Samstag, 6. Juni 2015

Sichere Wohngegend macht schlank?


In der Stadt wohnen, hat Einfluss auf den BMI
(Foto: Programmer - pixabay.com)

Wie und wo jemand wohnt, soll laut internationalen Forschungen Einfluss auf die Entwicklung von Übergewicht haben.


Aus internationalen Untersuchungen ist hervorgegangen, dass drei Umgebungsfaktoren großen Einfluss auf das Körpergewicht und die Entstehung von Übergewicht haben: In der Stadt wohnen, das Vorhandensein von Geh- und Radwegen und die Angst vor Verbrechen. Mehr als 14.000 Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren aus Australien, Belgien, Brasilien, China, Kolumbien, Tschechien, Dänemark, Mexiko, Neuseeland, Spanien, Großbritannien und Amerika nahmen an der Studie teil. Die Teilnehmer gaben Informationen an über ihre Wohnumgebung, ihre Körpergröße und ihr Gewicht.

Stadtmenschen haben niedrigeren BMI
Drei Umgebungsfaktoren scheinen in jedem der untersuchten Länder den Grad an Übergewicht mitzubestimmen. Menschen, die in ihrer direkten Wohnumgebung Zugang haben zu Geschäften, Banken, Restaurants, Clubs, Vereinen und anderen Einrichtungen, haben ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Wohnen in der Stadt, wo alles bequemer erreichbar ist, führt demnach zu einem niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) im Vergleich zum Wohnen am Stadtrand oder auf dem platten Land.

Sicherheit macht schlank
Das Vorhandensein sicherer Rad- und Gehwege ist der zweite bestimmende Faktor. Menschen, die in ihrer direkten Wohnumgebung Rad- und Gehwege benutzen können in Straßen, wo Autos nicht allzu schnell fahren und der Verkehr nicht sehr dicht ist, haben ebenfalls einen niedrigeren BMI. Zum Schluss schien auch ein großes Unsicherheitsgefühl Anlass für mehr Übergewicht und Fettleibigkeit zu sein. Menschen, die sich sehr unsicher in ihrem Wohnumfeld fühlen, haben daher ein höheres Risiko für Übergewicht.

Angst und schlechte Infrastruktur machen dick
Weltweit kann laut den Wissenschaftlern Übergewicht und Adipositas bekämpft werden durch Umgebungen zu schaffen, wo Geschäfte und andere Einrichtungen bequem erreichbar sind, wo man sich sicher zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Verkehr bewegen kann und Menschen wenig Verbrechen befürchten müssen und sich sicher fühlen.

Kritikpunkte
Seltsam ist, dass Statistiken über die Kriminalitätsrate in großen Städten eher den Studiendaten widersprechen. Demnach müssen Stadtbewohner mehr Verbrechen fürchten und demzufolge auch einen höheren BMI haben. Und auch weniger dichter Verkehr und sichere Radwege sind nicht unbedingt Vorzeigepunkte größerer Städte. Sogar der kurze Weg zur nächsten Pommesbude oder Burgerfiliale spricht eher für einen höheren BMI bei den Städtern. Bereits 2008 berichtete Fokus-Online über eine ähnliche Studie, nach der Städter schlanker sein sollten als Landbewohner. Inzwischen trägt dieser Artikel einen Vermerk der Redaktion, dass die Korrektheit der damaligen Studie inzwischen angezweifelt wird. Es ist anzunehmen, dass auch die Aussagekraft dieser Studie kritisch zu bewerten ist, denn die Studiendaten basieren überwiegend auf Angaben der Studienteilnehmer hinsichtlich Umgebungsfaktoren, Körpergröße und Körpergewicht und nicht auf unabhängigen Messungen.

Quelle: Ilse De Bourdeaudhuij, Delfien Van Dyck, Deborah Salvo, Rachel Davey, Rodrigo S. Reis, Grant Schofield, Olga L. Sarmiento, Josef Mitas, Lars Breum Christiansen, Duncan MacFarlane, Takemi Sugiyama, Ines Aguinaga-Ontoso, Neville Owen, Terry L. Conway, James F. Sallis and Ester Cerin: International study of perceived neighbourhood environmental attributes and Body Mass Index: IPEN Adult study in 12 countries. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity 2015, 12:62, DOI: 10.1186/s12966-015-0228-y

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