Freitag, 17. November 2023

Tai-Chi lindert Parkinson-Symptome



Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die uralte chinesische Kampfkunst Thai Chi die belastenden Symptome und Komplikationen der Parkinson-Krankheit langfristig verringern kann.

 

Die Parkinson-Krankheit ist die am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung der Welt. Diese langsam fortschreitende Krankheit betrifft das zentrale Nervensystem, wobei Nervenzellen langsam absterben. Das führt zu Störungen der Bewegung, der Muskelkontrolle und des Gleichgewichts. Die Symptome zeigen sich schleichend und werden mit dem Fortschreiten der Krankheit immer stärker.

Wissenschaftler warnen vor Parkinson-Epidemie

Weltweit leiden Millionen Menschen an der Krankheit, und in den kommenden Jahren werden die Zahlen weiter steigen. Wissenschaftler warnen daher vor einer Parkinson-Pandemie. Während derzeit rund sieben Millionen Menschen an Parkinson leiden, könnte die Zahl der Parkinson-Betroffenen bis zum Jahr 2040 auf bis zu 17 Millionen ansteigen. Es gibt keine Heilung, sondern nur Methoden, um die Symptome vorübergehend zu lindern. Das gilt auch für die asiatische Kampfkunst Thai Chi. Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass Parkinson-Patienten durch das Ausüben von Thai Chi für kurze Zeit eine Linderung ihrer Symptome erfahren können. Forschungen der Shanghai Jia Tong University deuten jedoch an, dass die Wirkung über mehrere Jahre anhält und sogar das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann.

Mehr Lebensqualität

Die Wissenschaftler stützen diese vorläufige Schlussfolgerung auf eine Studie, in der zwei Gruppen von Parkinson-Patienten über vier Jahre lang beobachtet wurden. Eine Gruppe übte zweimal wöchentlich Thai Chi, während die andere Gruppe die Standardbehandlung ohne Thai Chi erhielt. Bei der Untersuchung von Symptomen wie Bewegung und Gleichgewicht konnten die Forscher feststellen, dass in der Thai-Chi-Gruppe die Krankheit langsamer fortschritt als in der Kontrollgruppe. Außerdem mussten die Patienten in der Thai-Chi-Gruppe - im Vergleich zur Kontrollgruppe - weniger Medikamente einnehmen und ihre kognitiven Funktionen verschlechterten sich langsamer. Sie schliefen besser und hatten allgemein eine bessere Lebensqualität. Sie litten auch weniger unter unwillkürlichen Bewegungen und Muskelkontraktionen, Halluzinationen, Stürzen, Schwindel und Rückenschmerzen.

Vorsichtiger Optimismus

Obwohl das alles sehr vielversprechend klingt, muss man auch Randbemerkungen zur Studie machen. Die Teilnehmergruppe war nicht groß genug, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen, und da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte - und somit weitere Faktoren wie Motivation oder Lebensweise eine Rolle spielen können - kann kein kausaler Zusammenhang hergestellt werden. Dies betont auch der Wissenschaftler Ray Chaudhuri, Professor für Bewegungsstörungen und Neurologie am King’s College London, der nicht an der Studie beteiligt war. „Obwohl die positiven Auswirkungen in bestimmten Bereichen beeindruckend sind, ist es zu früh, um auf der Grundlage dieser Studie über eine „nervenschützende Wirkung“ zu sprechen.“

 

Alastair Noyce, Professor für Neurologie und Neuroepidemiologie, der ebenfalls nicht an der Studie beteiligt war, ist vorsichtig optimistisch. „Mehrere frühere Studien haben bereits angedeutet, dass Bewegung bei der Parkinson-Krankheit langfristig sogar krankheitsverändernde Vorteile für Parkinson hat.“ Der Professor empfiehlt Parkinson-Betroffenen daher seit langem, Thai Chi - und andere Arten von Bewegung - zu betreiben. „Zu verstehen, welche Formen von Bewegung am vorteilhaftesten sind, ist ein wichtiges Ziel, um die langfristige Behandlung der Patienten zu verbessern.“

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Die genauen Ursachen der Parkinson-Erkrankung sind immer noch nicht klar, obwohl es mehrere Theorien gibt. So wird beispielsweise das Pestizid Glyphosat seit einiger Zeit mit der Krankheit in Verbindung gebracht, aber es soll auch einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Parkinson geben. Eine weitere Theorie ist, dass bestimmte Stämme von Desulfovibrio-Bakterien die Krankheit verursachen, indem sie eine Anhäufung von Alpha-Synuclein, einem bestimmten Protein im Gehirn, hervorrufen. Es ist jedoch nicht klar, wie die Parkinson-Patienten diese Stämme aufgenommen haben und wie sie sich von anderen Stämmen bei gesunden Menschen unterscheiden und wie sie wirken. Auch Magengeschwüre durch das Bakterium Helicobacter Pylori und sogar der Klimawandel wurden mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Vieles ist also noch undeutlich.

Was ist Thai -Chi?

Thai Chi ist eine ursprünglich chinesische Kampfsportart, die sowohl zur Selbstverteidigung als auch zum Angriff eingesetzt wird. Darüber hinaus wird der Sport als Bewegungstherapie praktiziert. Thai Chi eignet sich sehr gut für ältere und bewegungseingeschränkte Menschen, da die Bewegungen - anders als bei vielen anderen Kampfsportarten - in einem langsamen Tempo aufeinander folgen und fließend ineinander übergehen. Außerdem können viele der Übungen auch im Sitzen oder Liegen ausgeführt werden, so dass die Gefahr eines Sturzes gering ist.

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