Freitag, 29. September 2023

Kurkuma statt Magensäurehemmer bei Sodbrennen



Magensäurehemmer wirken effektiv, erhöhen aber bei einer Langzeitanwendung das Risiko für Nebenwirkungen wie Knochenbrüche und Demenz. Eine natürliche Alternative ist Curcumin aus der Kurkuma-Pflanze.

 

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Sodbrennen und schlucken deshalb regelmäßig oder dauerhaft Medikamente, die die Säureproduktion des Magens senken. Zu Beginn werden meist frei verkäufliche Antazida angewendet, die die überschüssige Magensäure direkt im Magen neutralisieren. Wenn das nicht ausreicht, werden vom Arzt stärkere Arzneimittel wie Säureblocker verschrieben. Es wäre angenehmer, wenn es ein natürliches Medikament gegen das unangenehme Sodbrennen gäbe. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass Kurkuma genauso gut wirkt, wie Magensäurehemmer.

Curcumin: entzündungshemmend und antimikrobiell

Kurkuma scheint also seinem Namen als Superfood gerecht zu werden. Die Pflanze, die auch als Gelbwurz bekannt ist, enthält einen natürlichen Wirkstoff namens Curcumin. Das ist der gelbe Farbstoff der Kurkumapflanze. Ihm wird eine entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung nachgesagt. In Südostasien wird die Pflanze seit langem als Medizin gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Bislang war jedoch unklar, wie gut das Gewürz wirkt und ob es so wirksam ist wie herkömmliche Medikamente.

Kurkuma im Vergleich mit Omeprazol

Das wollten Wissenschaftler der Chulalongkorn-Universität in Thailand herausfinden. Sie suchten 206 Patienten im Alter zwischen 18 und 70 Jahren mit Magenbeschwerden und teilten sie für einen Zeitraum von 28 Tagen in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe erhielt viermal täglich eine Tablette mit 250 Milligramm Curcumin, die zweite Gruppe erhielt den Magensäureblocker Omeprazol, und die dritte Gruppe erhielt beides.

Omeprazol ist ein sogenannter Protonenpumpeninhibitor (PPI). Er blockiert weitgehend die Magensäureproduktion und wird auch bei anderen Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl oder Magenschmerzen eingesetzt. Die Langzeiteinnahme des Medikaments ist jedoch nicht wünschenswert, da das Risiko für Knochenbrüche, Nährstoffmangel und Infektionen steigt, so die Wissenschaftler.

Weniger Schmerzen

Von den 206 Patienten, die an der Untersuchung teilnahmen, beendeten 151 die Studie. In jeder Gruppe verließen etwa die gleiche Anzahl von Teilnehmern die Studie vorzeitig. Zu Beginn der Studie hatten alle Teilnehmer mehr oder weniger die gleichen Symptome, was sich in einer ähnlichen Punktzahl in einem Test namens Severity-of-Dyspepsia-Assessment-Score oder SODA widerspiegelte. Nach 28 Tagen und erneut nach 56 Tagen wurde der Test erneut durchgeführt.

Die Mittel erwiesen sich als besonders erfolgreich: Die SODA-Werte hatten sich bei den Magenschmerzen nach 28 Tagen in allen drei Gruppen deutlich verbessert: Die Kombinationsgruppe erzielte eine um 4,83 Punkte niedrigere Schmerzbewertung, die Gruppe, die nur Curcumin erhielt, hatte eine Schmerzreduzierung von 5,46 und die Gruppe, die Omeprazol einnahm, sogar eine Schmerzreduzierung von 6,22 Punkten. Bei den anderen Symptomen gab es eine Verringerung um 2,22 Punkte, 2,32 Punkte sowie 2,31 Punkte. Damit war Curcumin fast genauso wirksam wie Omeprazol.

Mehr Forschung nötig

Dies war auch nach 56 Tagen noch der Fall. Die Wirkung hatte sogar noch zugenommen. In der Curcumin-Gruppe verringerten sich die Schmerzen um 8,07 Punkte, während sie in der Omeprazol-Gruppe um 8,85 Punkte abnahmen. Bei anderen Symptomen war der Wert in der Curcumin-Gruppe um 4,12 Punkte und in der Omeprazol-Gruppe um 3,71 Punkte niedriger. Allerdings nahm die Zufriedenheit mit den Kurkuma-Tabletten leicht ab, möglicherweise wegen des Geschmacks oder Geruchs, vermuten die Forschenden. Auch die Leberwerte verschlechterten sich leicht bei denjenigen, die Kurkuma-Tabletten einnahmen und übergewichtig waren.

Im Übrigen räumten die Forschenden ein, dass die Studie recht klein ist und auch andere Einschränkungen aufweist, wie den kurzen Studienzeitraum und das Fehlen von Langzeitdaten. Größere Langzeitstudien seien daher erforderlich, so die Forschenden. Dennoch lautet ihre Schlussfolgerung: „Diese Studie liefert sehr zuverlässige Beweise für die Behandlung bestimmter Magenbeschwerden mit Kurkuma. Die neuen Erkenntnisse unserer Studie rechtfertigen es, Kurkuma als Medikament in Betracht zu ziehen.“

Magensäureblocker lassen sich schwer abbauen

Magensäureblocker gehören zu den meist verschriebenen Medikamenten. Die meisten Menschen nehmen sie über Jahre hinweg ein, obwohl dies gesundheitliche Risiken birgt. Außerdem ist es häufig unnötig: 90 Prozent der Menschen, die sie einnehmen, haben keine Indikation mehr dafür. Außerdem wird den meisten sofort die stärkste Variante, die Protonenpumpenhemmer, verschrieben, obwohl diese bekanntlich schwer abzubauen sind. Erfolgt die Reduzierung zu schnell, kehren die Magenprobleme rasch zurück. Magensäureblocker überdecken zudem oft die wahren Ursachen der Beschwerden: eine ungesunde Ernährung oder übermäßiger Alkoholkonsum. Magensäuresenkende Medikamente, die man rezeptfrei in der Apotheke bekommen kann, sind da harmloser. Während Protonenpumpenhemmer die Produktion von Magensäure verhindern, wandeln Antazida oder H2-Blocker die Magensäure lediglich in Wasser um.

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