Die Zeitungen standen voll davon und auch in den sozialen Medien wurde endlos darüber diskutiert, ob Sonnencreme nun gesund oder ungesund ist. Die Befürworter sagen, dass sie vor Hautkrebs schützt, während die Gegner behaupten, dass Sonnencreme geradezu krebserregend wirkt. Das sagen medizinische Studien dazu.
Was sagen die Sonnencreme-Gegner?
Die Gegner der Sonnencreme führen verschiedene Argumente an, warum man sich nicht einschmieren sollte. Der reichhaltige Cocktail chemischer Substanzen soll Krebs fördern und das hormonelle Gleichgewicht stören. Weiterhin ist bekannt, dass Sonnencreme die Produktion von Vitamin D bremst, was ungünstig für die Gesundheit ist. Eine andere Philosophie ist, dass man durch Antioxidantien in der Nahrung seine Haut von innen heraus vor Sonnenlichtschäden schützen kann. Dabei soll Sonnencreme auch noch schädlich sein für die Umwelt, vor allem für Korallen. Deshalb entscheiden sich manche Leute dafür, sich nicht länger einzucremen.
Was sagen die Befürworter?
Die Befürworter und Dermatologen sagen, dass man nur dann Krebs von Sonnenschutzmitteln bekommt, wenn man regelmäßig eine ganze Flasche trinkt, aber nicht, wenn man es auf die Haut aufträgt. Dermatologen erklären, dass es eine überwältigende Anzahl an Beweisen dafür gibt, dass Sonnenlicht Krebs verursacht und dass wir uns deshalb regelmäßig mit Sonnenschutzmitteln einschmieren sollten. Einige Hautexperten halten es sogar für sinnvoll, das ganze Jahr über Sonnencreme zu benutzen, weil man so vor schädlichen UV-Strahlen geschützt ist.
Was sagt die Wissenschaft?
Viele Studien zeigen, dass Sonnenlicht Hautkrebs verursachen kann (1, 2, 3). Ultraviolettes Licht kann die DNA in den Hautzellen schädigen, was dann dazu führt, dass sich diese Zellen unkontrolliert teilen (4). Bei einigen Arten von Hautkrebs, wie dem gefährlichen Melanom, können sich die Zellen auf den Rest des Körpers ausbreiten und dort weiter wachsen (5). Das ist dann auch eine der aggressivsten Krebsarten, die fast immer tödlich verläuft (6). Die Entstehung von Hautkrebs im höheren Alter wird häufig durch zu starke Sonneneinstrahlung in jungen Jahren verursacht (7, 8,). Wer in jungen Jahren mehr als fünfmal einen Sonnenbrand hatte, hat ein 80 Prozent höheres Risiko, an einer aggressiven Form von Hautkrebs zu erkranken (9). Alles in allem klingt das sehr ernst, so dass es unter diesem Gesichtspunkt sehr vernünftig ist, Sonnencreme dick aufzutragen.
Trotzdem gibt es wissenschaftlich gesehen einen wahren Kern hinsichtlich der Bedenken gegenüber Sonnencreme. Die allgemein gut informierte amerikanische „Environmental Working Group (EWG)“ erklärt auf ihrer Internetseite fundiert die Probleme der meisten Sonnenschutzmittel (10):
· Es hat sich gezeigt, dass Oxybenzon, Octinoxat, Octisalat, Octocrylen, Homosalat und Avobenzon vom Körper über die Haut aufgenommen werden können und noch Wochen später im Blut nachweisbar sind (11). Die gesundheitlichen Folgen sind derzeit noch unbekannt (12). Die Chemikalien wurden auch im Urin und in der Muttermilch gefunden (13, 14).
· Einige Inhaltsstoffe, wie Homosalat, Avobenzon und Oxybenzon, können den Hormonhaushalt stören (15, 16).
· Einige biologische Filter, wie Oxybenzon, Homosalat und Octocrylen, werden häufig in unsicheren hohen Dosierungen verarbeitet.
· Die Nanomoleküle, die manchen Sonnenschutzmitteln enthalten sind, können vom Körper aufgenommen werden und damit nachteilig auf die Gesundheit wirken (17).
· Sonnencremes werden oft nur auf eine kurzfristige Sicherheit getestet, aber die langfristigen Auswirkungen bleiben unklar.
· Ungefähr 75 Prozent der Sonnencremes enthalten Inhaltsstoffe, die für den Menschen und/oder die Umwelt schädlich sein können (18). Chemische Sonnenschutzmittel wurden weltweit im Wasser und damit auch in Fischen angetroffen; Wissenschaftler sind über die Auswirkungen besorgt (19, 20).
Dem EWG-Bericht zufolge sollten Sie um Sonnenschutzmittel einen großen Bogen machen. Was soll man also tun? Eine Gruppe von Dermatologen überprüfte die Behauptungen beider Parteien und erarbeitete eine Reihe von Empfehlungen für Menschen die keine chemischen Sonnenschutzmittel auf der Haut anwenden wollen (21):
· Legen Sie sich nicht zwischen 12 Uhr und 15 Uhr in die Sonne.
· Halten Sie sich so viel wie möglich im Schatten auf.
· Tragen Sie schützende Kleidung, einen Hut und eine Sonnenbrille.
