Pflanzenöle mit Linolsäure verlängern nicht das Leben (Foto: stevepb - pixabay.com) |
Hat das Ersetzen gesättigter Fette durch pflanzliche Öle
wirklich so viele Gesundheitsvorteile? Eine neue Studie bezweifelt
das.
Das Ersetzen gesättigter Fettsäuren
durch pflanzliche Öle, die reich an Linolsäure sind, senkt den
Cholesterinspiegel, aber reduziert weder das Risiko für
Herzerkrankungen noch wirkt es lebensverlängernd, wie eine neue
Studie im Fachjournal »The BMJ«
berichtet.
Pflanzenöle besser fürs Herz:
seit 50 Jahren unsicher
Die
Ergebnisse unterstützen Zweifel an der weit verbreiteten Meinung,
dass Pflanzenöle mit viel Linolsäure gut für die Herzgesundheit
sind.
Die
bisherige »Herz-Ernährungs-Hypothese» prophezeit, dass der
Austausch gesättigter Fettsäuren durch Pflanzenöle mit viel
Linolsäure das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Krankheiten
reduziert, in dem der Cholesterinspiegel gesenkt wird.
Obwohl
viele Studien diese Theorie unterstützen, wurde das Modell nie
ursächlich in einer randomisierten Kontrollstudie nachgewiesen und
blieb deshalb für mehr als 50 Jahre unsicher. Darüber hinaus wurden
Schlüsselergebnisse wegweisender Studien zu diesem Thema nicht
vollständig veröffentlicht.
Analyse von Daten aus dem Jahr 1973
Deshalb
machte sich ein amerikanisches Forschungsteam von der Universität
von North-Carolina unter der Leitung von Christopher Ramsden daran,
diese Hypothese zu überprüfen, in dem sie Daten einer großen
randomisierten Kontrollstudie analysierten, die vor 45 Jahren
durchgeführt wurde. Am »Minnesota Coronary Experiment« (MCE)
nahmen derzeit 9.423 Probanden viereinhalb Jahre lang teil.
Die
Studie untersuchte, ob der Austausch gesättigter Fette durch Maisöl
mit viel Linolsäure, das Risiko für eine Erkrankung der
Herzkranzgefäße und das Sterberisiko durch senken des
Cholesterinspiegels beeinflusst. Die Kontrollgruppe ernährte sich
mit viel gesättigten Fetten.
Cholesterin sinkt, aber verlängert
nicht das Leben
Wie
erwartet, senkte eine linolsäure-reiche Ernährung den
Cholesterinspiegel, aber das das ließ sich nicht in ein besseres
Überleben übertragen. Tatsächlich hatten die Teilnehmer mit
stärkerer Senkung des Cholesterinspiegels eher ein höheres
Sterberisiko.
Im
Jahr 2013 prüften die Wissenschaftler unveröffentlichte Daten einer
ähnlichen Studie - der »Sydney Diet Heart Study« - und stellten
fest, dass das Sterberisiko durch koronare Herzerkrankung höher war
bei denen, die gesättigte Fette durch linolsäurehaltiges Pflanzenöl
ersetzt hatten.
Kein Beweis für die Vorteile von
Pflanzenöl
Um
ihre Ergebnisse weiter zu prüfen, untersuchte und analysierte das
Team die Ergebnisse aller ähnlich randomisierten Kontrollstudien -
und fand keinerlei Abnahme des Sterberisikos. Weder bei einer
koronaren Herzerkrankung noch bei anderen Ursachen.
Die
Wissenschaftler weisen speziell auf die eingeschränkt vorhandene
Datenlage hin, und kommen zu dem Schluss, dass die gesammelten
Ergebnisse nicht den Grundsatz unterstützen, dass eine
Cholesterinsenkung durch Pflanzenöle das Risiko für eine koronare
Herzkrankheit und vorzeitigen Tod reduziert.
Zuviel Linolsäure eher schädlich
Und
sie schließen daraus, dass Ergebnisse der MCE-Studie den zunehmenden
Beweis fördern, dass unvollständige Veröffentlichungen dazu
beitragen haben, dass die Vorteile von Pflanzenölen gegenüber
gesättigten Fetten überschätzt wurden.
Die
Wissenschaftler merken außerdem an, dass obwohl kleine Mengen
Linolsäure lebenwichtig für die Gesundheit sind, hohe Mengen
Linolsäure nicht einer normalen Ernährungsweise entsprechen und
vorläufige Beweise sogar andeuten, dass Nebenprodukte der Linolsäure
mit chronischen Schmerzen und anderen Krankheiten in Verbindung
stehen.
Beweislage muss überprüft werden
In
einem zugehörigen Leitartikel
schreibt Lennert Veerman von der Universität von Queensland: »Die
Vorteile von mehrfach ungesättigten Fetten gegenüber gesättigten
Fetten scheinen etwas weniger sicher zu sein, als wir immer dachten.«
Er weist auf einige Studieneinschränkungen hin, die das Ergebnis
beeinflusst haben könnten und hält eine sorgfältige Überprüfung
der Beweislage für angebracht, um angemessene Ernährungsempfehlungen
geben zu können.
In
der Zwischenzeit, sagt er, sollten wir weiterhin mehr Fisch, Obst,
Gemüse und Vollkornprodukte essen und Salz, Zucker, industrielle
Transfette und übermäßiges Essen vermeiden.
Quelle:
Christopher E. Ramsden et al.: Re-evaluation of the traditional
diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota
Coronary Experiment (1968-73). BMJ 2016;353:i1246, doi:
10.1136/bmj.i1246
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