Mittwoch, 7. Juni 2017

Zucker macht nicht abhängig


Wissenschaftler können die weit verbreitete Meinung, dass Zucker abhängig macht, nicht bestätigen.



Wissenschaftler der Universität Maastricht haben in einer klinischen Studie keine Hinweise für die allgemein vorherrschende Meinung gefunden, dass besonders Zucker süchtig macht und uns dick werden lässt. Sie konnten nur feststellen, dass eine Nahrungsmittelabhängigkeit mit kombinierten hochkalorischen Nahrungsmitteln am stärksten Übergewicht fördert und nicht so sehr das Produkt Zucker alleine. Die niederländischen Forscher präsentierten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Appetite“.

Nahrungsabhängigkeit unter der Lupe

In der Bevölkerung sind einige der festen Überzeugung, dass Nahrung süchtig macht und dass Zucker dabei eine besondere Position einnimmt. Obwohl mit Sicherheit eine Beziehung zwischen dem Essen leckerer Nahrungsmittel wie Zucker und der Produktion von Dopamin im Gehirn besteht, sagt das nichts aus über eine offensichtliche Sucht. Viele wissenschaftliche Studien, die sich mit dem gesellschaftlichen Problem des Übergewichts beschäftigen, richten sich bis jetzt auf die Ernährungsweise. Angesichts der oft gehörten Auffassung, dass Nahrung – und vor allem Zucker – süchtig machen kann, wollte der Neuropsychologe Professor Dr. Rob Markus jetzt einmal wissen, wie sich das nun verhält mit der Nahrungsabhängigkeit. Dafür erweiterte er das internationale Standarmessinstrument für Nahrungssucht, die Yale Food Addiction Scale (YFAS), um vier Produktkategorien. Danach legte er seine angepasste Befragung 1.500 gesunden jungen Menschen vor, deren Gewicht in seinem Labor gemessen wurde. Zwei Fragen interessierten Professor Markus besonders: „Bei welcher Produktkategorie tritt Nahrungsabhängigkeit am häufigsten auf?“ und „Welche Produktabhängigkeit ist am stärksten mit Gewichtszunahme verbunden?“

Viel Fett und Eiweiß ist verführerisch

Professor Markus teilte seine Produktkategorien folgendermaßen ein:



  • niedrig-kalorische Nahrung wie Reiswaffeln, Cracker, Gemüse
  • zuckerreiche Nahrung wie Konfekt, Süßigkeiten, Limonaden, Trockenobst
  • kombinierte fettreiche-süße Nahrung wie Gebäck und schließlich
  • kombinierte fett- und eiweißreiche Nahrung wie Käse, Frittiertes, Wurst



Von den Personen, die angaben, manchmal nur schwer Nahrung liegenlassen zu können, erkannte fast 30 Prozent die Neigung zu kombinierter hochkalorischer Nahrung mit viel Fett und Eiweiß. Für überwiegend zuckerreiche Nahrung galt das nur für fünf Prozent. Zudem zeigte sich die Beziehung zwischen Nahrungsabhängigkeit und Gewichtszunahme nur bei Problemen mit kombinierter Nahrung und hatten Testpersonen mit Übergewicht vor allem Schwierigkeiten mit kombinierter Nahrung hochkalorisch-süß und hochkalorisch-eiweißreich und weniger mit zuckerreichen Nahrungsmitteln.

Zuckersucht gibt es nicht

Der vermeintlich süchtig machende Charakter von Nahrung, vor allem von Zucker, wird in der wissenschaftlichen Welt schon länger nicht ganz wörtlich genommen. Eine Sucht wie bei Drogen und Alkohol, ruft im Gehirn eine völlig andere Reaktion hervor als zum Beispiel Zucker. Das Produkt Zucker trägt darüber hinaus nicht mehr zu einer Gewichtszunahme bei als andere Nahrungsenergiequellen. „Das Problem mit Übergewicht ist eher, dass wir im allgemeinen Sinn zu viel essen im Vergleich mit unserem Verbrauch. Es ist dabei egal, was wir genau essen“, so Professor Markus. „Vielleicht müssen wir den Ausdruck „Nahrungsabhängigkeit“ in Kürze ändern in „Esssucht“. Dieser Ausdruck wird auch mehr der einzigartigen individuellen Erfahrung mit dem Essen von Nahrung gerecht als die Zuweisung süchtig machender Aspekte an bestimmte Nahrungsmittel wie Zucker.“

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