Freitag, 28. Juli 2023

Achtsamkeit bekämpft Angst und Depressionen



Die Wirkung von Achtsamkeit wird schon seit Jahren diskutiert. Nun haben Cambridge-Wissenschaftler die Wirksamkeit bestätigt.

 

Wissenschaftler waren lange Zeit skeptisch, was den Nutzen von Achtsamkeit, auch bekannt als „Leben im Jetzt“, angeht. Doch jetzt gibt es eine große Übersichtsstudie, die zeigt, dass es (ein wenig) wirkt: Menschen, die einen Achtsamkeitskurs besuchen, leiden danach mindestens sechs Monate lang weniger unter Ängsten und Depressionen.

Achtsamkeitsprogramme zur Vorbeugung psychischer Probleme

Forschende der Universität Cambridge verglichen 13 qualitativ gute Studien aus acht Ländern, in denen die Teilnehmer einen von einem Lehrer geleiteten Gruppen-Achtsamkeitskurs absolvierten. Und ein solcher Kurs, so stellte sich heraus, war keineswegs nutzlos. Die Forschenden argumentierten sogar, dass Achtsamkeitsprogramme in Schulen und Büros eingeführt werden sollten, um psychischen Problemen vorzubeugen.

Es funktioniert wirklich

„In unseren früheren Studien war immer unklar, ob diese Achtsamkeitsprogramme die psychische Gesundheit in verschiedenen sozialen Zusammenstellungen fördern können“, sagt die leitende Wissenschaftlerin Julieta Galante. „Aber diese Studie ist die bisher hochwertigste und bestätigt, dass das persönliche Achtsamkeitstraining, das oft in Gruppen angeboten wird, für den Durchschnittsmenschen wirklich wirkt.“

Achtsamkeit wird definiert als „das Bewusstsein, das entsteht durch gezielte und nicht wertende Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment und die Erfahrung, die sich von Moment zu Moment entfaltet“.

Die Kurse in diesem Bereich kombinieren häufig Elemente der Meditation, der Körperwahrnehmung und der modernen Psychologie und sind darauf ausgerichtet, Stress abzubauen und die psychische Belastbarkeit zu verbessern. In der Regel finden die Kurse in kleinen Gruppen statt, die von einem Lehrer oder Trainer geleitet werden, der zum Austausch und zur Reflexion ermutigt.

Wirkung nun bestätigt

Bislang konnten die Wissenschaftler die Wirkung solcher Kurse nicht wirklich nachweisen, was den Forschenden aus Cambridge nun gelungen ist. Sie konnten bestätigen, dass Achtsamkeit gegen Ängste und Depressionen wirkt. Dazu analysierten sie die Daten von fast 2.400 Erwachsenen, die zuvor an Studien zur Wirkung von Achtsamkeitskursen teilgenommen hatten. Die Kurse dauerten mindestens acht Wochen mit wöchentlichen Sitzungen von ein bis 2,5 Stunden.

Die Wirkungen der Achtsamkeit sind zwar nicht überwältigend, aber es gibt sie. Bei Personen, die an einem Kurs teilgenommen hatten, wurde ein leichter bis mäßiger Rückgang von Angst- und Depressionssymptomen festgestellt. 13 Prozent mehr Teilnehmer erlebten Vorteile im Vergleich zu denjenigen, die kein Achtsamkeitstraining absolviert hatten. Dabei wurden vorhandene psychische Beschwerden, Alter, Geschlecht, Bildungsstand und die Neigung zur Achtsamkeit berücksichtigt.

Nicht für jeden geeignet

Galante erklärt: „Wir haben festgestellt, dass Erwachsene, die persönlich einen Achtsamkeitskurs mit einem Lehrer in einer Gruppe absolvieren, im Durchschnitt weniger psychische Symptome haben und sich ihre psychische Gesundheit verbessert. Wir sagen aber nicht, dass jeder jetzt damit anfangen sollte. Die Forschung zeigt, dass es bei manchen Menschen überhaupt nicht funktioniert.“

Sie rät sogar davon ab, Achtsamkeit anderen Dingen vorzuziehen, die einem vielleicht helfen, wie zum Beispiel ein Sportverein. „Wir haben keine Beweise dafür, dass Achtsamkeit besser funktioniert als andere Aktivitäten, bei denen man sich gut fühlt. Wir sagen nur, dass, wenn man nichts tut, diese Art von Achtsamkeitskursen definitiv zu den Optionen gehört, die hilfreich sein können.“

Moderne App oder traditionell mit einem Lehrer

Es ist unklar, ob der Gruppenaspekt und der Lehrer eine Rolle spielen oder ob es auch mit den Achtsamkeitsapps für das Smartphone funktioniert, die in den letzten Jahren so beliebt geworden sind. „Apps sind zwar billiger, aber es gibt nicht annähernd so viele Beweise für ihre Wirksamkeit“, sagt Galante. „Manche Apps behaupten zwar, dass sie wissenschaftlich bewiesen sind, aber sie verweisen oft auf Studien zu Präsenzkursen mit einem Lehrer und einer Gruppe.“

Galante wird die Wirksamkeit von Smartphone-Apps und die Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen, die man zu Hause fortführt. weiter erforschen, aber vorerst empfiehlt sie den altmodischen Kurs in einer Gruppe unter Anleitung eines Lehrers. „Wenn Sie neugierig auf einen persönlichen vier- bis achtwöchigen Achtsamkeitskurs in einer Gruppe mit einem Lehrer sind, würde ich auf der Grundlage dieser Studie sagen, probieren Sie es aus“, sagt sie abschließend. „Und für Organisationen, die erwägen, solche Kurse anzubieten, zeigt diese Studie, dass es eine gute Investition sein könnte, vorausgesetzt, die Menschen haben Lust dazu.“

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