Sonntag, 12. Februar 2017

In Zukunft wissen Sie im Voraus, wann Sie krank werden


»Chef, nächste Woche bin ich zwei Tage nicht da, denn ich werde krank.« Das klingt seltsam, aber zukünftig wissen wir im Voraus, wann wir krank werden.



Ob Arbeitgeber sich in Zukunft freuen, wenn ihre Mitarbeiter die Krankheitstage schon im Voraus ankünden? Vielleicht, denn immerhin ist dann eine bessere Planung möglich und kann rechtzeitig eine Vertretung bestimmt oder eine Aushilfskraft organisiert werden. Personalplaner werden daher vielleicht freudig erregt aufhorchen, wenn sie die neuen Erkenntnisse der Stanford-Wissenschaftler lesen. In Zukunft werden wir weit im Voraus wissen, wann wir krank werden und auch wie lange es dauern wird.



250.000 Messungen von Biodaten

Wissenschaftler der Universität Stanford haben in einer Studie bei 60 Menschen mehr als zwei Milliarden verschiedene Messungen verrichtet. Jeder Teilnehmer trug ein Armband mit Sensoren, die ständig Daten sammelten. Die Testpersonen trugen außerdem ein bis acht im Handel erhältliche Aktivitätsmonitore, um Daten wie Puls, Sauerstoffsättigung des Blutes, Hauttemperatur, Anzahl zurückgelegter Schritte, verbrauchte Kalorienmenge, Beschleunigung und sogar Strahlenbelastung aufzuzeichnen. Zudem gaben die Testpersonen regelmäßig Blutproben ab und wurden ihre Gene analysiert. »Es sind wahnsinnig viele Daten gesammelt worden«, schlussfolgert Professor Eric Topol vom Scripps Institut, der an den Forschungen aber nicht beteiligt war. Da täglich mehr als 250.000 Messungen pro Person durchgeführt wurden, konnten die Forscher auch pro Person sehen, wann bestimmte Messungen vom Durchschnitt abwichen. Wenn jemand krank wird, ist das so vielleicht schon frühzeitig festzustellen.



Krankheiten vorhersagen

Ein gutes Beispiel dafür ist die Geschichte von Professor Michael Snyder, Hauptautor und Teilnehmer der Studie. Snyder reiste im vergangenen Jahr mit dem Flugzeug nach Norwegen. Während des Fluges entdeckte er, dass sein Puls und die Sauerstoffsättigung des Blutes von den Normalwerten abwichen. Obwohl diese Werte sowieso bei jedem zu Beginn des Fluges unterschiedlich sind, sollten sie sich während des Fluges normalisieren. Das passierte bei Snyder nicht. Was stellte sich heraus? Snyder war zwei Wochen vor Beginn der Reise von einer Zecke gebissen worden und erkrankte deshalb an Lyme-Borreliose. Die tragbaren Biosensoren registrierten die Veränderungen im Körper lange, bevor er sich selbst krank fühlte.



Frühe Entdeckung könnte Leben retten

Das ist nur die Spitze des Eisbergs. »Wir haben mehr Sensoren in unserem Auto als in unserem Körper«, schlussfolgert Snyder. »In Zukunft sind die Rollen vertauscht.« Das bedeutet, dass Sensoren 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche im Auge behalten, wie Menschen sich fühlen und vorhersagen können, was passieren wird. Dadurch kann frühzeitig eingegriffen werden. Auf diese Weise könnten viele Leben gerettet werden, wenn wir direkt eine Benachrichtigung auf dem Smartphone erhalten, sobald sich ein Blutgerinnsel bildet oder bei den ersten Anzeichen von Tumorwachstum. Momentan ist so etwas noch Zukunftsmusik, doch dank der Forschungen von Snyder und seinen Kollegen rückt diese Zukunft schon ein Stück näher.



Dr. Smartphone is watching you

Kritiker dieses Health-Tracking-Trends halten es für eine bedenkliche Entwicklung, das Smartphone zum Arzt zu machen. Die bislang angebotenen Apps für solche Fitness-Gadgets sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Zudem gibt es noch keine klaren Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Zwar gibt es in Deutschland strenge Regelungen bei Medizin-Apps, aber die gelten nicht für Gesundheits-Apps. Und die Kategorisierung in Medizin- oder Gesundheits-App darf der Hersteller selbst vornehmen. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Datenschutzbestimmungen. Viele der Gesundheits-Apps verstoßen gegen die aktuellen Anforderungen. Ähnlich problematisch ist die Übertragung der Daten an die Server der meist cloud-basierten Trackingsysteme. Laut Tests der TU Darmstadt gibt es nicht genügend Schutzmechanismen, so dass es auch mit wenigen Vorkenntnissen möglich ist, Daten bei der Übertragung zu manipulieren.

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