Dienstag, 10. Januar 2017

Was dem Magen hilft


Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme gehören zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden. Meist sind sie harmlos und leicht zu beheben.



Ein aufgeblasenes Gefühl, Aufstoßen, Übelkeit: Das hat fast jeder schon mal erlebt. Unangenehm, aber meist leicht zu beheben. In vielen Fällen können Sie den Beschwerden selbst vorbeugen.



1. Wie groß ist der Magen?

Der Magen ist ein sehr dehnbares Organ. Leer ist er eine Art flacher Sack von etwa 20 Zentimeter Länge. Nach einer ordentlichen Mahlzeit kann er sich allerdings ausdehnen auf maximal 50 Zentimeter. Insgesamt passen schon drei Liter Nahrung und Flüssigkeit hinein. Ein voller Magen hat die Form einer umgekehrten Birne: Oben breit und unten schmal. Durchschnittlich bleibt eine Mahlzeit ungefähr drei Stunden im Magen. Isst man viel oder fett, dann dauert die Verdauung länger. Der Magen liegt im oberen Bauchraum, dicht an den Rippen unter dem Brustbein. Die Stelle wird auch als Magengrube bezeichnet.



2. Was passiert beim Essen im Magen?

Sobald das Essen geschluckt wird, landet es über die Speiseröhre im Magen. Dort wird die Nahrung bis auf Millimetergröße zerkleinert. Das schafft der Magen durch Kontraktionen und durch das Hinzufügen von Magensäure. Pro Tag produziert der Körper etwa eineinhalb Liter Magensäure. Das hilt nicht nur die Nahrung zu verdauen, sondern tötet auch krankmachende Bakterien, die mit der Nahrung in den Magen gelangt sind. Sobald die Nahrung fein gemahlen ist, wird sie in kleinen Portionen von der Größe eines Teelöffels an den Dünndarm weitergeleitet.



3. Kommen Magenbeschwerden häufig vor?

Sehr häufig. Jeder Vierte hat damit zu kämpfen. Die häufigsten Beschwerden sind Blähungen, Aufstoßen, Übelkeit, Schmerzen und ein brennendes Gefühl in der Magengegend.



4. Wodurch entstehen solche Beschwerden?

Mögliche Ursachen sind Magengeschwüre oder eine Entzündung der Magenschleimhaut. Eine andere Ursache für Magenprobleme ist die Langzeiteinnahme bestimmter Schmerzmittel, die auch entzündungshemmend wirken. Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen, die alle zur Gruppe der NSAID (engl. non-steroidal anti-inflammatory drugs oder nicht-steroidale Entzdündungshemmer) gehören, enthalten Substanzen, die die Magenschleimhaut schädigen. Das kann zu Reizungen führen. Jährlich erleiden etwa 5.000 Menschen eine ernste Magenblutung als Folge der Einnahme solcher Schmerzmittel. Davon sterben 540 Patienten. Patienten, die solche Schmerzmittel lange Zeit einnehmen, erhalten oft aus Vorsorge zusätzlich ein Medikament, das die Magenschleimhaut schützt. Wenn Sie Magenbeschwerden haben, fragen Sie immer ihren Arzt um Rat, bevor sie solche Schmerzmedikamente einnehmen. Übrigens schädigt der Schmerzstiller Paracetamol den Magen am wenigsten.

Es ist nicht immer festzustellen, warum jemand Magenbeschwerden hat. Mediziner sprechen in solchen Fällen von »funktioneller Dyspepsie«. Das bedeutet, dass keine erkennbare Ursache für die Beschwerden zu finden ist. Wahrscheinlich werden die Symptome dann durch einen überempfindlichen Magen oder eine verzögerte Magenentleerung verursacht.

Menschen mit einem überempfindlichen Magen empfinden Schmerz, wo ein anderer nichts spürt. Die Gründe dafür sind unklar. Ein überempfindlicher Magen ist schwierig zu behandeln. Vielleicht kann der Hausarzt etwas gegen die Schmerzen verschreiben. Auch eine niedrige Dosis eines Antidepressivums kann dafür sorgen, dass weniger Reize und Schmerzen vom Magen an das Gehirn weitergeleitet werden.