· Verwenden Sie eine Sonnencreme auf der Basis natürlicher Mineralien wie Zinkoxid.
Sonnenlicht in Maßen ist gesund
Anderen Studien zufolge gibt es eindeutig zwei Seiten der Geschichte, und ist Sonnenlicht sowohl gesund als auch ungesund (21). Die Studien weisen darauf hin, dass die Produktion von Vitamin D für eine gute Gesundheit unerlässlich ist, dass aber die Gefahr von Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung ein großes Problem darstellt. Nach Ansicht der Forschungsteams sollte man vernünftig mit dem Aufenthalt in der Sonne umgehen. Das bedeutet, die Sonne nicht krampfhaft zu meiden, aber auch nicht stundenlang in der Sonne zu liegen. Ein Forschungsteam kam 2016 zu dem Schluss, dass eine strikte Vermeidung der Sonne der Gesundheit definitiv nicht gut tut (22).
Vitamin D aus Sonnenlicht
Im Winter leiden fast 60 Prozent der Menschen an einer Unterversorgung mit Vitamin D. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose erhöhen kann (23, 24, 25). In der medizinischen Literatur gibt es mehrere Hinweise darauf, dass Vitamin D aus Sonnenlicht verschiedenen Krebsarten vorbeugen kann (26). Laut einigen Studien ist der Körper um die Mittagszeit am besten in der Lage, Vitamin D zu bilden (27, 28). Einigen Studien zufolge ist diese Tageszeit auch die sicherste, da das Verhältnis von UV-A- und UV-B-Strahlen am günstigsten ist (29, 30, 31). Laut einer britischen Studie - also in unseren Breitengraden - kann man den Vitamin-D-Bedarf im Sommer decken, wenn man sich dreimal pro Woche um die Mittagszeit 13 Minuten in der Sonne aufhält (32). In Norwegen müssen es 30 Minuten sein, in denen 10.000 bis 20.000 IE Vitamin D gebildet wird (33).
Sorgen Sie immer dafür, dass Sie keinen Sonnenbrand bekommen, da dies das Hautkrebsrisiko stark erhöht (34). Berücksichtigen Sie auch Ihren Hauttyp, denn manche Menschen vertragen von Natur aus besser Sonnenlicht als andere (35, 36). Auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes können Sie sich über den UV-Gefahrenindex informieren.
Natürliches Öl gegen Sonnenbrand?
Kokosöl ist bei einigen sehr beliebt als natürliches Sonnenschutzmittel. Eine Studie berichtete tatsächlich, dass Kokosöl einen Sonnenschutzfaktor von 7.1, Himbeersamenöl von 28 bis 50, Weizenkeimöl von 22.4, Karottensamenöl von 18.8, Olivenöl von 9.2, Jojobaöl von 6, Mandelöl von 4.6, Senfsamenöl von 2.1 und Sesamöl von 1.7 hat (37, 38, 39). Allerdings handelt es sich um Reagenzglasstudien, die weniger zuverlässig sind. Eine neuere Studie kommt zu dem Schluss , dass diese Öle uns vor den für uns schädlichen Wellenlängen nicht ausreichend schützen (40).
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel statt Sonnenschutzmittel?
Laut einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2014 sollen Antioxidantien in Form von Polyphenolen und Betakarotin aus Obst und Gemüse die Haut widerstandsfähiger gegen die UV-A- und UV-B-Strahlen der Sonne machen (41). Vor allem die Kombination der Vitamine C und E soll besonders wirksam vor UV-Schäden schützen. Es dauert allerdings einige Zeit, bis diese Antioxidantien in die Haut eingebaut werden; man müsste dafür 10 Wochen lang täglich 40 Gramm Tomatenmark essen, um das Risiko eines Sonnenbrandes um 40 Prozent zu senken. Auch der Genuss von Granatapfelsaft soll die Haut schützen, aber es würde etwa 12 Wochen dauern, bis dieser Schutz aufgebaut ist (42). Andere Studien berichten, dass das Nahrungsergänzungsmittel Astaxanthin die Haut vor UV-Licht schützen kann (43, 44). Diese Studien sind zwar vielversprechend, aber diese natürlichen Antioxidantien sind kein Ersatz für echten Sonnenschutz. Andere Wissenschaftler empfehlen daher unter anderem dazu, Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel nur als ergänzenden Schutz zu Sonnencremes einzusetzen (45).
Schlusswort
Sonnenlicht hat zwei Seiten: Eine geringe Menge davon macht uns gesund, weil wir mehr Vitamin D bilden, aber zu viel davon kann das Krebsrisiko im späteren Leben stark erhöhen. Hier ist ein vernünftiger Ansatz gefragt. Je nach Hauttyp und Standort ist es ratsam, sich im Sommer dreimal wöchentlich 10 bis 30 Minuten ungeschützt in der Sonne aufzuhalten. Danach ist es besser, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören den Schatten aufzusuchen, sich mit Kleidung zu schützen und Sonnencreme aufzutragen. Wenn Sie die Nebenwirkungen synthetischer Sonnenschutzmittel nicht riskieren wollen, ist ein natürliches Sonnenschutzmittel auf der Basis von Zinkoxid eine gute Wahl.
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