Donnerstag, 4. Juni 2015

Gute-Laune-Bakterien: Probiotika sorgen für bessere Stimmung

SG Yakult 4 flavours
Probiotika beugen depressiven Stimmungen vor
By Dezzawong (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Wer regelmäßig Probiotika zu sich nimmt, kann depressiver Stimmung und übermäßigem Grübeln vorbeugen.


Die Einnahme sogenannter Probiotika - Zubereitungen mit lebenden und gesundheitsfördernden Bakterien wie zum Beispiel Milchsäurebakterien - sorgen dafür, dass Menschen weniger grübeln. Daher könnten solche Nahrungsergänzungen zukünftig eine vorbeugende oder ergänzende Therapie bei Depressionen darstellen. Das ergaben Forschungen der Universitäten Amsterdam und Leiden. Darüber hinaus gibt eine neue Pilotstudie der Universität Wageningen Hinweise darauf, dass Probiotika vielleicht auch bei Migräne helfen.

Grübeln als Indikator für Depressionen
Es wurde zum ersten Mal untersucht, ob die Einnahme von Probiotika gegen Grübeln und besorgte Stimmung hilft. »Grübeln äußert sich in wiederkehrenden Gedanken über die möglichen Ursachen und Folgen von Trübsal und Elend«, erklärt Wissenschaftlerin Dr. Saskia van Hemert. »Bewiesen ist, dass Grübeln ein Indikator für Depressionen ist; es ist einer der stärksten Vorhersagefaktoren für eine Depression. Probiotika könnten in Zukunft ein Mittel gegen Depressionen werden, da die Studie darauf hinweist, dass Probiotika Grübeln vorbeugen«, so van Hemert.

Lebende Bakterien gegen trübe Gedanken
Probiotika sind lebende Bakterien, die, wenn sie in entsprechenden Mengen verabreicht werden, wirksam sind in Bezug auf die Verdauung und das Immunsystem. Die Probiotika-Teilnehmer in der Studie grübelten nach diesen vier Wochen bedeutend weniger als die Kontrollgruppe. Probiotika machen Menschen widerstandsfähiger gegen negative Gedanken, die schließlich zur Depression führen, schreiben die Studienautoren. Vor allem die Neigung zu aggressiven Gedanken wurde nach der vierwöchigen Einnahme von Probiotika geringer. Die Forscher vermuten, dass Probiotika die Produktion von Serotonin im Darm fördern. Der Botenstoff Serotonin sorgt im Gehirn für ein Glücksgefühl.

Bakterien beeinflussen die Gehirnfunktion
Bereits in früheren Studien sprachen sich Forscher über die positive Wirkung von Probiotika aus. Die nützlichen Darmbakterien verändern nämlich die Art und Weise wie unser Gehirn arbeitet und bieten so neue Möglichkeiten, um Probleme wie Stress, Unruhe, Angst und Depressionen zu lindern. Diese Meinung teilen auch John Cryan, Professor für Neurowissenschaften und Psychiatrie-Professor Ted Dinan am University College Cork, im Fachjournal »Proceedings of the National Academy of Sciences«.
Dinan: »Nahrungsergänzung mit Probiotika-Bakterien, die von Natur aus in unserem Darm leben, können vielleicht einmal eine neue alternative Behandlung sein für Depressionen und andere psychische Erkrankungen. Bei Menschen mit den unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen findet man eine geringere Bakterien-Vielfalt in der Darmflora.«

Psychobiotika fürs Bauchhirn
Forscher nennen die Bakterien, die eine positive Wirkung auf unser Verhalten und unsere Gehirnfunktion haben, Psychobiotika. Sie produzieren im Darm neuroaktive Substanzen wie die Gamma-Amino-Buttersäure GABA (engl. gamma-amino-butyric acid) und Serotonin, zwei Neurotransmitter, die eine wichtige Rolle spielen bei der Nervenstimulation, der Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und unserem Gemütszustand. Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn ist in der Wissenschaft gut bekannt. Der Darm wird von Experten auch als zweites Gehirn, Bauchhirn oder Darmhirn bezeichnet.

Nützliche Bakterien auch gegen Migräne?
Probiotika beugen aber nicht nur Grübeln und Trübsal blasen vor, sondern auch Migräne soll durch die nützlichen Mikroorganismen geheilt werden können. Die Studienteilnehmer von der Universität Wageningen konnten jedenfalls eine Abnahme ihrer Migränetage um 25 Prozent beobachten. Die Hypothese ist, dass Probiotika einen positiven Effekt haben auf die Darmbarriere und so Migräneanfällen vorbeugen. Eine Störung der Darmbarriere soll nämlich Migräne auslösen können und es ist bekannt, dass Probiotika die Darmbarriere stärken können. Eine weniger durchlässige Darmwand hemmt Entzündungen im Körper und damit auch im Gehirn. Momentan läuft eine neue Studie an der Universität Wageningen, die die positive Wirkung von Probiotika auf Migräne näher untersucht. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden Ende des Jahres erwartet.

Quellen: Javier A. Bravo, Paul Forsythe, Marianne V. Chew, Emily Escaravage, Hélène M. Savignac, Timothy G. Dinan, John Bienenstock, John F. Cryan. Ingestion of Lactobacillus strain regulates emotional behavior and central GABA receptor expression in a mouse via the vagus nerve. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2011; DOI: 10.1073/pnas.1102999108


Laura Steenbergen, Roberta Sellaro, Saskia van Hemert, Jos A. Bosch, Lorenza S. Colzato. A randomized controlled trial to test the effect of multispecies probiotics on cognitive reactivity to sad mood. Brain, Behavior, and Immunity, 2015; DOI: 10.1016/j.bbi.2015.04.003

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