Bei einem »faulen« Magen, der sich zu langsam entleert, ziehen sich die Magenmuskeln zu wenig oder unregelmäßig zusammen. Die Nahrung wird dann nicht gut zerkleinert und bleibt länger im Magen als üblich, was zum Beispiel Übelkeit, Blähungen und Aufstoßen verursachen kann. Ein fauler Magen kann durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln wie Diazepam oder durch Medikamente gegen Bluthochdruck (Betablocker, Kalziumkanalblocker) entstehen. Meist ist die Ursache nicht aufzudecken. Medikamente, die die Muskeln im Magen zu mehr Bewegung anregen (Prokinetika), können manchmal Linderung bringen.



5. Was ist Sodbrennen genau?

Zwischen der Speiseröhre und dem Magen sitzt ein kleiner Schließmuskel. Manchmal funktioniert diese Pforte nicht richtig. Sie bleibt dann zu oft und zu lange offen, wodurch ätzende Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre hochsteigt. Das kann Beschwerden verursachen, die sich als schmerzhaftes, brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, als Kratzen oder Kloß im Hals und Aufstoßen bemerkbar machen. Ärzte nennen die Erkrankung Refluxkrankheit, aber sie ist allgemein besser bekannt als Sodbrennen.

Es gibt verschiedene Ursachen, warum der kleine Schließmuskel nicht mehr optimal arbeitet. Wenn jemand sehr übergewichtig ist, drückt die große Fettmenge den Magen nach oben. Der Schließmuskel öffnet sich dann schneller und der Mageninhalt fließt in die Speiseröhre zurück. Verstopfungen im Darm (Konstipation) können dieselbe Wirkung haben. Bei einem Zwerchfellbruch drückt sich ein kleiner Teil des Magens in die Brusthöhle, wodurch die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigt werden kann. Weiterhin können Alkohol, Rauchen, Pfefferminze und Schokolade den Schließmuskel schwächen. Wenn Sodbrennen lange anhält, kann die ständige Reizung Schäden an der Speiseröhre hervorrufen.



6. Kann man etwas gegen Sodbrennen tun?

Sie können selbst folgende vorbeugende Maßnahmen gegen Sodbrennen nehmen:

  • beschränken Sie die Anzahl großer und fettiger Mahlzeiten;
  • legen Sie sich nach dem Essen nicht sofort hin;
  • stellen Sie das Kopfende Ihres Bettes etwas höher ein;
  • beugen Sie sich nicht zu oft vornüber, sondern gehen Sie lieber mit geradem Rücken in die Hocke;
  • achten Sie auf Ihr Gewicht und essen Sie ballaststoffreich und variiert;
  • verzichten Sie aufs Rauchen.



Sollten all diese Maßnahmen nicht helfen, kann Ihr Hausarzt Medikamente verschreiben. Es gibt Medikamente, die eine Schutzschicht in Magen und Speiseröhre bilden, andere binden die Magensäure und die sogenannten Protonenpumpenhemmer bremsen oder blockieren die Produktion der Magensäure. Es gibt auch eine Gruppe von Arzneimitteln, die die Nahrung schneller den Magen passieren lässt, so dass weniger Magensäure zurückfließt. Sie lösen nicht das Problem des schwachen Schließmuskels, lindern aber die unangenehmen Symptome. Manche dieser Mittel, wie die säurebindenden Rennies, sind auch ohne Rezept zu bekommen.

Es wird immer mal wieder gesagt, dass Milch gegen Sodbrennen hilft. Das stimmt teilweise. Die Schmerzen nehmen zwar dadurch zeitweise ab, aber weil Milch die Produktion von Magensäure anregt, können die Beschwerden letztendlich auch schlimmer werden.



7. Wofür ist Rülpsen gut?

Aufstoßen und Rülpsen entlüftet den Magen. Während wir trinken, essen und reden, schlucken wir den ganzen Tag (unbemerkt) Luft. Auch manche Nahrungsmittel wie kohlensäurehaltige Getränke, Zwiebeln und Kohlsorten können zusätzlich Luft im Magen produzieren. Die Magenwand dehnt sich aus und signalisiert dem Gehirn: Der Druck wird zu groß. Als Folge entspannt sich der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre, so dass die Luft entweichen kann. Passiert das nicht, könnte der Magen schließlich reißen. Wenn Sie häufig aufstoßen müssen, kann es hilfreich sein, um während des Essens mit geschlossenem Mund zu kauen und nicht zu trinken während der Mahlzeit. Kauen Sie lieber kein Kaugummi, denn während des Kauens schlucken Sie häufig viel Luft.



