Dienstag, 27. Juni 2023

Tödliche Herzinfarkte passieren meistens montags



Neue Studien zeigen, dass schwere Herzinfarkte häufiger zu Beginn der Arbeitswoche auftreten als zu jeder anderen Zeit. Berufsbedingter Stress könnte dafür ein wichtiger Faktor sein.

 

Wenn Sie am Sonntagabend schon mit Widerwillen an die neue Arbeitswoche denken, sind Sie mit Sicherheit nicht der Einzige. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, nach einem schönen Wochenende wieder in den Arbeitsrhythmus zu finden. Doch nun stellt sich heraus, dass der Montag aus einem weiteren Grund als der schlechteste Tag der Woche bezeichnet werden kann. Denn eine neue Studie zeigt, dass montags die Wahrscheinlichkeit, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, am größten ist.

Herzkrankheiten sind die häufigste Todesursache

Herzerkrankungen, einschließlich Herzinfarkte, sind weit verbreitet. 2021 waren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems mit 340.619 Toten für mehr als ein Drittel aller Sterbefälle in Deutschland verantwortlich. „Herzinfarkte sind also ein großes Problem“, sagt der Wissenschaftler Jack Laffan. „Tatsächlich sind Herzerkrankungen die häufigste Todesursache weltweit.“ Für Wissenschaftler ist es daher wichtig, besser zu verstehen, wie und warum es zu Herzinfarkten kommt.

Die Studie

Um darüber mehr herauszufinden, analysierten Laffan und seine Kollegen die Daten von mehr als 10.000 Herzpatienten aus Irland. Sie waren zwischen 2013 und 2018 ins Krankenhaus eingeliefert worden und litten an der schwersten Form des Herzinfarktes. Diese Form ist als ST-Streckenhebungs-Myokardinfarkt (STEMI) bekannt, bei dem eine der Hauptarterien des Herzens vollständig blockiert ist. Das ist eine lebensbedrohliche Situation, die sogar zu einem Herzstillstand führen kann.

Gefahr am Montag

Nach der Analyse der Daten kommen die Forscher zu einer bemerkenswerten Entdeckung. So stellte sich heraus, dass die meisten lebensbedrohlichen Herzinfarkte zu Beginn der Woche auftreten, mit einem auffallenden Spitzenwert am Montag. „Herzinfarkte treten die ganze Woche über auf“, erklärt Laffan. „Aber wenn wir eine große Population über einen langen Zeitraum hinweg analysieren, sehen wir einen auffälligen Anstieg um 13 Prozent der lebensbedrohlichen ST-Streckenhebungs-Infarkte am Montag.“

Blue Monday

Das ist übrigens keine völlig neue Entdeckung. „Es mag vielleicht überraschen“, sagt Laffan, „aber dieses Phänomen wurde schon früher beschrieben.“ Bisher konnten die Forscher nur noch nicht vollständig erklären, warum dieses sogenannte „Blue Monday“-Phänomen auftritt. „Deshalb bleibt es etwas Bemerkenswertes“; sagt Laffan.

Verschiedene Erklärungen möglich

Frühere Studien, die darauf hinwiesen, dass montags häufiger Herzinfarkte auftreten als an anderen Wochentagen, haben verschiedene Erklärungen vorgeschlagen. Zum Beispiel könnte es mit einem gestörten zirkadianen Rhythmus, dem Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers, zusammenhängen. Unser zirkadianer Rhythmus oder 24-Stunden-Rhythmus basiert auf Licht und Dunkelheit. Neben dem Schlaf werden auch unsere Körpertemperatur, die Herzfrequenz, die Ausschüttung bestimmter Hormone, das Bedürfnis zu essen und zu trinken sowie die Funktion der Blase von diesem Rhythmus beeinflusst.

Laffan zufolge ist dies jedoch wahrscheinlich nicht der einzige Grund, warum die meisten Herzinfarkte am ersten Tag der Arbeitswoche auftreten. „Die Ursache sind wahrscheinlich viele Faktoren“, sagt er. „Aber nach dem, was wir aus früheren Studien wissen, ist es vernünftig, anzunehmen, dass eine Störung des zirkadianen Rhythmus zumindest teilweise verantwortlich ist. Außerdem vermuten wir, dass das Phänomen durch einen Anstieg des Stresshormons Cortisol und anderen Hormonen im Blut erklärt werden kann. Vielleicht spielt auch ein zusätzliches Maß an Stress, das mit der Rückkehr am Montag an den Arbeitsplatz verbunden ist, eine Rolle.“

Vorbeugen ist besser als heilen

Leider führen die Ergebnisse der Studie nicht zu neuen Empfehlungen oder besseren Präventionsmaßnahmen. Allerdings betont Laffan, dass viele Herzkrankheiten größtenteils vermeidbar sind. „Bewegen Sie sich regelmäßig, ernähren Sie sich gesund und rauchen Sie nicht“, zählt Laffan auf. „Außerdem sollten Sie auf Ihren Blutdruck und Cholesterinspiegel achten und wissen, ob Sie an Diabetes leiden. Solche Untersuchungen können Sie beim Hausarzt durchführen lassen.“

In der Zwischenzeit geht die Erforschung des Blue-Monday-Phänomens weiter. „Diese Studie gibt uns mehr Aufschluss über den Zeitpunkt besonders schwerer Herzinfarkte“, fasst Co-Autor der Studie Nilesh Samani zusammen. „Aber wir müssen nun weiter untersuchen, warum sie an bestimmten Wochentage wahrscheinlicher sind. Das kann Ärzten helfen, diese tödliche Krankheit besser zu verstehen, damit wir in Zukunft mehr Leben retten können.“

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