Sonntag, 26. Oktober 2014

Gichtpatienten sind häufiger von Typ 2-Diabetes betroffen


Wer Gicht hat, bekommt auch häufiger Typ 2-Diabetes. Das gilt besonders für Frauen. Weibliche Gichtpatienten erkranken doppelt so häufig an Diabetes.

Frühere Forschungen haben schon eine Verbindung zwischen Gicht und Diabetes angedeutet. Die Ergebnisse beschränkten sich allerdings auf eine Studie mit männlichen Teilnehmern, die ein hohes Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall hatten. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob die Verbindung allgemein in der Bevölkerung besteht und auch Frauen einschließt.

Die Forscher durchsuchten eine Datenbank mit 7,5 Millionen registrierten Patienten aus 477 Hausarztpraxen in Großbritannien. Auswahlkriterium war ein Mindestalter von 20 Jahren und einer Dokumentation von mindestens einem Jahr. Die Studie wurde von Januar 1995 bis Mai 2010 durchgeführt. Jeder der 35.339 neu diagnostizierten Gichtfälle wurde mit bis zu fünf Personen aus der Datenbank ohne Gicht verglichen.

Umfangreiche Daten aus der Bevölkerung
Personen in der Vergleichsgruppe hatten dasselbe Geschlecht, Alter und Körpergewicht, denn Übergewicht ist ein starker Risikofaktor für sowohl Gicht als auch Diabetes. Die Gesundheitsdatenbank THIN (Health Improvement Network) enthielt auch Informationen für andere mögliche Einflussfaktoren wie Alkohol- und Nikotinkonsum, Hausarztbesuche und Gesundheitsprobleme sowie deren Behandlung.

Männer: Gicht mit 62, Frauen: Gicht mit 67
72 Prozent der neu diagnostizierten Gichtfälle betrafen Männer mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren; Frauen waren bei der Diagnose schon durchschnittlich 67 Jahre. Alle neuen Gichtpatienten tranken mehr Alkohol, besuchten öfter den Hausarzt, hatten mehr Gesundheitsprobleme und nahmen häufiger Cholesterinsenker und Diuretika zur Senkung des Blutdrucks ein im Vergleich zu Patienten ohne Gicht.

Gichtpatienten öfter mit Diagnose Diabetes
Die Gichtpatienten erhielten während der Studienperiode sehr viel häufiger die Diagnose Typ 2-Diabetes: 9,6 auf 1.000 gegenüber 6,7 auf 1.000 Patienten in der Vergleichsgruppe. Und obwohl die Risikofaktoren bei den Männern zahlreich waren, hatten die Frauen eine höhere Rate an Diabetesfällen: 10,1 auf 1.000 gegenüber 5,6 auf 1.000 in der Kontrollgruppe. Der Unterschied betraf alle Altersgruppen und das absolute Risiko berechneten die Forscher auf 4,5 Diabetesfälle auf 1.000 Frauen und 2,3 auf 1.000 männliche Patienten. Die Unterschiede zeigten sich auch im relativen Risiko ab: Frauen mit Gicht hatten ein 71 Prozent höheres Risiko für Diabetes gegenüber 22 Prozent bei den Männern.

Chronische Entzündungen oder gemeinsame Risikofaktoren die Ursache?
Die Studie war eine Beobachtungsstudie, deshalb können keine definitiven Schlüsse über Ursache und Wirkung gezogen werden. Aber es ist die erste Studie, die zeigt, dass es einen Link zwischen Gicht und Typ2-Diabetes gibt, erklären die Studienautoren. Die für Gicht typischen chronischen Entzündungsprozesse können die Entstehung von Diabetes fördern, glauben sie. Alternativ können die gemeinsamen Risikofaktoren beider Erkrankungen die Verbindung zwischen Gicht und Diabetes erklären. Risikofaktoren für Diabetes bei Patienten mit Gicht - besonders bei Frauen - sollten registriert und möglichst umgehend behandelt werden, empfehlen die Studienautoren.

Quelle: Young Hee Rho, Na Lu, Christine E Peloquin, Ada Man, Yanyan Zhu, Yuqing Zhang, Hyon K Choi: Independent impact of gout on the risk of diabetes mellitus among women and men: a population-based, BMI-matched cohort study. Ann Rheum Dis. 2014 Oct 2. pii: annrheumdis-2014-205827. doi: 10.1136/annrheumdis-2014-205827

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