Montag, 12. Juni 2017

Schlafprobleme schwächen die Knochen


Schlafprobleme schwächen die Knochen und erhöhen das Risiko für Knochenbrüche.

Nachteulen und Schichtarbeiter aufgepasst: Nicht genügend Schlaf schwächt die Knochen, berichten neue Forschungen. Eingeschränkte Ruhezeiten aufgrund ungünstiger Arbeitszeiten oder reisebedingter Jetlags verhindern, dass die Knochenstruktur sich ausreichend selbst wirksam reparieren kann, informieren Wissenschaftler.

Geringerer Knochenaufbau nach drei Wochen Schlafdefizit

In der aktuellen Studie hatten Menschen, die nur drei Wochen schlecht schliefen, bereits einen geringeren Knochenaufbau. Das erhöht das Risiko für die Knochenerkrankung Osteoporose, eine weit verbreitete Erkrankung, die die Knochen schon auf geringste Erschütterungen empfindlich reagieren lässt. Und die Auswirkungen schlechten Schlafs waren sogar bei jungen Leuten stärker, obwohl sie eigentlich nicht zur Risikogruppe dieser altersbedingten Erkrankung zählen.

Schlechter Schlaf in jungen Jahren fördert Osteoporose

Studienleiterin Professorin Christine Swanson von der Universität Colorado in Aurora sagt, dass die Ergebnisse erklären können, warum in vielen Fällen keine eindeutige Ursache für eine Osteoporose festzustellen ist. Sie fügt hinzu: „Dieses veränderte Knochengleichgewicht erzeugt möglicherweise einen zeitlichen Knochenverlust, der zu Osteoporose und Knochenbrüchen führen kann. Die Daten deuten an, dass Schlafunterbrechungen sehr schädlich für den Knochenstoffwechsel in jungen Jahren sind, wenn Knochenaufbau und -wachstum entscheidend für die langfristige Gesundheit des Skelettes sind.“

Schlafstörungen als Ursache für zahlreiche Krankheiten

In Amerika leiden etwa 54 Millionen Menschen an Osteoporose, in Großbritannien drei Millionen und in Deutschland sind etwa acht Millionen Menschen betroffen. Nicht ausreichender Schlaf und chronische Schlafstörungen sind ebenfalls weltweit verbreitet: 25 Prozent der Bevölkerung in Amerika, Großbritannien und auch in Deutschland leiden an Ein- und Durchschlafstörungen. Schlaflosigkeit, definiert als die Unfähigkeit zu schlafen, ist bekannt dafür, das Risiko für Herzinfarkt, Depression und Übergewicht zu steigern. Für die neue Studie wurden die gesundheitlichen Auswirkungen von Schlafentzug und Störungen des Tagesrhythmus bei zehn Personen gemessen. Störungen des Tagesrhythmus werden definiert als Differenz der biologischen Uhr zur Umgebung, verursacht durch einen kürzeren oder längeren Tagesrhythmus als 24 Stunden.

Zeitverschiebung durch Nacht- und Schichtarbeit oder Reisen

Sechs Teilnehmer waren zwischen 20 und 27 Jahre. Die übrigen vier Probanden waren zwischen 55 und 65, eine Gruppe, die als Risikogruppe für Osteoporose bekannt ist. Drei Wochen lang gingen die Teilnehmer täglich vier Stunden später zu Bett als am Tag davor, was einem 28-Stunden-Tag entsprach. Die Teilnehmer durften 5,6 Stunden täglich schlafen, wie das für Nacht- und Schichtarbeiter durchaus normal ist. Die Wissenschaftler verglichen diese Veränderung mit einem täglichen Flug über vier westliche Zeitzonen und das drei Wochen lang. Die Probanden wurden gebeten, die gleichen Kalorien- und Nährstoffmengen während der Studie zu essen, um es den Wissenschaftlern zu ermöglichen, die vollständigen Auswirkungen von Schlaf zu registrieren.

Geringere Knochenbildung vor allem bei Jüngeren

Nach drei Wochen wurde bei allen Teilnehmern ein erheblich geringeres Niveau des Biomarkers P1NP im Blut gemessen, der Auskunft über die Knochenbildung gibt. Zudem war diese Abnahme stärker bei Jüngeren, nämlich 27 Prozent, aber nur bei 18 Prozent der Älteren. Das Niveau des Knochenabbau-Markers CTX blieb gleich, was bedeutet, dass älterer Knochen abgebaut wird, ohne dass neuer Knochen gebildet wird. Weitere Studien sind nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen und festzustellen, ob es Unterschiede bei Frauen gibt, fügen die Wissenschaftler hinzu.

Schlafmangel bis jetzt kein Risikofaktor für Osteoporose

Sarah Leyland von der nationalen Osteoporose-Gesellschaft sagt: „Ungenügender Schlaf ist kein anerkannter Risikofaktor für Osteoporose, aber diese kleine Studie hat zu einigen interessanten Ergebnissen geführt und wir begrüßen jede neue Forschung, die zum Verständnis der Krankheit beiträgt.“ Die Ergebnisse wurden auf dem 99. Jahrestreffen der Gesellschaft für Endokrinologie in Orlando (Florida) präsentiert. Gerade zwei Wochen, nachdem Wissenschaftler behaupten, dass Teenager eher an regelmäßigen Knochenbrüchen leiden, wenn sie nicht aktiv bleiben. Eine kanadische Studie stellte fest, dass diejenigen, die die tägliche empfohlene Bewegung vermeiden, sehr viel schwächere Knochen haben als Gleichaltrige.

Was ist Osteoporose?

Osteoporose ist eine Erkrankung, die die Knochen schwächt und sie zerbrechlich und anfällig für Knochenbrüche macht. Die Krankheit entwickelt sich schleichend über viele Jahre hinweg und wird oft erst diagnostiziert, wenn ein kleiner Sturz oder ein plötzlicher Aufprall eine Knochenfraktur verursacht. Die am häufigsten vorkommenden Verletzungen bei Menschen mit Osteoporose betreffen das Handgelenk, die Hüfte und die Wirbelkörper der Wirbelsäule. Aber sie können auch bei anderen Knochen auftreten wie Arm- oder Beckenknochen. Manchmal verursachen schon Husten oder Niesen einen Rippenbruch oder lassen die Wirbelkörper im Rückgrat zusammensacken. Osteoporose ist nicht unbedingt schmerzhaft, solange kein Knochen bricht, aber die Wirbelkörperbrüche im Rücken sind ein häufiger Grund für langandauernde Schmerzen.

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