Montag, 29. Februar 2016

Weniger ist mehr: Eisentabletten nur alle zwei Tage wirkt effektiver


Bei einem Eisenmangel wirken die Tabletten im Abstand
von zwei Tagen besser
(Foto: PublicDomainPictures - pixabay.com)
Bei Blutarmut aufgrund eines Eisenmangels ist es effektiver, nur eine Eisentablette alle zwei Tage einzunehmen. Das reduziert auch Nebenwirkungen.


Die häufigste Ursache für eine Blutarmut, ist ein Eisenmangel. Meistens sind junge Frauen davon betroffen, da sie durch die monatliche Menstruationsblutung mehr Eisen verlieren. Zur Behandlung werden in der Regel Eisentabletten verschrieben, die ein- oder mehrmals täglich eingenommen werden müssen.
Forscher am medizinischen Zentrum Radboudumc in Nimwegen haben entdeckt, dass die jetzige Behandlung von Blutarmut durch Eisenmangel enorm verbessert werden kann. Es scheint effektiver zu sein, nur eine Eisentablette alle zwei Tage einzunehmen anstatt dreimal täglich eine Eisentablette. Die niedrigere Dosierung und die Reduzierung der Tabletten können die Behandlung mit Eisen wirksamer machen und die Nebenwirkungen reduzieren.

Eisenmangel weltweit verbreitet
Weltweit leiden ungefähr eine Milliarde Menschen an Blutarmut durch Eisenmangel. Sie haben Beschwerden wie Schwindel, Kurzatmigkeit und schnelle Ermüdung. Die übliche Behandlung besteht aus einer wochen- bis monatelangen, ein- bis dreimal täglichen Einnahme einer Eisentablette von etwa 70 Milligramm. Bei Millionen von Menschen führt das zu Magen- und Darmbeschwerden. Ursache ist, dass nur 15 Prozent des Eisens im Dünndarm aufgenommen wird und ins Blut gelangt. Von dort wird es ins Knochenmark transportiert. Im Knochenmark wird das Eisen in das Hämoglobin der roten Blutkörperchen eingebaut, um so der Blutarmut entgegenzuwirken.

Ungünstige Bakterien
Der Großteil des Eisens aus den Tabletten - beinahe 60 der 70 Milligramm - verlässt über den Dickdarm mit dem Stuhlgang den Körper. Das Eisen im Dickdarm fördert vor allem das Wachstum ungünstiger Bakterien. Das kann Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall verursachen. Es wäre also besser, wenn das Eisen bereits im Dünndarm aufgenommen würde, so dass es im Dickdarm nicht zu Nebenwirkungen kommt.

Eisen-Sensor
Die Wissenschaftler entdeckten, dass das Eiweißmolekül Hepcidin, das in der Leber produziert wird, eine Art Eisen-Sensor darstellt, der unter anderem die Aufnahme von Eisen aus dem Darm regelt. Steigt die Konzentration von Hepcidin im Blut, wird die Eisenaufnahme im Darm gedrosselt. Bei einem Absinken des Hepcidins wird die Aufnahme von Eisen aus dem Darm stimuliert.

Interessante Idee
Die Wissenschaftler Kortman, Swinkels und ihre Kollegen in Zürich und Wageningen überlegten, ob die übliche Therapie nicht verbessert werden kann. Swinkels: »Wir wissen, dass Eisentabletten den Eisengehalt im Blut hochjagen. Es ist gut möglich, dass die Hepcidin-Konzentration dadurch steigt, wodurch als Folge weniger Eisen aufgenommen wird. Dann entzieht der Dünndarm den Eisentabletten weniger Eisen und verlässt der größte Teil über den Dickdarm den Körper wieder. Wir fanden das eine interessante Idee, die wir bei einer Gruppe junger Frauen mit Eisenmangel, aber ohne Blutarmut, getestet haben.«

Gebremste Aufnahme für zwei Tage
Sie sahen tatsächlich, dass der Eisenspiegel im Blut stieg nach der Einnahme der Eisentabletten. Je mehr Eisen die Tabletten enthielten, desto höher viel die Steigerung aus. Außerdem gab die Leber bis zu 48 Stunden nach der Eiseneinnahme mehr Hepcidin ins Blut ab. Die höheren Hepcidin-Konzentrationen im Blut behindern ungefähr zwei Tage lang den Einbau von Eisen in die roten Blutkörperchen. Kurzum: Nach der ersten Eisentablette wirken die folgenden Tabletten weniger gut. Erst nach zweit Tagen ist die Situation wieder optimal für eine neue Eisentablette.

Weniger ist effektiver
In einem Kommentar zur Publikation der Studie im Fachjournal "Blood" wird gesagt, dass die jetzige Behandlungsweise von Blutarmut durch Eisenmangel vielleicht völlig falsch sein könnte. Das vermuten auch die Wissenschaftler: »Das meiste Eisen aus einer Tablette erreicht das Knochenmark - und somit die roten Blutkörperchen - wenn jemand alle zwei Tage eine Tablette mit 40 bis 80 Milligramm Eisen schluckt. Am Montag, Mittwoch und Freitag vor dem Frühstück eine Tablette von 40 bis 80 Milligramm einzunehmen, scheint also die beste Art, um Eisenmangel zu behandeln. Inzwischen sind wir schon mit einer Folgestudie beschäftigt, um diesen Beweis weiter auszubauen«.

Eisenmangel vorbeugen
Frauen, die noch im gebärfähigen Alter sind, aber auch Menschen, die sich einseitig ernähren und wenig Vitamin C und Fleischprodukte essen, können mit der richtigen Wahl der Nahrungsmittel einem Eisenmangel vorbeugen. Eisen aus Fleisch und Fisch kann vom Körper am besten aufgenommen werden. Fleisch und Leber sind beispielsweise optimale Eisenlieferanten. Aber auch Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sind gute Eisenquellen. So sind Quinoa, Hirse und Linsen reich an pflanzlichem Eisen, ebenso wie Kürbiskerne, Sesam- und Leinsamen. Die Aufnahme von pflanzlichem Eisen kann durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin C - zum Beispiel ein Glas Orangensaft - verbessert werden. Eiweiß aus Soja-, Milch- und Eiprodukten beeinträchtigen die Eisenaufnahme hingegen.

Quelle: Moretti D, Goede JS, Zeder C et al. (2015) Oral iron supplements increase hepcidin and decrease iron absorption from daily or twice-daily doses in iron-depleted young women. Blood 126, 1981-1989, DOI: 10.1182/blood-2015-05-642223

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    aufgrund meines Eisenmangels wurde mir auch empfohlen solche Eisentabletten (https://www.vitaminexpress.org/de/eisen) zu nehmen. Das habe ich auch täglich gemacht und ich habe die Kapseln überhaupt nicht gut vertragen. Bin dann nochmal zum Arzt und der hat gesagt, dass ich es einmal versuchen soll, die Tabletten nur 2-3 Mal pro Woche zu nehmen. Und siehe da, ich konnte überhaupt keine Nebenwirkungen mehr spüren. Also im Fall von Eisenpräparaten trifft der Spruch: "Weniger ist oft mehr" Voll und Ganz zu.

    LG Nick

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