Freitag, 8. Juli 2022

Vitamin D beugt Demenz vor



Australische Forscher haben einen direkten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Demenz gefunden.

 

Demenz ist eine chronische Erkrankung, die die geistigen Fähigkeiten schädigt und mit der Zeit und zunehmendem Alter fortschreitet. Es ist eine häufig auftretende Krankheit: nach Schätzungen leiden weltweit 55 Millionen Menschen an Demenz und jedes Jahr steigt die Zahl der Erkrankten. In vielen Fällen ließe sich das verhindern, wie Wissenschaftler jetzt im Fachmagazin „American Journal of Clinical Nutrition“ berichten. Und das sogar auf ganz einfache Weise, indem zusätzlich Vitamin D eingenommen wird.

Zuerst vermutet, dann bestätigt

In ihrem Studienbericht schreiben die Wissenschaftler, dass sie einen direkten Zusammenhang gefunden haben zwischen einem Mangel an Vitamin D und Demenz. Vitamin D ist sowohl ein Nährstoff als auch ein Prohormon und man weiß, dass immer noch viele Menschen mit Vitamin D unterversorgt sind. Dass sich das auch auf das Demenzrisiko auswirkt, wurde schon länger vermutet. Vitamin-D-Rezeptoren findet man auch im Gehirn und Wissenschaftler haben bereits länger den Verdacht, dass das die Entwicklung von kognitiven Krankheiten wie Demenz beeinflussen könnte.

Um diese Vermutung zu bestätigen, analysierten die Wissenschaftler Daten von fast 300.000 Briten, die an einer Langzeitstudie teilgenommen hatten, um herauszufinden, wie genetische Veranlagung und Umweltfaktoren die Entwicklung unterschiedlichster Krankheiten beeinflussen. Es ist bekannt, dass manche Menschen in derselben Situation immer einen etwas niedrigeren Vitamin-D-Spiegel haben als andere. Das ist schlicht genetisch bedingt. In der Studie verglichen die Forscher diese beiden Gruppen. Schließlich wurde für jede Gruppe festgestellt, wie viele Menschen tatsächlich Demenz entwickelt hatten und wie groß das Risiko für Demenz in jeder Gruppe war. Wenn Vitamin D tatsächlich das Risiko für Demenz beeinflusst, müsste eine genetische Analyse das beweisen und genau das haben die Forscher gemacht.

Vitamin-D-Mangel hat starken Einfluss

Außerdem konnten die Wissenschaftler untersuchen, wie sich der genetische Vorteil von Menschen, die immer einen etwas höheren Vitamin-D-Spiegel haben als andere, auf das Demenzrisiko auswirkt, wenn die Vitamin-D-Konzentration wirklich sehr niedrig ist. Die Ergebnisse dieser Analyse sind besonders spannend, weil die Forscher zeigen, dass die Wirkung von Vitamin D auf das Demenzrisiko viel stärker ist und sogar auf Menschen mit sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegeln beschränkt sein könnte. Das deutet darauf hin, dass Versuche, den Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, nur dann helfen, wenn wirklich ein Mangel vorliegt.

Wirkung auf das Gehirn

Die Wissenschaftler haben auch einige Ideen, wie ein solcher Vitamin-D-Mangel das Demenzrisiko erhöht. Es gibt mehrer Möglichkeiten, wie sich das Vitamin D auf das Gehirn auswirkt. Zu allererst deutet das Vorhandensein von Vitamin-D-Rezeptoren im Hypothalamus darauf hin, dass das Vitamin eine neurosteroide Funktion hat und das Wachstum und die Reifung von Nervenzellen fördert. Zweitens könnten auch gefäßbedingte Mechanismen eine Rolle spielen, da aktives Vitamin D mit einem geringeren Thromboserisiko und einer Regulierung des Blutdrucks in Verbindung gebracht wird. Drittens kann Vitamin D das Gehirn gesund erhalten, indem es die durch Entzündungen verursachten Gefäßschäden im Gehirn begrenzt und auch die Amyloid-Eiweiß-Ablagerungen eindämmt, die man häufig bei der Alzheimer-Krankheit sieht.

