Samstag, 25. März 2017

Gefährliche Süße: Fruktose schadet mehr als Zucker


Nicht nur die Menge an Zucker, die wir essen, beeinflusst das Krankheitsrisiko, sondern auch die Art des Zuckers. Fruktose richtet mehr Schaden an als Glukose.


Zuviel Zucker ist ungesund. Das wurde uns in den vergangenen Jahren ständig anhand neuer Forschungen vor Augen geführt. Dabei schadet Zucker nicht nur den Zähnen, sondern auch den Blutgefäßen und besonders der Leber. Doch nicht nur die Zuckermenge, die wir essen, spielt eine Rolle bei der Entwicklung von Krankheiten, sondern auch die Zuckerart bestimmt das Risiko für Stoffwechselerkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen mit. Das ergab eine Studie mit Labortieren unter der Leitung von Professorin Marta Alegret von der Universität Barcelona. Der Fachartikel im Journal »American Journal of Physiology - Heart and Circulatory Physiology« dokumentiert, dass der Konsum von Fruktose bei Labortieren im Vergleich zu Glukose mehr schädliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel und das Gefäßsystem hat.



Zucker in Früchten, einer der bekanntesten Süßungsmittel

Fruktose ist ein Einfachzucker (Monosaccharid), der vor allem in Obst vorkommt. Es ist eines der häufigsten Süßungsmittel in der Nahrungsindustrie. Fruktose besitzt große Süßkraft bei niedrigen Produktionskosten und wird alleine oder auch als Bestandteil von Saccharose (ein Disaccharid aus Glukose und Fruktose) oder als Maissirup mit Fruktoseanteil hergestellt. Weil Fruktose Bestandteil von Früchten ist, galt Fruktose lange Zeit immer noch gesünder als andere Zuckerarten. Doch Forschungen in den letzten Jahren ergaben mehrheitlich genau das Gegenteil.

In dieser neuen Arbeit untersuchte das Wissenschaftsteam weibliche Ratten, weil sie empfindlicher auf Stoffwechselveränderungen reagieren als männliche Tiere. Die Ratten wurden in Gruppen unterteilt, die zwei Monate lang zusätzlich zur normalen festen Nahrung mit einer Glukose- oder Fruktoseflüssigkeit gefüttert wurden. Abhängig von der Art des zugeführten Zuckers - Glukose oder Fruktose - zeigten die Ergebnisse Unterschiede beim Körpergewicht, bei den Triglyceriden der Blutfette und bei der Gefäßfunktion.



Fruktose oder Glukose: unterschiedlicher Einfluss auf den Stoffwechsel

Laut Professorin Marta Alegret ist einer der außergewöhnlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel die hohe Konzentration der Triglyceride im Blutplasma derjenigen Tiere, die Fruktose erhalten hatten. Diese Wirkung lässt sich aber nicht nur durch eine größere Synthese an Leberfetten erklären, denn sowohl Glukose als auch Fruktose rufen eine Fettbildung in der Leber hervor.

Trotzdem war nur bei den Fruktose-Ratten der Spiegel eines bestimmten Schlüsselenzyms für die Fettverbrennung - CPT1A - reduziert. Diese Gruppe produzierte mehr eines MTP-Proteins, was dazu führt, dass die Leber mehr Triglyceride in Form von LDL ins Blut ausschüttet. Das deutet in bestimmter Weise darauf hin, dass Fruktose in der Lage ist, die Fettverbrennung zu senken und die Ausschüttung von Triglyceriden ins Blut zu erhöhen, was wahrscheinlich durch eine Hypertriglyceridämie, eine Fettstoffwechselstörung mit erhöhten Triglyceridwerten verursacht wird.



