Sonntag, 27. April 2014

Dunkle Schokolade gut fürs Herz - noch besser mit Darmbakterien


Dunkle Schokolade ist gut für die Blutgefäße
und kann durch Darmbakterien erst wirken
(Foto: AlexanderStein / pixabay.com)

Dunkle Schokolade stellt die Flexibilität der Arterien wieder her und verhindert das Festkleben weißer Blutkörperchen an den Gefäßwänden. Darmbakterien unterstützen den Effekt.


Es scheint zu schön, um wahr zu sein, aber dunkle Schokolade ist gesund und Wissenschaftler wissen nun auch warum. Dunkle Schokolade macht die Arterien wieder flexibler und verhindert, dass sich weiße Blutkörperchen an den Gefäßwänden festsetzen. Beides - arterielle Versteifung und das Anheften der weißen Blutkörperchen - sind bekannte Faktoren, die eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose spielen. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Erhöhung des Flavonoid-Gehalts von dunkler Schokolade, den genannten Effekt nicht verändert. Die Entdeckung wurde im The FASEB Journal veröffentlicht.

Höherer Flavonoid-Gehalt für mehr Geschmack

»Wir können nun ein vollständigeres Bild liefern für den Einfluss, den Schokoladenkonsum auf die Gefäßgesundheit hat und außerdem zeigen, dass ein höherer Anteil an Flavonoiden keinen zusätzlichen gesundheitsfördernden Effekt auf die Blutgefäße hat«, sagt Diederik Esser, der an der Studie des Top Institute Food and Nutrition und der Universität Wageningen mitgearbeitet hat. »Dennoch beeinflusst ein erhöhter Flavonoid-Gehalt eindeutig den Geschmack und daher die Motivation, solche Schokolade zu essen. Also ist die »dunkle Seite« der Schokolade, die gesunde.«

Schokolade für die Gefäßgesundheit

Für diese Entdeckung analysierten Esser und seine Kollegen 44 übergewichtige Männer im mittleren Alter für jeweils vier Wochen. Während dieser Zeit konsumierten die Teilnehmer 70 Gramm Schokolade täglich. Die Probanden erhielten entweder speziell hergestellte dunkle Schokolade mit hohem Flavonoidgehalt oder Schokolade, die auf die übliche Weise produziert wurde. Beide Schokoladensorten hatten einen ähnlichen Kakaoanteil. Vor und nach den Untersuchungszeiträumen führten die Wissenschaftler eine Vielzahl von Messungen durch, die wichtige Indikatoren für die Gefäßgesundheit darstellen. Während der Studie wurden den Teilnehmern geraten, von bestimmten kalorienreichen Lebensmitteln abzusehen, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Wissenschaftler bewerteten auch die sensorischen Eigenschaften der flavonoidreichen und der normalen Schokolade und bewerteten die Motivation der Studienteilnehmer, die verschiedenen Schokoladensorten zu essen während der Testphasen.

Zukünftig die »Bitterschokolade-Tablette«?

»Die Wirkung, die dunkle Schokolade auf unseren Körper hat, ist ermutigend. Nicht nur weil sie uns erlaubt mit weniger Schuldgefühlen zu sündigen, sondern auch weil sie zu Therapiemöglichkeiten führen kann, die dasselbe bewirken wie dunkle Schokolade, aber mit besseren und konstanteren Ergebnissen«, sagt Gerald Weissmann, Mediziner und Chefredakteur des The FASEB Journal. »Bis die »Bitterschokolade-Tablette« entwickelt ist, müssen wir jedoch mit dem auskommen, was die Natur uns gegeben hat!«

Schokolade senkt Stresshormone

Auch Wissenschaftler der Universitäten in Bern und Zürich haben erst kürzlich wieder die positive Wirkung der dunklen Schokolade untersucht und bestätigt. Die schweizerischen Forscher stellten fest, dass Bitterschokolade vor den negativen Folgen von Stress schützt. Psychosozialer Stress gilt als wichtiger Risikofaktor für Herz- und Gefäßkrankheiten, die wiederum zu den häufigsten Todesursachen in den Industrienationen gehören. Schon kurze, aber heftige Stressphasen können biologische Prozesse so verändern, dass es zu einem Herzinfarkt kommt. Hier kann dunkle Schokolade schützen: Sie senkt die Ausschüttung von Stresshormonen der Nebenniere wie Cortisol und Adrenalin. Verantwortlich sind dafür nach Meinung der Forscher die Flavonoide im Kakao. Und neben der Reduzierung der Stresshormone normalisieren sie auch Blutdruck und Blutfette, was ebenfalls Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt und schon in früheren Studien bestätigt wurde.

Positive Wirkung von Schokolade erst durch Darmkeime möglich

Amerikanische Forscher stellten fest, dass die gesunden Bestandteile der Schokolade - die Flavonoide im Kakao - erst durch bestimmte Darmkeime aufgenommen werden können. Die Gärprozesse dieser Bakterien lösen die Antioxidantien und weitere entzündungshemmende Bestandteile aus dem Kakao und erst dann sind diese für den Körper verfügbar. Die Forscher glauben deshalb auch, dass die Einnahme präbiotischer Nahrungsergänzungsmittel die positive Wirkung der Schokolade verstärken könnte. Dadurch werden die Bakterien gefördert, die für den gesundheitsfördernden Effekt verantwortlich sind. Bifido- und Milchsäurebakterien produzieren nach dem Genuss von Schokolade bestimmte entzündungshemmende Fettsäuren wie Buttersäure und Propionsäure und spalten die wertvollen antioxidativen Polyphenole in so kleine Moleküle, dass sie leicht durch die Darmwand ins Blut gelangen können. Um diese gesunden Darmbakterien zu unterstützen, empfehlen die Wissenschaftler deshalb, die Schokolade mit Früchten wie Granatäpfeln oder Präbiotika zu kombinieren.

Quellen: D. Esser, M. Mars, E. Oosterink, A. Stalmach, M. Muller, L. A. Afman. Dark chocolate consumption improves leukocyte adhesion factors and vascular function in overweight men. The FASEB Journal, 2013; 28 (3): 1464 DOI: 10.1096/fj.13-239384

Petra H. Wirtz, Ph.D., Roland von Känel, M.D., Rebecca Meister, M.S., Angela Arpagaus, M.S., Sibylle Treichler, B.S., Ulrike Kuebler, PhD, Susanne Huber, Ulrike Ehlert, Ph.D.: Dark chocolate intake buffers stress reactivity in humans. J Am Coll Cardiol. 2014 Mar 26. pii: S0735-1097(14)01583-6. doi: 10.1016/j.jacc.2014.02.580

Maria Moore et al.: Impact of the microbiome on cocoa polyphenolic compounds. Beitrag zur National Meeting & Exposition of the American Chemical Society in Dallas.

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