Donnerstag, 3. Juli 2025

Mikroplastik in verengten Halsschlagadern gefunden

Mikroplastik sammelt sich in den Blutgefäßen (Foto:pixabay.com)


Verengte Halsschlagadern sind voll von Mikroplastik: Möglicher Zusammenhang mit erhöhtem Schlaganfallrisiko festgestellt in amerikanischer Studie.

 

Mikroskopisch kleine Plastikteilchen sind überall um uns herum - in den Ozeanen, in Lebensmitteln und sogar im Trinkwasser. Man kann ihnen nicht entkommen, das ist schon lange bekannt, aber jetzt zeigen neue US-Forschungen, dass sich diese Kunststoffe auch in unseren Blutgefäßen anreichern. Und das birgt erhebliche Gesundheitsrisiken.

 

In Fettablagerungen (Plaques) in den Halsschlagadern fanden die Wissenschaftler bis zu 50-mal mehr Mikro- und Nanoplastik als in gesunden Blutgefäßen. Insbesondere bei Menschen, die einen Schlaganfall oder eine vorübergehende Erblindung erlitten hatten, wurde eine bemerkenswert hohe Konzentration dieser Kunststoffe in ihren Adern festgestellt.

Lebensmittel und Getränke

Mikroplastik ist kleiner als fünf Millimeter, Nanoplastik ist noch wesentlich kleiner. Sie sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, können aber erheblichen Schaden anrichten. Diese Partikel entstehen, wenn sich größere Plastikteile wie Verpackungsmaterial und Fischernetze im Wasser oder im Boden langsam zersetzen und in winzige Teile zerfallen. Sie gelangen dann in die Nahrungskette und schließlich in unseren Körper. „Die meisten Menschen denken, dass sie Plastik über Wasserflaschen oder Schneidebretter aufnehmen“, sagt der leitende Wissenschaftler Ross Clark von der University of New Mexico. „Aber es ist hauptsächlich in dem enthalten, was wir essen und trinken.“

Die Wissenschaftler untersuchten 48 Proben aus den Halsschlagadern von drei Personengruppen: Menschen ohne Plaque in den Adern (gesunde Blutgefäße), Menschen mit Plaque in den Adern, aber ohne Symptome, und Menschen mit Plaque in den Adern, die erkrankten. Die Ergebnisse waren verblüffend: Je mehr Plaque, desto mehr Plastik, und auch in nicht unerheblichen Mengen. Bei Menschen, die vorübergehend erblindeten oder einen leichten Schlaganfall erlitten, fanden sie 51-mal mehr Kunststoff an den Innenwänden der Halsschlagader als bei gesunden Personen. Bei Probanden mit Plaque, aber ohne Symptome, zählten sie 16-mal mehr Plastikpartikel.

Der stille Mörder

Plaque ist eine Fettansammlung in den Blutgefäßen, die den Blutfluss behindert und den Blutdruck erhöht. Wenn dies in den Halsschlagadern geschieht, kann es schließlich zu einem Schlaganfall führen. Frühere Forschungen in Italien haben gezeigt, dass Plaque viele Mikroplastikteilchen enthalten kann, selbst bei Menschen ohne Symptome. Die neue Studie bestätigt diesen Befund und geht noch einen Schritt weiter: Sie zeigt einen Zusammenhang mit einer Reihe schwerwiegender Gesundheitsprobleme.

Wie gefährlich diese Plastikteilchen genau sind, ist immer noch nicht völlig geklärt. Das Team fand keinen direkten Zusammenhang zwischen der Menge an Plastik und Entzündungsbotenstoffen im Blut. Allerdings zeigten sich Veränderungen in der Genaktivität von Immunzellen, die an der Plaquebildung und -stabilisierung beteiligt sind. Den Wissenschaftlern zufolge deutet dies auf eine allmähliche, aber langfristige Wirkung hin, bei der sich die Gesundheit der Blutgefäße merklich verschlechtert.

Kunststoffe als Risikofaktor für Schlaganfälle?

Laut der Neurowissenschaftlerin Karen Furie von der American Heart Association, die nicht an der Studie beteiligt war, ist dies eine wichtige Entdeckung: „Bisher haben wir die Belastung durch Kunststoffpartikel nicht als Risikofaktor für Schlaganfälle angesehen. Aber diese Studie ändert die Dinge. Sie gibt uns neue Möglichkeiten, an der Vorbeugung zu arbeiten.“

Die Wissenschaftler warnen jedoch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Studie kann nicht beweisen, dass Kunststoffe die Ursache der Gesundheitsprobleme sind, denn es konnte kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden. Es ist auch möglich, dass sich bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen einfach mehr Plastik im Körper ansammelt. Außerdem sind die verwendeten Messmethoden noch nicht ausgereift. Nanoplastikpartikel und Fettsäuren sehen sich unter dem Mikroskop manchmal verblüffend ähnlich. Die Analysetechniken sind noch nicht auf dem gewünschten Stand, schreiben die Forschenden, und das könnte die Ergebnisse beeinflusst haben.

Was bedeutet das für den Einzelnen?

Im Moment gibt es keine Möglichkeit, die Belastung gegenüber Mikro- und Nanoplastik vollständig zu vermeiden. Sie sind überall zu finden: in Nahrungsmitteln und im Trinkwasser. Nach Ansicht der Forschenden ist es von entscheidender Bedeutung, besser zu verstehen, was diese Partikel in unserem Körper anrichten. „Wir stehen in diesem Forschungszweig erst am Anfang. Wir werden die Auswirkungen dieser Plastikpartikel auf unser Immunsystem und unsere Blutgefäße erst in ein paar Jahren wirklich verstehen“, so Clark abschließend.

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