8. Viele Menschen bekommen Magenbeschwerden, wenn sie nervös oder aufgeregt sind. Woher kommt das?

Wenn Sie aufgeregt sind, produziert der Körper mehr Magensäure. Zusätzlich kann das Zusammenziehen des Magens langsamer oder unregelmäßiger werden. Aufregung hat also durchaus Einfluss. Stress allein wird in der Regel keine (ernsten) Magenkrankheiten verursachen, aber kann eine Rolle spielen bei der Entstehung von Magenbeschwerden oder bestehende Krankheitssymptome verschlimmern.



9. Gehören Magenbeschwerden zum Älterwerden?

Die meisten Magenbeschwerden haben nichts mit dem Alter zu tun. Bevölkerungsuntersuchungen ergaben sogar, dass Ältere weniger oft Magenprobleme haben. Möglicherweise, weil sie im höheren Alter mit ernsteren Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben. Senioren leiden allerdings öfter an Magenschleimhautentzündungen aufgrund einer Infektion mit dem Helicobacter pylori-Bakterium. Das Bakterium ist eines der wenigen, die in der Magensäure überleben können. Eine derartige Entzündung kann manchmal ein Magengeschwür hervorrufen oder in seltenen Fällen zu Magenkrebs führen, doch meistens verursacht der Magenkeim keine Beschwerden.



10. Wie infiziert man sich mit Helicobacter pylori?

Die Ansteckung geschieht von Mensch zu Mensch über den Mageninhalt oder den Kot. Die meisten Träger des Keims haben das Bakterium durch schlechte Sanitäranlagen, zum Beispiel in den Ferien, oder durch unhygienisches Verhalten, zum Beispiel ungenügendes Händewaschen nach dem Entfernen von Erbrochenem, bekommen. Nach Schätzungen sind ungefähr 30 bis 40 Prozent der über 60-Jährigen mit dem Helicobacter pylori-Bakterium infiziert. Nur jeder zwanzigste Infizierte entwickelt tatsächlich Magenbeschwerden. Durch die verbesserten hygienischen Umstände im letzten Jahrhundert nimmt die Anzahl der Infektionen schnell ab. Von den Jüngeren sind nur noch zehn Prozent Träger des Keims.

Eine Infektion mit Helicobacter pylori kann festgestellt werden, in dem man ein kleines Stück Gewebe aus dem Magen im Labor untersucht. Eine andere Methode untersucht die Antikörper im Blut oder im Stuhl. Die Infektion ist gut zu behandeln mit einer Kombination verschiedener Antibiotika.



11. Wie erkennt man ein Magengeschwür?

Ein Magengeschwür kann drückende, bohrende und zeitweilig starke Schmerzen verursachen. Manchmal treten die Schmerzen zusammen mit Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen und Appetitlosigkeit auf. In seltenen Fällen kann ein Magengeschwür eine Blutung oder einen Durchbruch der Magenwand (Perforation) hervorrufen. Eine Magenblutung erkennt man am teerähnlichen Stuhl oder am Erbrechen von Blut.

Ein Magengeschwür ist eine Schädigung der Magenschleimhaut oder des ersten Teils des Dünndarms, des Zwölffingerdarms. Die Größe kann variieren von Stecknadelkopf bis 1-Euro-Münze. Die wichtigsten Ursachen für ein Magengeschwür sind die Infektion mit der Helicobacter pylori-Bakterie (etwa 60 Prozent der Fälle) oder die Langzeitanwendung von Schmerzmedikamenten aus der NSAID-Gruppe. Bei der Einnahme von NSAID besteht zudem die Gefahr, dass der Patient die Symptome des Magengeschwürs durch den schmerzstillenden Effekt der Medikamente weniger gut wahrnimmt.



