Die Luft, die wir täglich einatmen, erhöht möglicherweise das Demenzrisiko erheblich, so die Schlussfolgerung von Wissenschaftlern der Universität Cambridge. Aber um welche Schadstoffe handelt es sich dabei genau und welche Auswirkungen hat es?
Wir atmen 24 Stunden pro Tag, egal wo wir uns befinden. Ob wir nun durch die Stadt spazieren, uns im eigenen Garten entspannen oder im Büro arbeiten: Die Luft ist unser ständiger Begleiter mit allem, was sich darin befindet. Aber wir überlegen wenig, was wir einatmen. Oft denken wir bei Luftverschmutzung an sichtbaren Smog, aber in Wirklichkeit können auch Partikel, die wir nicht sehen können, verheerende Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Schon kleine Mengen erhöhen das Lungenkrebsrisiko und können bei Senioren in kurzer Zeit ernste Auswirkungen haben. Eine Studie der Universität Cambridge hat gezeigt, dass bestimmte luftverschmutzende Stoffe langfristig das Demenzrisiko erhöhen.
Die Studie
Die in „The Lancet Planetary Health“ veröffentlichte Studie umfasste Daten von 29 Millionen Menschen, hauptsächlich aus Ländern mit höherem Einkommen. Die Studie ist eine Analyse von 34 Studien. Luftverschmutzung wurde in diesen Studien bereits als wichtiger Risikofaktor für Demenz identifiziert, aber die Aussagekraft und die Möglichkeit, einen kausalen Zusammenhang herzustellen, variierten stark. Deshalb haben die Forschenden der Universität Cambridge nun alle diese Studien analysiert, um zu einer zuverlässigeren Schlussfolgerung zu gelangen.
Feinstaub
Die Studie zeigt vor allem, dass Feinstaub, der beispielsweise vom Verkehr, der Industrie und Verbrennungsprozessen stammt, ein großer Übeltäter ist. Für jede 10 Mikrogramm pro Kubikmeter PM2,5 Feinstaub (Partikel mit einem kleineren Durchmesser als 2,5 Mikrometer) steigt das relative Demenzrisiko mit 17 Prozent. Viele, die in Großstädten leben, sind häufig Feinstaub ausgesetzt und haben daher ein höheres Risiko. Im Zentrum von London wurden beispielsweise 2023 10 Mikrogramm pro Kubikmeter PM2,5 gemessen.
Stickstoffdioxid und Ruß
Darüber hinaus stellt Stickstoffdioxid (NO2) ebenfalls ein Risiko dar. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass das Risiko für Demenz mit jedem Anstieg von zehn Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter um drei Prozent steigt. Die NO2-Messung entlang der Straßen in Zentral-London lag 2023 bei durchschnittlich 33 Mikrogramm pro Kubikmeter. Und schließlich erhöht auch Ruß das Risiko für Demenz um 13 Prozent pro Mikrogramm pro Kubikmeter. In London lagen die durchschnittlichen Rußkonzentrationen entlang der Straßen im Jahr 2023 bei durchschnittlich 0,93 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Gründe für das steigende Demenzrisiko
Die Wissenschaftler nennen mehrere Gründe, warum diese Partikel das Risiko für Demenz erhöhen. An erster Stelle steht eine Entzündung im Gehirn, an zweiter Stelle oxidativer Stress. Oxidativer Stress ist ein chemischer Prozess im Körper, der Zellen, Proteine und DNA schädigen kann. Die Forschenden vermuten, dass beide Prozesse durch die zuvor genannten Partikel ausgelöst werden, die ins Gehirn gelangen.
Bekämpfung der Luftverschmutzung
Weltweit leiden etwa 57,4 Millionen Menschen an Demenz, darunter auch an Alzheimer. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Zahl bis 2050 verdreifachen wird. Die leitende Wissenschaftlerin Haneen Khreis hält es daher unter anderem für dringend notwendig, die Luftverschmutzung zu bekämpfen. „Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung kann langfristige Vorteile in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Klima und Wirtschaft liefern. Es kann die enorme Belastung für Patienten, Familien und Pflegekräfte verringern und gleichzeitig den Druck auf überlastete Gesundheitssysteme mindern.“
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