Dienstag, 6. Mai 2014

Sinkende Blutzuckerwerte in der Nacht verursachen bei Diabetikern Herzrhythmusstörungen


Zu niedrige Blutzuckerwerte bleiben nachts häufig unentdeckt und verursachen länger anhaltende Herzrhythmusstörungen und damit verbundene Herzprobleme bei älteren Typ 2-Diabetikern.

Nachts kann der Blutzuckerspiegel auf gefährliche Werte absinken, was häufig unbemerkt bleibt und dann bei älteren Patienten mit Typ 2-Diabetes zu länger anhaltenden Herzrhythmusstörungen führt, haben neue Forschungen herausgefunden.
Die Ergebnisse der Forschungen, die von Professor Simon Heller von der Universität von Sheffield geleitet wurden, könnten wichtige Hinweise auf den Mechanismus geben, wann niedrige Blutzuckerspiegel zu lebensbedrohlichen Änderungen im Herzrhythmus führen, einer der großen Risikofaktoren für Patienten mit Diabetes.

»dead-in-bed-Syndrom« durch Unterzuckerung?

Die Ergebnisse werfen außerdem ein neues Licht auf das sogenannte »dead-in-bed-Syndrom«, bei dem junge Diabetiker ohne bekannte Spätfolgen plötzlich versterben. Das »dead-in-bed-Syndrom« tritt normalerweise erst nach vielen Jahren auf, wenn hohe Blutzuckerwerte die Nerven des vegetativen Nervensystems geschädigt haben. Das betrifft auch die Steuerung des Herzrhythmus. Das Herz steht schließlich ständig »unter Strom« und es kommt - vor allem nachts oder in den frühen Morgenstunden - zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen.
Frühere Studien haben bisher offenbar eine direkte Wirkung von Hypoglykämien (Unterzuckerungen) als Todesursache bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ausgeschlossen.

Symptome nur durch ständige Kontrolle entdeckt

Einige der Patienten, die an der aktuellen Studie teilgenommen haben, berichteten über Symptome bei niedrigem Blutzucker oder unregelmäßige Herzschläge. Diese Symptome wurden allerdings nur entdeckt durch konstantes Überwachen von Blutzucker und Herzschlag. Die Forscher überwachten eine Woche lang ältere Patienten mit Typ 2-Diabetes und einer Herzerkrankung in der Vorgeschichte.
Der Durchbruch bei den Forschungen erzielte Elaine Chow von der Universität von Sheffield und ihre Ergebnisse werden in der Mai-Ausgabe von Diabetes erscheinen, dem Fachjournal des amerikanischen Diabetesverbandes.

Unterzuckerung führt zu verlangsamtem Herzschlag

Professor Simon Heller sagt: »Wir möchten die Patienten nicht alarmieren, aber was wir entdeckt haben, ist möglicherweise wichtig, um einen Mechanismus zu erklären, bei dem nächtliche niedrige Blutzuckerwerte zu anhaltend langsamen Herzschlägen führen, die den Blutfluss zum Herzen stören und lebensbedrohliche Herzinfarkte auslösen können. Wir hatten zwar erwartet, einige niedrige Blutzuckerwerte zu finden, dennoch waren wir überrascht, wie stark die nächtlichen Symptome auftraten und manchmal stundenlang anhielten. Wenn das passierte, stellten wir außerdem lange Phasen eines niedrigen Herzrhythmus fest. Obwohl ein Grund zur Besorgnis, wurden diese langsamen Herzfrequenzen nicht mit sehr schweren Herzrhythmusstörungen in der Studie verbunden. Aber die Ergebnisse lassen vermuten, dass auch Patienten mit einer Standard-Insulin-Therapie, die keine strikte Blutzuckereinstellung anstreben, sich des Risikos nächtlicher Unterzuckerungen bewusst sein sollten, besonders, wenn sie bereits eine Herzerkrankung haben.«

Unterzuckerung vermeiden durch Anpassung der Therapie

Frühere Forschungen haben sich hauptsächlich auf die Effekte von hohen Blutzuckerwerten bei Diabetes-Patienten gerichtet. Deshalb war mehr Forschungsarbeit nötig, um zu verstehen, wie niedrige Blutzuckerwerte in Typ 2-Diabetikern unregelmäßige Herzschläge verursachen können, betonte Professor Heller. »In einer älteren Gruppe Patienten mit Herzerkrankungen in der Vorgeschichte könnte sich das als besorgniserregend erweisen, aber weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Verbindung zwischen niedrigem nächtlichem Blutzucker und unnormalem Herzrhythmus, der den Blutfluss zum Herzen stört, zu bestätigen. Wenn Patienten wissen, dass sie niedrige Blutzuckerwerte haben, können sie entsprechend handeln. Sie können vielleicht hin und wieder eine Kontrollmessung in der Mitte der Nacht durchführen und in Absprache mit dem Arzt den Insulintyp ändern oder den Zeitpunkt der Insulingabe. So ist es möglich, das Risiko für längere nächtliche Unterzuckerungen zu minimieren.«

»Alle, die für die Behandlung von Typ 2-Diabetikern mit Insulin Verantwortung tragen, müssen sich über die möglichen Folgen längerer Unterzuckerungsphasen in der Nacht bewusst sein. Sie sollten das überprüfen und die Therapie anpassen, um das Risiko zu senken, besonders bei den Patienten mit bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.«

Quelle: Elaine Chow, Alan Bernjak, Scott Williams, Robert A. Fawdry, Steve Hibbert, Jenny Freeman, Paul J. Sheridan and Simon R. Heller: Risk of Cardiac Arrhythmias During Hypoglycemia in Patients With Type 2 Diabetes and Cardiovascular Risk. Diabetes May 2014 63:1738-1747; doi:10.2337/db13-0468

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