Demenz vorbeugen

Die Ergebnisse der Studie sind besonders relevant für Länder und Regionen, in denen Vitamin-D-Mangel weit verbreitet ist. Denn dort lässt sich mit Hilfe einfacher Nahrungsergänzungsmittel noch viel erreichen. In der untersuchten britischen Bevölkerung hätten beispielsweise bis zu 17 Prozent der Demenzfälle vielleicht durch eine Anhebung des Vitamin-D-Spiegels auf ein normales Niveau verhindert werden können.

Natürlich ist Demenz eine komplexe Erkrankung und es gibt noch andere Faktoren, die das Risiko für die Erkrankung beeinflussen. Auch ein gesunder Lebensstil mit einem angemessenen Maß an Bewegung, gesunder Ernährung und dauerhaft normalem Körpergewicht ist ebenfalls hilfreich. Ebenso wie geistige Herausforderungen und neue Reize für das Gehirn. Aber Vitamin D spielt eben auch eine Rolle. Was Vitamin D betrifft, ist das Wichtigste, einem Mangel vorzubeugen. In Situationen, in denen man wenig Sonnenlicht bekommt und die Produktion von Vitamin D darum begrenzt ist - wie bei Menschen in Pflegeheimen - kann dies schwierig sein und das Demenzrisiko erhöhen. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Menschen eine Riesendosis Vitamin D benötigen, betonen die Forscher. Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt reichen schon aus. Die Forscher sind daher der Meinung, dass man in Erwägung ziehen sollte, Senioren in Pflegeeinrichtungen standardmäßig in Maßen Vitamin-D-Präparate zu geben.

Vitamin D ist viel diskutiert

Vitamin D ist ein bekanntes und viel diskutiertes Vitamin, das zum Beispiel auch während der Pandemie häufig erwähnt wurde. Die Wissenschaftler sind sich dessen bewusst und hoffen, dass ihre Studie der Diskussion über das Vitamin eine gewisse Richtung geben wird. Es gibt viele Kontroversen rundum die Gesundheitsauswirkungen von Vitamin D, sagen die Forscher. Die Bandbreite reicht von extremem Optimismus, bei dem das Vitamin als Lebensretter angesehen wird, bis zur völligen Abwertung jeglicher gesundheitlicher Bedeutung. Die Studie ergänzt die bisherigen Erkenntnisse über das Vitamin und zeigt, dass ein Vitamin-D-Mangel - wie zu erwarten war - eindeutig schädlich ist, auch für die Gesundheit des Gehirns. Das ist aber noch lange kein Grund, jetzt loszurennen und sich mit Nahrungsergänzungsmitteln einzudecken. Den meisten Menschen geht es gut und es gibt keinen Grund, es zu übertreiben und einen sehr hohen Vitamin-D-Spiegel anzustreben, denn das wird wahrscheinlich keinen großen Vorteil bringen.

Vitamin D bei wenig Sonnenlicht ergänzen

Aber für alle, die - aus welchen Gründen auch immer - durch Sonnenlicht nicht genügend Vitamin D produzieren, reichen Anpassungen in der Ernährung vielleicht nicht aus und sind möglicherweise Nahrungsergänzungsmittel nötig. In dieser Situation können Vitamin-D-Präparate durchaus auch einen großen Unterschied bedeuten. Demenz ist eine fortschreitende und belastende Krankheit, die den Einzelnen und seine Familie zermürbt. Wenn man die Realität ändern kann, indem man sicherstellt, dass niemand einen schweren Vitamin-D-Mangel hat, kann das die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tausenden verbessern, sind die Studienautoren überzeugt.

Wie macht sich ein Vitamin-D-Mangel bemerkbar?

Wie kann man einen Vitamin-D-Mangel feststellen? Wenn Sie einen extremen Mangel haben, werden Sie das auf jeden Fall merken. Sie können Symptome wie Müdigkeit, Muskelschmerzen, Zahnfleischbluten, geschwächte Knochen oder Gelenkschmerzen entwickeln. Ein begrenzter Mangel ist jedoch viel schwieriger zu diagnostizieren, da er keine oder nur geringe Symptome verursacht. Es gibt einen einfachen Bluttest, mit dem man den Vitamin-D-Spiegel bestimmen kann. Bei Menschen unter 70 Jahren sollte der Vitamin-D-Spiegel bei 30 Nanomol pro Liter oder höher liegen. Bei Menschen über 70 Jahren sollte der Wert bei 50 Nanomol pro Liter oder höher liegen.

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