlieren oder dauerhaft abnehmen gehören zu den beliebtesten guten Vorsätzen für ein neues Jahr. Aber so schnell wie man zunimmt, so schwierig kann es sein, die Kilos wieder loszuwerden. Unser Darm, Hormone und unser Gehirn beeinflussen nämlich zusammen unser Gewicht und unser Essverhalten. Aber was passiert, wenn man es schafft, abzunehmen? Beeinflusst das andersherum auch den Körper? Das erforschten chinesische Wissenschaftler.

Periodische Energiebegrenzung

Sie untersuchten dafür insbesondere Menschen mit Übergewicht, die eine spezielle Diät machten: „intermittent energy restriction“ oder „periodische Energiebegrenzung“. Dies bedeutete, dass die Teilnehmer manchmal Tage hatten, an denen sie sehr wenig aßen, und manchmal Tage, an denen sie normal aßen. Diese Diät dauerte insgesamt 62 Tage und bestand aus zwei Teilen. Im ersten Teil erhielten die Teilnehmer von einem Ernährungsberater spezielle Mahlzeiten mit immer weniger Kalorien. So lange, bis die Mahlzeiten schließlich nur noch ein Viertel einer normalen Nahrungsaufnahme enthielten. Im zweiten Teil bekamen die Teilnehmer eine Liste mit gesunden Lebensmitteln zur Auswahl, die für Frauen etwa 500 Kalorien und für Männer 600 Kalorien pro Tag enthielt.

Die Ergebnisse der Diät

Die Forscher interessierten sich besonders für die Beziehung zwischen den Bakterien im Darm, dem Gehirn und dem Essverhalten. Daher untersuchten sie diese gesundheitlichen Aspekte der Teilnehmer vor, während und nach der Diät. Zu diesem Zweck analysierten sie den Stuhl, nahmen Blutproben und führten Gehirnscans durch. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die Diät bei dieser Gruppe gut zum Abnehmen geeignet war: Die Teilnehmer nahmen im Durchschnitt 7,6 Kilo ab. Außerdem hatten sie weniger Körperfett, eine schmalere Taille, einen niedrigeren Blutdruck und bessere Blutzucker-, Cholesterin- und Leberwerte.

Der Einfluss von Bakterien

Die Diät wirkte sich aber auch auf die Darmbakterien und die Gehirnaktivität aus. So beobachteten die Forscher nach der Diät eine geringere Gehirnaktivität in den Bereichen, die mit Appetit und Sucht zu tun haben. Sie stellten auch fest, dass sich das Verhältnis der verschiedenen Arten von Darmbakterien veränderte. So verringerte sich beispielsweise der Anteil der Arten Escherichia coli, Coprococcus comes und Eubacterium hallii. Von diesen Bakterienarten weiß man, dass sie die Gehirnregion bremsen, die für eine Reihe von ausführenden Funktionen wichtig ist, wie die Willenskraft zum Abnehmen. Im Gegensatz dazu waren die Bakterienarten Parabacteroides distasonis und Faecalibacterium plautil sogar aktiver. Diese Bakterienarten beeinflussen die Gehirnbereiche, die mit Aufmerksamkeit, Impulsunterdrückung, Emotionen und Lernen zu tun haben.

Das Körpergewicht bestimmt die Nahrungsauswahl

Es ist sehr wichtig, auf diese veränderte Gehirnaktivität zu achten, meint Qiang Zeng, einer der Wissenschaftler. „Übergewicht ist eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, schnell abzunehmen, aber ein normales Gewicht ein Leben lang zu halten, ist viel schwieriger.“ Ironischerweise bestimmt das Gewicht dabei auch die Lebensmittelauswahl, erzählt Zeng. „Schauen Sie sich die Menschen um Sie herum an. Wer kann schon einem leckeren Stück Kuchen widerstehen, wenn er die Wahl hat? Schlanke Menschen wählen von Natur aus eher kalorienarme Lebensmittel, während übergewichtige Menschen eher zu kalorienreichen Lebensmitteln tendieren“, so Zeng, und das könnte an dieser Wechselwirkung zwischen Darm und Gehirn liegen.

Wechselwirkung zwischen Darm und Gehirn

„Das Darmmikrobiom beeinflusst den Energiehaushalt und verständigt sich auch mit dem Gehirn über eine Achse, die wir „Gehirn-Darm-Mikrobiom-Achse“ nennen“, erklärt Zeng. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben bereits gezeigt, dass diese Achse an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist, aber wie genau die Kommunikation funktioniert, ist noch unklar. Damit hat auch diese Studie zu kämpfen. Dass die beobachteten Veränderungen zusammenhängen, scheint klar zu sein, aber was genau die Ursachen und was die Auswirkungen sind, nicht. „Wir gehen davon aus, dass die Bakterien im Darm mit dem Gehirn auf komplizierte Weise in beide Richtungen kommunizieren. Die Bakterien stellen Stoffe her, die über die Nerven und das Blut ins Gehirn gelangen. Umgekehrt reguliert das Gehirn das Essverhalten, während die Nahrung, die wir zu uns nehmen, die Zusammensetzung der Bakterien im Darm verändert“, sagt die Wissenschaftlerin Xiaoning Wang.

Weiterführende Studien

Obwohl es noch unbeantwortete Fragen darüber gibt, ob Veränderungen im Darmmikrobiom Veränderungen im Gehirn verursachen oder umgekehrt, geben diese Ergebnisse laut Zeng eine Richtung für weitere Forschungen darüber vor, wie die Kommunikation zwischen dem Darmmikrobiom und dem Gehirn die Gewichtsabnahme beeinflusst. Laut Mitautorin Liming Wang lautet die nächste Frage daher, wie genau die Bakterien im Darm und im Gehirn bei übergewichtigen Menschen kommunizieren, auch wenn sie abnehmen. „Welche spezifischen Bakterien im Darm und welche Gehirnregionen sind zum Beispiel besonders wichtig für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme und für die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts?“

Die Wissenschaftler erhoffen sich dadurch ein besseres Verständnis darüber, welche Rolle die Darmbakterien und das Gehirn bei Übergewicht und Gewichtsabnahme spielen, was nicht nur neue Wege zum Abnehmen, sondern auch zum Gesundbleiben eröffnen könnte.

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