Freitag, 23. Juni 2023

Schwermetalle im Trinkwasser erhöhen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall



Was an Schmutz in unserem Trinkwasser oder in der Luft schwebt, dagegen können wir wenig tun. Und leider erweist sich das manchmal als schädlicher als erwartet. So erhöht beispielsweise die chronische Belastung mit Blei, Kadmium und Arsen das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten.

Schwermetalle schlecht für Herz und Gefäße

Dabei handelt es sich um Schwermetalle, die in sehr geringen Mengen in vielen gängigen Haushaltsprodukten, aber auch in der Luft, im Wasser, im Boden und in unserer Nahrung vorkommen. Eine Übersichtsstudie der American Heart Association stellte einen Zusammenhang zwischen chronischer Belastung durch geringe oder mäßige Mengen von drei Schwermetallen - Blei, Kadmium und Arsen - und Herz- und Gefäßkrankheiten wie Herzinfarkten und Schlaganfällen her.

Blei reichert sich im Körper an

„Studien an großen Gruppen von Menschen machen deutlich, dass eine geringe Belastung mit umweltschädlichen Metallen fast überall auf der Welt vorkommt und zum Auftreten von Herz- und Gefäßerkrankungen und zum vorzeitigen Tod zum Beispiel durch einen Herzinfarkt beiträgt“, sagt der Wissenschaftler Gervasio Lamas. „Diese Metalle stören wesentliche biologische Funktionen und betreffen fast alle Menschen auf der Welt“, sagt auch Ana Navas-Acien, Professorin an der Columbia University. „Nach dem Kontakt reichern sich Blei und Kadmium im Körper an und verbleiben jahrzehntelang in den Knochen und Organen. Eine große Studie zeigt, dass allein in den USA jedes Jahr mehr als 450.000 Menschen aufgrund von Blei-Belastung sterben könnten.“

Überall enthalten

Das Ärgerliche daran ist, dass man selbst so wenig dagegen tun kann. Die Belastung durch Schwermetalle erfolgt unfreiwillig durch alltäglich Aktivitäten, schreiben die Amerikaner. Blei ist in allen möglichen Produkten enthalten, zum Beispiel in der Farbe alter Häuser, im Tabakrauch, in Lebensmitteln, die durch Grundwasser verunreinigt sind, sowie in Keramikgeschirr und manchen Töpfen und Pfannen. Es ist außerdem in alten Wasserrohren, Gewürzen, Kosmetika, Elektronik und Industrieemissionen enthalten.

 

Kadmium ist in einigen Düngemitteln enthalten, weshalb der Stoff auf einigen Gemüsesorten gefunden wurde. Arsen wurde vor allem im Grundwasser gefunden, das Folgen für unser Trinkwasser haben kann, aber auch für die Böden, auf denen Pflanzen angebaut werden. Es reichert sich besonders in Reis an, mehr als in anderen Pflanzen.

Aber bevor Sie sich allzu viele Sorgen machen: In Deutschland wird die Qualität von Luft, Wasser und Boden genau überwacht. So gilt hier beispielsweise die Richtlinie, dass ein Liter Trinkwasser nicht mehr als fünf Mikrogramm Blei enthalten darf. Dies wird als sicher angesehen.

Arme Menschen stärker betroffen

Auch beim Grad der Belastung gibt es erhebliche Unterschiede. So sind Menschen, die an stark befahrenen Straßen, in der Nähe von Fabriken oder Mülldeponien wohnen, stärker gefährdet. Auch in alten Häusern ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwermetallbelastung höher, ebenso wie in Gebieten, in denen Umweltvorschriften nicht ordnungsgemäß durchgesetzt werden. „Dies ist ein globales Problem, bei dem einkommensschwache Menschen durch kontaminierte Luft, Wasser und Böden unverhältnismäßig stark mit Schwermetallen belastet sind“, sagt Navas-Acien. „Wenn wir diese Belastung in diesen Bevölkerungsgruppen reduzieren können, wird dies dazu beitragen, Ungleichheiten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern und die ökologische Gerechtigkeit zu verbessern.“

Eine Reihe von Studien

Die Warnung der Amerikaner kommt aus gutem Grund. Sie führen mehrere Studien an, die deutlich höhere Risiken aufzeigen. So veröffentlichten sie 2008 eine Übersichtsstudie aus 37 Studien mit insgesamt fast 350.000 Teilnehmern aus mehr als zehn Ländern. Sie zeigte, dass Menschen, die mehr Arsen im Urin und mehr Blei und Kadmium im Blut hatten, ein um 15 bis 85 Prozent höheres Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte hatten. Auch eine spanische Studie brachte bereits erhöhte Kadmiumwerte im Urin mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung. Und in China wurde festgestellt, dass mehr Blei im Blut bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu mehr Ablagerungen in den Arterien führt. In einer weiteren chinesischen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen Kadmium und Arsen und einem höheren Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle festgestellt.

Was kann man tun?

Aber was kann man tun gegen Schwermetalle im Boden, im Wasser und in der Luft? Die Amerikaner machen einige Vorschläge. Es sollte zum Beispiel viel mehr überwacht werden, wie viel Schwermetalle in der Natur sind. Auch sollten Menschen selbst getestet werden, um festzustellen, wie viel von den schädlichen Stoffen sie im Körper haben. Weiterhin sollten Trinkwasser, Nahrungsmittel und Böden besser geschützt werden. „Die Gesundheit von Herz und Gefäßen kann durch einen mehrgleisigen Ansatz verbessert werden, der zum einen aus der Überwachung und Kontrolle der Emissionsquellen und zum anderen aus Maßnahmen zur Verringerung der Schwermetallmenge in der Umwelt besteht“, erklärt Lamas.

Chelatbildner zur Entgiftung werden erforscht

Es wird auch erforscht, wie sich die bereits durch Schwermetalle verursachten Schäden verringern lassen. So wird derzeit die Wirkung von Chelatbildnern untersucht. Dabei handelt es sich um organische Stoffe, die mit Metallionen Verbindungen eingehen und sie einkapseln. Auf diese Weise können vor allem Blei und Kadmium wieder aus dem Körper verschwinden. Schließlich können bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Wirkung von Schwermetallen abschwächen und dafür sorgen, dass sie den Körper schneller verlassen.

Vorläufig kann man selbst jedoch nicht viel mehr tun, als sich von den schlimmsten Schwermetallquellen fernzuhalten und zu hoffen, dass die Schäden nicht allzu groß sind.

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