Freitag, 5. September 2025

Schwarze Erbsen sind nährstoffreicher als grüne Erbsen

Schwarze Erbsen haben mehr Nährstoffe als grüne Erbsen (Foto: jcomp auf freepik.com)


Schwarze Erbsen aus dem Transhimalaya erweisen sich als viel nahrhafter als die grüne Sorte, die wir heute essen.

 

In den Hochregionen des Transhimalaya haben die Völker seit Tausenden von Jahren ihre eigene Nahrungsmittelversorgung aufrechterhalten. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass die von diesen Bauern angebauten schwarzen Erbsen besonders interessant sind, sowohl wegen ihres Nährwerts als auch wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel.

Wenig Nachfrage nach schwarzen Erbsen

Viele Hochlanddörfer und Klöster im Transhimalaya betreiben seit mehr als dreitausend Jahren eine Form der Landwirtschaft. Die meisten der heute zum Verkauf angebauten Feldfrüchte sind jedoch keine traditionellen Produkte, die sie selbst essen. Statt schwarzer Erbsen und Gerste, die seit Jahrhunderten zu ihrer Ernährung gehören, bauen sie hauptsächlich grüne Erbsen (Pisum sativum L.) an. Es gibt jedoch ein Problem: Der Anbau von grünen Erbsen ist sehr teuer, da sie viel bewässert werden müssen. Außerdem bringen sie auf den städtischen Märkten in Indien nicht viel Geld ein. Der Anbau traditioneller Produkte für den Verkauf ist ebenfalls keine Option, da sie weder in Indien noch weltweit sehr gefragt sind.

Schwarze Erbsen haben einzigartige Eigenschaften

Das könnte sich in Zukunft ändern. Als die Biologin Harman Jaggi zum ersten Mal in der Region war, eigentlich für ein ganz anderes Forschungsprojekt über Schneeleoparden, wurde ihr während einer Klettertour durch das Spitital eine Schale traditionell angebauter schwarzer Erbsen angeboten, die mit Tee serviert wurden. Danach war sie sofort begeistert. Sie erinnert sich: „Wir konnten danach noch stundenlang durcharbeiten. Die Einheimischen erzählten uns, dass schwarze Erbsen sehr nahrhaft und außerdem resistent gegen die Unbilden des Klimas sind. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es für diese Behauptungen kaum wissenschaftliche Beweise gibt. Für unser Team war das Grund genug, diese Wissenslücke durch eine groß angelegte Studie zu schließen.“ Die Ergebnisse dieser Studie sind inzwischen in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht worden. Es zeigte sich: Traditionelle schwarze Erbsen sind in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und könnten aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften die weltweite Nahrungsmittelproduktion erheblich unterstützen.

Zusammenarbeit und Forschung

Die schwarzen Erbsen haben noch keinen offiziellen wissenschaftlichen Namen und wurden in der Vergangenheit kaum erforscht. Nach ihrer Rückkehr nach Indien beschloss Jaggi daher, gründlich vorzugehen. Zunächst befragte sie bis zu 300 Einwohner, um ihre traditionellen landwirtschaftlichen Praktiken und die Rolle der schwarzen Erbse in ihrer Kultur besser zu verstehen. Dann wurde das Genom der schwarzen Erbse dokumentiert.

Gemeinsam mit den örtlichen Bauern säte das Forschungsteam sowohl grüne als auch schwarze Erbsen an drei verschiedenen Standorten aus: in unterschiedlichen Höhenlagen und mit unterschiedlichen Bewässerungstechniken. Die Ergebnisse waren verblüffend: Überall zeigte sich, dass die schwarzen Erbsen eine höhere Überlebensrate haben, weniger Wasser benötigen und widerstandsfähiger gegen die lokalen Wetterbedingungen sind.

Die Forschung ging aber weiter. In Zusammenarbeit mit dem Central Food Technological Research Institute in Indien wurde auch der Nährwert von schwarzen Erbsen eingehend untersucht. Dabei zeigte sich, dass sie im Vergleich zu grünen Erbsen in fast allen Bereichen besser abschneiden. Pro 100 Gramm enthalten sie bis zu 21 Prozent mehr Eiweiß und deutlich mehr Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Eisen. Außerdem sind sie reich an Ballaststoffen und verschiedenen Vitaminen, darunter Vitamin C, B1 und B3. Das macht sie nicht nur zu einer nachhaltigen, sondern auch zu einer sehr nahrhaften Alternative zu den derzeit weit verbreiteten Erbsensorten.

Witterungsbeständig und zukunftsweisend

Laut Jaggi könnte die schwarze Erbse für die weltweite Nahrungsmittelproduktion von großem Wert sein. Die genetischen Eigenschaften dieser Pflanze könnten beispielsweise genutzt werden, um andere Erbsensorten widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterbedingungen zu machen, was weltweit zunehmend benötigt wird.

Vorerst gilt das Hauptaugenmerk des Teams jedoch der lokalen Bevölkerung des Transhimalaya, die oft unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen lebt. In den Gesprächen wurde deutlich, dass viele Bewohner neugierig auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die schwarze Erbse sind und diese auch als Einkommensquelle nutzen wollen.

Deshalb fordert das Forschungsteam, dass das landwirtschaftliche System des Transhimalaya von den Vereinten Nationen offiziell als Weltkulturerbe anerkannt wird. Sie wollen es in die Liste der „Globally Important Agricultural Heritage Systems“ (GIAHS) aufnehmen. Eine solche Anerkennung würde nicht nur eine internationale Wertschätzung der jahrhundertealten Region bedeuten, sondern könnte auch einen Markt für die schwarze Erbse schaffen.

Herausforderungen und Folgeschritte

Im Moment gibt es laut Jaggi noch viel zu tun. Sie schlussfolgert: „Wir brauchen mehr Forschung zu unbekannten und vergessenen Kulturpflanzen und müssen traditionelle Anbaumethoden in moderne Systeme integrieren. Mein Hauptziel ist es, dass die Ergebnisse dieser Forschung an die Landwirte hier zurückfließen, damit sie ihre Anbauflächen erweitern können, denn das Bewässern von grünen Erbsen kostet eine Menge Geld.“

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