Auswirkungen auf Aorta und Arteriendruck

Die neue Studie vergleicht auch die unterschiedliche Reaktion von Indikatoren, die Gefäßerkrankungen anzeigen. Dafür wurde die Reaktion der Aorta auf Substanzen untersucht, die entspannend oder kontrahierend auf das Gefäß wirken. »Bei Ratten, denen Glukose verabreicht wurde, war die Fähigkeit der Aorta zur Entspannung größer, wenn sie ein Mittel mit Nitroprussid-Natrium erhalten hatten. Diese Wirkung war bei den Ratten, die Fruktose erhalten hatten, weniger im Vergleich zur Kontrollgruppe. Deshalb hat Fruktose hinsichtlich der Gefäße negative Auswirkungen, weil es die richtige Entspannung der Aorta beeinträchtigt. So stellt sich die Wirkung von Glukose in gewisser Weise sogar als positiv heraus«, erklärt Alegret.

Laut den Forschungsergebnissen mit Labortieren und In-Vitro-Kulturen kommt der positive Effekt der Glukose durch einen Anstieg von Adiponektin im Blut zustande. Adiponektin ist ein Hormon, das vom Fettgewebe produziert wird und den Energiestoffwechsel von Körperzellen beeinflusst. Bei Ratten, die Fruktose bekommen hatten, wurde kein Anstieg des Adiponektins gemessen.



Fettleber, eine besorgniserregende Krankheit

Die Gruppe der Fruktose-Ratten zeigte Anzeichen von Leberveränderungen. In früheren Studien hat das Team der Universität Barcelona bereits dokumentiert, dass sowohl bei weiblichen als auch männlichen Ratten, Fruktose eine Fettleber verursacht. Abgesehen von Gefäß- und Leberveränderungen gab es bei den Fruktose-Ratten eine größere Zunahme des Körpergewichts, obwohl sie weniger Kalorien erhielten als die übrigen Tiere.

»Die Tatsache, dass Fruktose die Fettverbrennung senkt und die Fettsynthese in der Leber erhöht, kann zu einem Wachstum der Fettdepots in der Leber führen, auch bekannt als Fettleber. Diese Ansammlung von Fetten in der Leber, obwohl anfangs ohne Symptome, kann schließlich eine Entzündung in diesem Organ auslösen und langfristig ernste Krankheiten provozieren, weshalb es besser ist, diesen Vorgang zu stoppen«, erklärt Alegret.



Auswirkungen von Fruktose einzigartig

»Nach vielen Jahren des Studiums dieser Auswirkungen von Fruktose und ihres spezifischen Stoffwechsels, ist die Entdeckung nicht erschreckend, dass Fruktose Effekte zeigt, die man nicht in ähnlichen Zuckerarten wie Glukose findet. Obwohl es so aussieht, als ob eine Körpergewichtszunahme nur durch eine erhöhte Kalorienaufnahme zustande kommt, wissen wir, dass auch andere Faktoren beteiligt sind. Insbesondere könnte die Gewichtszunahme in der Leber bei den Fruktose-Ratten mit der Ansammlung von Fetten in diesem Organ zusammenhängen und auf diese Weise das Körpergewicht beeinflussen«, berichtet Alegret weiter. Die negativen Folgen von Einfachzuckern wie Fruktose scheinen verstärkt aufzutreten, wenn sie in flüssiger Form aufgenommen werden. Das betrifft vor allem gesüßte Getränke wie Limonade, Cola oder Fruchtsäfte. Eigentlich müsste man die durch Getränke aufgenommenen Kalorien bei den Mahlzeiten berücksichtigen, um den benötigten Gesamtkalorienbedarf nicht zu überschreiten. Doch wer kalkuliert das schon ein? Schließlich erzeugen Getränke kein Sättigungsgefühl und so ist eine Gewichtszunahme quasi vorprogrammiert. Daher geht auch unter Experten die Diskussion weiter, ob das zunehmende Problem von Übergewicht in der Bevölkerung nun auf die spezifische Wirkung bestimmter Zuckerarten zurückgeht oder vor allem auf die übermäßige Kalorienzufuhr durch gesüßte Erfrischungsgetränke.

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