Sonntag, 19. März 2017

Insektizide können das Risiko für diverse Krankheiten erhöhen


Zwei Insektizide, die die biologische Uhr und den Stoffwechsel stören sollen, sind Teil einer neuen Studie, die untersucht wie Gartenchemikalien sich auf die Gesundheit auswirken.

Aktuell denkt man bei den winterlichen Temperaturen eher nicht an Gartenarbeit und Pflanzzeit. Doch sobald es draußen wärmer wird und jeder sich gerne wieder im Freien aufhält, bricht auch die Zeit der Gartentätigkeiten wieder an. Dann sollten Sie darauf achten, sichere chemische Rasen- und Gartenprodukte zu verwenden. Die Chemikalien in einigen Produkten können nämlich die Gesundheit schädigen.

Melatonin-Regulierung wird gestört
Eine Studie im Fachjournal »Chemical Research in Toxicology« hat festgestellt, dass die Chemikalien in einigen Gartenprodukten und Insektiziden die Melatonin-Rezeptoren beeinträchtigen können und das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes erhöhen. »Der Kontakt mit diesen Chemikalien erhöht beim Menschen das Risiko für Diabetes und beeinträchtigt außerdem den zirkadianen Rhythmus, also die biologische Uhr, die unseren Schlaf-Wach-Rhythmus regelt«, berichtet Professor Rajendram Rajnarayanan von der Universität Buffalo in New York. »Das ist der erste Bericht, der zeigt, wie Umweltchemikalien aus Haushaltsprodukten mit den menschlichen Melatonin-Rezeptoren interagieren«, erklärte Professorin Margarita L. Dubocovich von der Universität Buffalo. Dubocovich ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet der Melatonin-Rezeptor-Regulation. Ihre Arbeit hat das Wissen darüber erweitert, wie Melatonin sich auf die Gesundheit auswirkt, einschließlich Schlafstörungen, Stoffwechselerkrankungen und Drogensucht.

Giftige Chemikalien näher untersucht
Carbaryl, ein beliebtes Insektizid in Amerika, aber verboten in verschiedenen anderen Ländern, ist eines der in der Studie geprüften Chemikalien. Es wurde bereits mit dem zunehmenden Absterben von Bienenvölkern in Verbindung gebracht.
Die andere untersuchte Chemikalie ist Carbofuran. Es gehört - ebenso wie Carbaryl - zu den giftigen Carbamaten. Carbofuran ist zwar seit 2009 in den USA zur Verwendung auf Nutzpflanzen verboten, wird aber noch in vielen Ländern benutzt, einschließlich Mexiko. »Wir haben festgestellt, dass beide Insektizide in ihrer Struktur dem Melatonin ähneln und dass beide eine Vorliebe für die Melatonin MT2-Rezeptoren haben, was möglicherweise das Glukose-Gleichgewicht und die Insulinausschüttung beeinflusst«, sagt Marina Popovska-Gorevski, Studentin an der Universität Buffalo und Co-Autorin der Studie. »Das bedeutet, dass der Kontakt mit den Insektiziden das Risiko für Diabetes erhöhen und ihren Schlafrhythmus beeinträchtigen kann«, sagt Popovska-Gorevski. Bis jetzt ist es so, dass Bundesbehörden Umweltchemikalien nicht danach beurteilen, ob sie die biologische Uhr stören. Das betont die Wichtigkeit dieser Studie, fügt Rajnarayanan hinzu.

Weitere Chemikalien als Störenfried
Doch das sind nicht die einzigen Chemikalien, die den Körper stören können. Rajnarayanan sagt, dass Bisphenol A (BPA) und DDT bekannt dafür sind, das Hormongleichgewicht durcheinanderzubringen und sogar Krebs auszulösen. »Manche dieser Insektizide neigen dazu, lange in der Umwelt zu bleiben und haben die Fähigkeit, den Stoffwechsel und den chemischen Abbau zu umgehen«, sagt er. »Kontakt mit diesen Chemikalien schadet mehr als mit solchen, die chemisch oder durch unseren Körper schnell abgebaut werden.«

Insektizide: Parkinson, Alzheimer, Endometriose, Unfruchtbarkeit
2014 berichtete eine Studie im Fachjournal »Environmental Pollution«, dass nikotinähnliche Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide, die bei Soja- und Maispflanzen eingesetzt werden, häufig in Flüssen im mittleren Westen der USA festgestellt wurden. Im selben Jahr beschrieb eine Studie in »Neurology« elf Pestizide, die die Wahrscheinlichkeit an Parkinson zu erkranken, sechs Mal erhöhen. Ein weiterer Artikel in »Neurology« brachte den Kontakt mit DDT mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer in Verbindung. Ein Jahr zuvor berichtete eine Studie in »Environmental Health Perspectives« über diese Chemikalie im Zusammenhang mit Endometriose. Und 2015 stellten weitere Forschungen einen Zusammenhang zwischen DDT, PCB und Unfruchtbarkeit und niedriger Spermienzahl fest.

Riskante Pestizide ermitteln
Rajnarayanan sagte, dass sein Team einen Test entwickelt, der Umwelttoxizität und störende Aktivitäten des biologischen Rhythmus entdecken soll, um mögliche Gesundheitsrisiken anderer Chemikalien festzulegen und in einer Datenbank zusammenzutragen. Seine Studie wurde finanziert, um neue Umweltfaktoren für Diabetes und Übergewicht zu ermitteln. Forschungen in diese Richtung sind noch relativ neu, erklärt Rajnarayanan.
Sie brauchen nun keine Angst vor der Pflege Ihres Gartens zu haben, aber Sie sollten auf die Beschriftungen achten. »Nicht alle Insektizide sind schlecht für uns«, sagt Rajnarayanan. »Trotzdem ist es unerlässlich, häufig benutzte Chemikalien zu untersuchen, besonders solche, die in die Luft, ins Wasser oder in die Nahrung gelangen können.« Organische Produkte könnten eine Alternative zu schädlichen Chemikalien darstellen, aber sie sind möglicherweise für umfangreiche landwirtschaftliche Praktiken nicht effektiv genug.

Organische Produkte nicht immer eine Alternative
Professor John F. Tooker vom Penn State College of Agricultural Sciences sagt, dass zum Beispiel Spinnen sich gut zur Kontrolle von Schädlingsinsekten eignen. Solche Methoden sind bekannt als integriertes Schädlingsmanagement. »Dafür ist es am wichtigsten, keine unnötigen Insektizide anzuwenden«, erklärt er.
Rajnarayanan sagt, dass Wissenschaftler Daten liefern und Risiken prüfen können, aber Politiker und Regulierungsbehörden müssen miteinbezogen werden, um Menschen über die Risikofaktoren zu beraten.

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