Dienstag, 19. September 2023

Herzerkrankungen früher erkennen mit einfacher Mundspülung



Vielleicht werden zukünftig Herzerkrankungen früher festgestellt mit Hilfe einer einfachen Mundspülung.

 

Sie haben vielleicht schon von dem Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und Herzkrankheiten gehört. Jetzt haben Wissenschaftler diesbezüglich etwas Neues herausgefunden: Eine große Menge weißer Blutkörperchen im Speichel junger Menschen erweist sich als eines der ersten Warnzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Chronische Zahnfleischentzündung schädigt nicht nur das Herz

Eine chronische Zahnfleischentzündung scheint also nicht nur für die Mundgesundheit, sondern auch für den Rest des Körpers schädlich zu sein. Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und die noch schädlichere Parodontitis, die auch das darunter liegende Zahn- und Knochengewebe angreift, sind ernste Mundhöhlenerkrankungen, die einen Besuch beim Zahnarzt erfordern. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass aufgrund der hohen Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Speichel, von denen einige in die Blutgefäße eindringen, auch im restlichen Körper gefährliche Komplikationen auftreten können. Je stärker die Infektion im Mund, desto größer ist das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten. Das gilt selbst für junge, scheinbar völlig gesunde Menschen.

Weiße Blutkörperchen im Speichel

Das wirft die Frage auf, ob man auch umgekehrt mit einem einfachen Speicheltest die ersten Anzeichen von Herzproblemen erkennen kann. Amerikanischen Wissenschaftlern ist dies gelungen. Sie untersuchten die Menge der weißen Blutkörperchen im Speichel gesunder Testpersonen als Indikator für eine Zahnfleischentzündung. Ihre Studie zeigte, dass hohe Leukozytenwerte mit einer Arterienverengung in Verbindung stehen. „Selbst bei gesunden jungen Erwachsenen können Entzündungsprozesse auf niedrigem Niveau schon Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben, die eine der häufigsten Todesursachen in Nordamerika ist“, sagt Studienleiter Trevor King.

Austretende Leukozyten

Parodontitis ist relativ häufig, und der Zusammenhang mit Herz- und Gefäßkrankheiten wurde in der wissenschaftlichen Forschung bereits mehrfach nachgewiesen. Es spricht vieles dafür, dass Entzündungszellen über das Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen und so das Gefäßsystem beeinträchtigen. King und sein Team haben nun untersucht, ob bei gesunden jungen Menschen ohne nachgewiesene Parodontitis dennoch ein Zusammenhang zwischen ihrer Herzgesundheit und einer bestimmten Menge von Leukozyten in ihrem Speichel besteht.

Ganzheitlicher Ansatz

„Wir finden immer mehr Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten“, sagt Studienleiter Ker-Yung Hong von der MCMaster University im kanadischen Hamilton. „Wenn wir diesen Zusammenhang auch bei jungen, gesunden Menschen beobachten, ist es wichtig, frühzeitig einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.“ Um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu ermitteln, hat das Team die Steifigkeit der Blutgefäße gemessen. Damit wird die Gesundheit der Blutgefäße direkt festgestellt. Steifigkeit und schlecht funktionierende Arterien erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Jährliche Mundspülung beim Zahnarzt

Die Wissenschaftler baten 28 nicht rauchende 18- bis 30-Jährige, die keine gesundheitlichen Probleme und keine Zahnfleischerkrankung hatten, sechs Stunden lang zu fasten - Wasser trinken war erlaubt - und dann ins Labor zu kommen. Dort spülten sie ihren Mund mit Wasser, dann mit einer physiologischen Kochsalzlösung und spuckten den Inhalt in einen Behälter. Außerdem wurde ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt, der Blutdruck gemessen und die Steifigkeit der Blutgefäße untersucht. „Der Mundspültest könnte als jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Haus- oder Zahnarzt durchgeführt werden“, erklärt der Wissenschaftler Michael Glogauer. „Es ist ziemlich einfach, einen Mundentzündungstest in jeder Klinik durchzuführen.“

Weniger Stickstoffmonoxid

Wie kommt es, dass es einen Zusammenhang zwischen weißen Blutkörperchen im Speichel und möglichen Herzproblemen gibt? Die Idee ist, dass Entzündungsstoffe aus dem Mund in das Gefäßsystem gelangen, wodurch weniger Stickstoffmonoxid (NO) produziert wird. Stickstoffmonoxid reguliert Veränderungen im Blutkreislauf. Je mehr weiße Blutkörperchen, desto mehr negative Auswirkungen auf die Blutgefäße.

„Eine gute Mundhygiene wird immer empfohlen, ebenso wie der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt. Dieser Ratschlag wird durch unsere Studie noch zusätzlich bestätigt“, sagt King. „Aber es war eine Pilotstudie. Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft eine größere Gruppe von Menschen untersuchen und auf den aktuellen Forschungsergebnissen aufbauen können. Danach wollen wir auch Menschen mit Gingivitis und der schwereren Parodontitis untersuchen, um mehr über die Auswirkungen verschiedener Grade von Gingivitis auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit sagen zu können.“

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