Mittwoch, 4. Mai 2016

Happy-Heart-Syndrom: Wenn Glück das Herz bricht


Nicht nur Trauer kann das Herz brechen, auch
Freude und Glück können das Herz überstrapazieren
(Foto: OpenClips - pixabay.com)
Beim Happy-Heart-Syndrom wird das Herz durch positive Emotionen geschädigt. Freude und Glück lösen herzinfarkt-ähnliche Symptome aus.


Ein »gebrochenes Herz« oder englisch »broken heart« verbinden die meisten Menschen mit traurigen Ereignissen. Dass solche emotionalen Tiefpunkte krank machen können, wussten Mediziner bereits. Doch neue Studien stellen fest, dass auch die emotionalen Höhepunkte im Leben krank machen können.

Broken-Heart-Syndrom auch bei neurologischen Erkrankungen möglich
Negativer körperlicher und emotionaler Stress können das Herz so stark angreifen, dass herzinfarkt-ähnliche Beschwerden auftreten und die Pumpfunktion des Herzens stark beeinträchtigt wird: Mediziner sprechen dann vom Broken-Heart-Syndrom. Dieser Zustand kann durchaus lebensgefährlich sein und nach neuen Erkenntnissen auch nach akuten neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie, Hirnblutungen oder Schlaganfall auftreten. Eine eindeutige Diagnose lässt sich nur durch eine Herzkatheteruntersuchung feststellen, denn alleine beim Herzinfarkt sind verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße nachzuweisen. Bei der Schädigung durch Emotionen gehen die Mediziner von einer akuten Verkrampfung kleinster Gefäße im Herzen aus, was zu einer schlechteren Durchblutung und Sauerstoffmangel führt und sich wie beim Herzinfarkt mit Atemnot und Schmerzen in der Brust äußert.

Wenn Freude das Herz bricht
Doch nicht nur Trauer, Verlust oder Mobbing können die Herzleistung akut gefährden, sondern auch vermeintlich freudige Ereignisse oder glückliche Momente wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Geburten oder der Sieg des Lieblingssportvereins. Mediziner gaben dem Krankheitsbild daher den Namen Happy-Heart-Syndrom.
Frauen nach den Wechseljahren sind am meisten gefährdet. 95 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Das Durchschnittsalter der Frauen mit Happy-Heart-Syndrom lag in den Studien bei 65 Jahren und mit Broken-Heart-Syndrom bei 71 Jahren.

Bei Herzinfarkt-Symptomen auch an Happy-Heart-Syndrom denken
Notfall-Mediziner sollten in Zukunft bei Patienten, die mit Symptomen eines Herzinfarktes wie Atemnot und Brustschmerz zu ihnen kommen, sowohl ans Broken- als auch ans Happy-Heart-Syndrom denken. Haben solche Patienten kurz zuvor negativen oder positiven emotionalen Stress erfahren, könnte beides in Frage kommen. Bislang galten positive Gefühle als Risiko senkend für Herz-Kreislauf-Krankheiten, doch vielleicht sind Patienten mit Happy-Heart-Syndrom besonders anfällig für Herz-Schädigungen durch glückliche Emotionen.

Mediziner glauben an eine Herz-Hirn-Achse
Obwohl positive und negative Gefühle unterschiedliche Reaktionen im Gehirn auslösen, glauben Mediziner, dass beide Emotionen gemeinsame Nervenverbindungen im zentralen Nervensystem aktivieren, die den Herzmuskel schädigen. Um die Ursache der Erkrankung genauer zu analysieren, wollen die Forscher nun mit bildgebenden Verfahren die Hirnregionen untersuchen, die Emotionen verarbeiten. Ganz neu ist es nicht, dass Freude dem Herzen auch schaden kann. Die Studienautoren wussten bereits aus früheren Untersuchungen, dass Menschen an ihrem Geburtstag 27 Prozent eher einen Herzinfarkt erleiden als an anderen Tagen.

Quelle: Jelena R. Ghadri et al. Happy heart syndrome: role of positive emotional stress in takotsubo syndrome. European Heart Journal, 2016 DOI: 10.1093/eurheartj/ehv757

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