Freitag, 3. November 2023

Einsamkeit fördert das Risiko für Parkinson



Nicht fehlende soziale Kontakte machen krank. Das eigene Gefühl von Einsamkeit erhöht das Risiko für Parkinson, meinen Wissenschaftler.

 

Das Gefühl von Einsamkeit ist in Deutschland weit verbreitet. 2021 gaben rund 42 Prozent der Bundesbürger an, sich einsam zu fühlen. Vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und Senioren im hohen Alter leiden unter Einsamkeit, wie Umfragen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ergaben. Aber Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sondern ist auch schlecht für die Gesundheit. Einsamkeit wurde schon in früheren Studien mit einem höheren Risiko für Demenz in Verbindung gebracht, aber nun gibt es zum ersten Mal auch eine Verbindung zur Parkinson-Erkrankung.

Einsamkeit macht krank

Bei Einsamkeit geht es nicht darum, wie viele soziale Kontakte man hat, sondern um das Gefühl darüber. Man kann Einsamkeit als ein negatives Gefühl definieren, das aus einer Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach sozialen Kontakten und den tatsächlich bestehenden Kontakten besteht. Einsame Menschen leben häufiger ungesund und sind häufiger krank. Das liegt zum Teil daran, dass sie häufiger unter Depressionen leiden, sich weniger bewegen und eher an anderen Gesundheitsproblemen wie Diabetes leiden.

Immer mehr Parkinson

Einsamkeit erhöht das Risiko für alle Arten von Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz. Dies ist weitgehend auf den ungesünderen Lebensstil einsamer Menschen zurückzuführen. Jetzt wurde sogar ein Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit festgestellt. Und das ist interessant, denn die Zahl der Parkinson-Kranken nimmt rapide zu. Tatsächlich ist diese Krankheit mit etwa 400.000 Betroffenen inzwischen die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer in Deutschland. Parkinson verursacht nicht nur das krankheitstypische Muskelzittern, sondern auch Müdigkeit, Sprachstörungen, Depressionen, schlechtere Denkleistung und Darmprobleme. Die Ursachen sind weitgehend unbekannt, obwohl immer häufiger ein Zusammenhang mit der Belastung durch Pestizide festgestellt wurde.

Einsamkeit in Großbritannien

Und so scheint es nun einen Zusammenhang mit Einsamkeit zu geben. Zu diesem Schluss kamen Forscher der Florida State University nach der Analyse von Daten aus der bekannten britischen UK Biobank. Wissenschaftler Antonio Terracciano erklärt: „Zwischen 2006 und 2010 wurden von der UK Biobank 500.000 Erwachsene in Großbritannien gebeten, Fragen zu Gesundheit und Lebensstil, sowie Einsamkeit, zu beantworten. Darüber hinaus haben wir Daten über Demenzdiagnosen aus dem britischen National Health Service verwendet. Was die Einsamkeit betrifft, so mussten die erwachsenen Briten beispielsweise die Frage beantworten: „Fühlen Sie sich jemals einsam? Die Antwort war ‚ja‘ oder ‚nein‘. Es gab also keine Skala von beispielsweise 1 bis 5. Die Teilnehmer wurden 15 Jahre lang beobachtet. Die Analyse lieferte schockierende Ergebnisse. „Im Vergleich zu denjenigen, die sich nicht als einsam bezeichneten, war die Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken, bei den einsamen Teilnehmern um 37 Prozent höher“, so Terracciano.

Die Wissenschaftler versuchten so gut wie möglich Faktoren wie Alter, Geschlecht, genetisches Risiko, aber auch körperliche Aktivität, Depression und Diabetes zu berücksichtigen. „Nach der Korrektur dieser Faktoren zeigte sich, dass einsame Menschen noch immer ein 25 Prozent höheres Risiko für Parkinson hatten“, so die Wissenschaftler. Das höhere Risiko war für alle Altersgruppen und Geschlechter gleich. Unklar ist, ob die Einsamkeit auch Einfluss auf die Schwere oder den Verlauf der Krankheit hat.

Soziale Isolation oder Einsamkeit

Interessant ist, dass es einen Unterschied zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit gibt. Soziale Isolation ist objektiver: Es geht darum, wie oft man Menschen trifft. Während Einsamkeit mehr ein Gefühl ist: unabhängig davon, wie viele Menschen man trifft, kann man sich trotzdem einsam fühlen. Allerdings gab es nur einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Parkinson. „Ein überraschendes Ergebnis war, dass soziale Isolation nicht mit einem erhöhten Parkinson-Risiko verbunden war. Soziale Isolation wurde gemessen als eine Kombination von alleine leben, die Anzahl Besuche von Familie und Freunden und die Anzahl sozialer Aktivitäten einer Person. Während Einsamkeit ein deutlicher Vorbote von Parkinson ist, gilt das überhaupt nicht für soziale Isolation, oder wenige soziale Kontakte“, schließt der Wissenschaftler ab.

Das ist außergewöhnlich. Man würde erwarten, dass die Menge an sozialen Kontakten wichtiger ist als das eigene Gefühl diesbezüglich. Dazu muss gesagt werden, dass unklar ist, was Ursache ist und was Folge. Wie gut man auch versucht hat, so viele Faktoren wie möglich zu bereinigen, kann es dennoch sein, dass Menschen, die sich einsam fühlen, vielleicht auch andere Beschwerden haben, die das Parkinson-Risiko fördern.

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