12. Kommt Magenkrebs häufig vor?

Magenkrebs, ein bösartiger Tumor in der Magenschleimhaut, ist eher selten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen an Magenkrebs. Die Diagnose Magenkrebs erhalten vor allem Menschen über 60 und Männer häufiger als Frauen. Ob und welche Beschwerden der Patient erfährt, hängt vom Ort des Tumors ab. Erste Signale, die auf Magenkrebs deuten können, sind: Ein Gefühl, dass die Nahrung nicht mehr gut weiterrutscht, unerklärbarer Gewichtsverlust, Erschöpfung, Erbrechen von Blut und ein teerähnlicher, schwarzer Stuhl. Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss erhöhen das Risiko für Magenkrebs, weil beides die Magenschleimhaut reizt und schließlich schädigt.



13. Welche anderen Faktoren für Magenbeschwerden gibt es?

Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss erhöhen nicht nur das Risiko für Magenkrebs, sondern auch für Sodbrennen, Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür. Andere Risikofaktoren für Magenprobleme sind langanhaltende Infektionen mit dem Helicobacter pylori-Bakterium, ungesunde und einseitige Ernährung, chronische Verstopfung und Übergewicht.



14. Darf man bei Magenbeschwerden alles essen und trinken?

Im Prinzip schon. Was bei dem einen Patienten die Beschwerden verschlimmert, verträgt ein anderer problemlos. Sie merken selbst schnell genug, was bei Ihnen Probleme verursacht. Diese Nahrungsmittel sollten Sie dann besser vermeiden. Vertragen Sie viele Nahrungsmittel nicht gut, kann es ratsam sein, sich bei einer Diätberatung Tipps zu holen.



Weiter ist es vernünftig, um bei Magenbeschwerden:

  • lieber fünf oder sechs kleine Mahlzeiten am Tag zu nehmen als drei große;
  • langsam zu essen und gut zu kauen;
  • während des Essens aufrecht zu sitzen und lieber nicht zu trinken;
  • mindestens drei Stunden vor dem Schlafen nichts mehr zu essen;
  • nicht allzu fett zu essen;
  • vorsichtig zu sein mit Pfefferminze, Schokolade, stark gewürzten Speisen, Zwiebeln, Kohl, Zitrusfrüchten, kohlensäurehaltigen Getränken und Kaugummi;
  • für regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen, um Verstopfung vorzubeugen;
  • Alkohol in Maßen zu trinken;
  • bei Übergewicht abzunehmen;
  • auf das Rauchen zu verzichten.



15. Wann ist eine Magenverkleinerung notwendig?

Ist jemand stark übergewichtig und schafft es nicht, mit den üblichen Methoden Gewicht zu verlieren, kann eine Magenverkleinerung eine Option sein. Dafür gibt es verschiedene Techniken wie zum Beispiel ein Magenband, das den Magen in zwei Teile teilt. Eine andere Möglichkeit ist, eine Umleitung vom Vormagen zum zweiten Abschnitt des Dünndarms zu legen. So werden der größte Teil des Magens und der Zwölffingerdarm lahmgelegt. Beide Techniken sorgen dafür, dass während des Essens schneller ein Sättigungsgefühl eintritt.



16. Was sind die neuesten Entwicklungen bei der Behandlung von Magenproblemen?

Forscher haben entdeckt, dass ein Drittel der Bevölkerung von Natur aus weniger gut reagiert auf bestimmte, häufig verschriebene Magensäurehemmer (Protonenpumpenhemmer). Sie haben eine genetische Abweichung, durch die sie Medikamente schneller abbauen als andere Menschen. Es wird nun untersucht, ob sie solch ein Medikament öfter einnehmen müssen oder in höherer Dosierung oder ob sie besser ein anderes Medikament einnehmen sollten.

Kürzlich wurde wissenschaftlich bewiesen, dass das pflanzliche Mittel Iberogast, bestehend aus neun verschiedenen Heilpflanzen, effektiv ist bei der Bekämpfung funktioneller Magenbeschwerden wie Blähungen. Inzwischen ist es als Arzneimittel registriert, wird aber nicht von Krankenversicherungen vergütet.

Ein Tumor im Magen wird meist operativ entfernt. Die letzte Entwicklung ist, dass hier vor der Operation eine Chemotherapie verabreicht wird, um den Tumor zu verkleinern. Das erhöht die Überlebenschance um 13 Prozent.



Quellen: Prof. Dr. André Smout, Gastroentorologe am Academisch Medisch Centrum in Amsterdam und Yvette Bruinsma, Sprecherin der Maag Lever Darm Stichting (MLDS).

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