Mittwoch, 20. August 2025

So viel Mikroplastik atmen wir täglich ein

Wir atmen täglich Mikroplastik ein (Foto: pixabay.com)


Mikroplastik ist mittlerweile überall zu finden. Inwieweit es langfristig die Gesundheit schädigt, wird immer noch untersucht. Neue Messungen zeigen, dass wir möglicherweise viel mehr davon aufnehmen als gedacht.

 

Die Wissenschaftlerin Nadiia Yakovenko und ihre Kollegen von der Universität Toulouse haben herausgefunden, dass die winzigen Kunststoffpartikel, die zu Hause und im Auto in der Luft schweben, in enormen Mengen in die Lunge gelangen.

Frühere Studien untersuchten größere Partikel

Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Mikroplastik weltweit sowohl in der Außen- als auch in der Innenluft vorkommt. Dies hat zu Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Auswirkungen geführt. Die kleinen eingeatmeten Mikroplastikpartikel können in die Lunge gelangen und dort möglicherweise oxidativen Stress verursachen und das Immunsystem und die Organe schädigen. Frühere Untersuchungen zu Mikroplastik in der Luft konzentrierten sich jedoch hauptsächlich auf größere Partikel mit einem Durchmesser von 20 bis 200 Mikrometern, die weniger schnell in die Lunge gelangen als Partikel mit einem Durchmesser von zehn Mikrometern oder weniger.

Sehr viele Plastikpartikel

Um mehr über die Risiken des Einatmens von Mikroplastik zu erfahren, haben Yakovenko und ihre Kollegen Luftproben in ihrer eigenen Wohnung und in ihrem eigenen Auto unter realistischen Fahrbedingungen genommen. Mithilfe einer Technik namens Raman-Spektroskopie konnten sie die Konzentrationen von Mikroplastik, darunter solche mit einem Durchmesser von ein bis zehn Mikrometern, in 16 Luftproben messen.

Sie stellten fest, dass in ihren Wohnungen 528 Plastikpartikel pro Kubikmeter in der Luft schwebten und in ihren Autos 2238 Partikel pro Kubikmeter. 94 Prozent der nachgewiesenen Partikel waren kleiner als zehn Mikrometer. Obwohl die Konzentrationen in den Autos höher waren als in den Wohnungen, war der Unterschied aufgrund der großen Schwankungen der Mikroplastikkonzentrationen an beiden Orten statistisch nicht signifikant.

Folgen für die Gesundheit

Die Wissenschaftler kombinierten ihre Ergebnisse anschließend mit zuvor veröffentlichten Daten zur Belastung durch Mikroplastik in Innenräumen und schätzen, dass Erwachsene täglich etwa 3.200 Mikroplastikpartikel mit einem Durchmesser von 10 bis 300 Mikrometern und 68.000 Partikel von 1 bis 10 Mikrometern einatmen. Das ist hundertmal mehr als frühere Schätzungen.

Dadurch könnten auch die Auswirkungen auf die Gesundheit größer sein als bisher angenommen. Gleichzeitig betonen die Wissenschaftler, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um diese Schätzungen zu bestätigen. „Wir haben festgestellt, dass mehr als 90 Prozent der Mikroplastikpartikel in der Innenraumluft sowohl in Wohnungen als auch in Autos kleiner als zehn Mikrometer waren, also klein genug, um tief in die Lunge eingeatmet zu werden. Dies war auch die erste Studie, in der Mikroplastik im Auto gemessen wurde. Insgesamt haben wir in Innenräumen Konzentrationen gemessen, die bis zu 100-mal höher waren als frühere Hochrechnungen, was zeigt, dass die Innenraumluft ein wichtiger und bisher unterschätzter Belastungsweg für das Einatmen feiner Mikroplastikpartikel ist“, erklärt das Forschungsteam. „Überall, wo wir hinschauen, finden wir Mikroplastik, sogar in der Luft, die wir in unseren Häusern und Autos einatmen. Das größte Problem ist, dass diese Partikel so klein sind, dass sie mit bloßem Auge völlig unsichtbar sind. Wir atmen jeden Tag Tausende davon ein, ohne es zu merken. Tief in unserer Lunge setzen Mikroplastik giftige Zusatzstoffe frei, die in unser Blut gelangen und verschiedene Krankheiten verursachen“, heißt es abschließend.

Die Gefahr von Mikroplastik

Allmählich wird deutlicher, wie schädlich Mikroplastik sein kann. So haben wir kürzliche über eine Studie berichtet, in der Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Mikroplastik und Fettablagerungen in den Blutgefäßen (Plaque) festgestellt haben. In den Ablagerungen in der Halsschlagader fanden die Wissenschaftler bis zu fünfzigmal mehr Mikro- und Nanoplastik als in gesunden Blutgefäßen. Vor allem Menschen, die einen Schlaganfall oder eine vorübergehende Erblindung erlitten hatten, wiesen auffallend viele Kunststoffpartikel in ihren Blutgefäßen auf. Dabei galt: Je mehr Ablagerungen, desto mehr Kunststoff in den Gefäßwänden als bei gesunden Personen. Bei Probanden mit Ablagerungen, aber ohne Beschwerden, waren es 16-mal mehr Plastikpartikel.

Schon im April berichteten wir darüber, dass Mikroplastik nachweislich schädlich für Herz und Blutgefäße ist und Krankheitserreger in multiresistente Bakterien verändern kann. Und bereits 2024 gab es Berichte darüber, dass Nanoplastik im Körper Antibiotikaresistenzen fördert.

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