Freitag, 5. Oktober 2018

Schlafprobleme? Rotes Licht macht müde!


Blaues Licht von Tablet- und Smartphone-Bildschirmen macht das Einschlafen schwierig. Rotes Licht hingegen erleichtert das Einschlafen, entdeckten Neurowissenschaftler vom niederländischen Institut für Neurowissenschaften in Amsterdam.
Für eine gute Nachtruhe ist es besser, Fernseher, Laptops, Smartphones und Tablets abends links liegenzulassen und schon gar nicht mit ins Bett zu nehmen. Das blaue Licht der Displays unterdrückt die Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin, das der Körper normalerweise gegen 20 Uhr beginnt auszuschütten. Konsequenz? Einmal im Bett dauert es länger, bis man einschläft.
Wenig Forschung an rotem Licht
Hirnforscher haben sich intensiv mit dem schädlichen Einfluss von blauem Licht auf den Schlaf beschäftigt. Für andere Farben innerhalb des Spektrums gab es allerdings wenig Aufmerksamkeit. So nahm man an, dass rotes Licht keine Wirkung hat. Deshalb ist Rot bei Experimenten mit blauem Licht häufig die Kontrollsituation. „Zuerst lag unser Fokus auf blauem Licht“, sagt Wisse van der Meijden, der am niederländischen Institut für Neurowissenschaften im Labor des Schlafforschers Eus van Someren promoviert. „Bis wir herausfanden, dass rotes Licht sehr wohl etwas bewirkt.“ Es erleichtert das Einschlafen, berichtete kürzlich die Forschungsgruppe im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“.
Weniger aufmerksam
Gesunde Freiwillige wurden zunächst für fünf Minuten der Dunkelheit ausgesetzt. Anschließend schauten die Teilnehmer einmal für fünf Minuten jeweils in rotes oder blaues Licht, um dann wieder fünf Minuten in der Dunkelheit zu sitzen. Danach folgte in der Dunkelheit eine Aufgabe: Ziel war es, beim Hören eines Tons so schnell wie möglich einen Knopf zu drücken. Die Teilnehmer führten den gleichen Reaktionstest auch vor der Lichtbehandlung durch. Van der Meijden maß, wie schnell sie reagierten, und registrierte mit einem EKG ihren Herzschlag.
Was stellte sich heraus? Bei der Farbe Blau reagierten die Testpersonen vor und nach der Lichtbehandlung gleich schnell. Als sie rotes Licht sahen, reagierten sie einige Millisekunden langsamer auf den Ton. Ihre Herzfrequenz war während des Reaktionstestes nach der Rotlicht-Behandlung höher, was darauf hindeutet, dass es beim zweiten Mal anstrengender war. „Nach dem Sehen des roten Lichtes ist es anstrengender, um weiterhin eine gute Leistung zu erbringen“, erklärt Van der Meijden. „Trotz hoher Konzentration wird die Reaktionszeit dennoch schlechter.“ Rotes Licht macht demnach weniger aufmerksam, was im Prinzip nützlich ist, wenn man schlafen möchte.
Größere Augenpupillen
Van der Meijden untersuchte auch die Größe der Pupillen, um zu messen, wie aktiv die Pigmentzellen in der Netzhaut sind. Diese Zellen sind besonders empfindlich für blaues Licht. Wenn Licht von Bildschirmen in unser Auge gelangt, werden die Pigmentzellen aktiv und die Pupille zieht sich zusammen. Es sind die Netzhautzellen, die für die Beeinflussung der biologischen Uhr und den Schlaf-Wach-Rhythmus im Gehirn verantwortlich sind. „Die Pigmentzellen reagieren sehr träge“, erklärt Van der Meijden. „Wenn man das blaue Licht ausschaltet, werden sie noch eine Weile Informationen an das Gehirn senden. Die Pupille bleibt noch minutenlang kleiner.“
Das war auch bei diesem Experiment zu sehen. Als die Teilnehmer nach der Einwirkung von blauem Licht wieder im Dunkeln saßen, blieb ihre Pupille noch für eine Weile kleiner. Bei rotem Licht war es umgekehrt. Die Pupille blieb nach der Lichtbehandlung vergrößert. Wenn rotes Licht nichts bewirken würde, würde man erwarten, dass die Pupille nach dem Lichteinfall wieder ihre ursprüngliche Größe annimmt. Van der Meijden: „Für uns ist dies eine Hinweis darauf, dass rotes Licht möglicherweise die Pigmentzellen beeinflusst, die die biologische Uhr steuern.“
Rotes Licht als Schlafmittel?
Rotes Licht macht weniger aufmerksam. Aber schlafen wir auch wegen des roten Lichtes schneller ein? Die Amsterdamer Neurowissenschaftler testeten das in einem zweiten Experiment. Dabei wurden während eines ganzen Tages die Gehirnströme während des Schlafes mit einem EEG verfolgt. Die Teilnehmer waren von 09.00 Uhr bis 20.00 Uhr im Bett. Die Behandlung bestand aus fünf Minuten in blaue, grüne oder rote Farbe zu sehen oder in die Dunkelheit. Dann sollten sie innerhalb einer halben Stunde so schnell wie möglich einschlafen. Jeder absolvierte diesen Test acht Mal: jedes Szenario zweimal. Bei welcher Farbe schliefen die Teilnehmer am leichtesten ein? „Blau und Grün hatten keinen Einfluss darauf, wie lange es im Vergleich zur Dunkelheit dauerte“, sagt Van der Meijden. „Im Durchschnitt dauerte es immer etwas mehr als drei Minuten. Nach dem roten Licht schliefen sie aber schon nach knapp 2,5 Minuten ein.“
Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob rotes Licht als Schlafmittel dienen kann. Wer gut aufwachen will, kann jetzt schon ein Wake-up-Licht auf seinen Nachttisch stellen. Die Lampe leuchtet zunehmend heller, so dass man keinen Wecker braucht. Ist ein Einschlaflicht in Rot dann vielleicht eine Idee für die Nacht? Van der Meijden kann sich etwas Derartiges schon vorstellen. „Oder Tablets und Smartphones, die nach einer bestimmten Zeit nur noch helles rotes Licht abgeben.“
Wie praktikabel rotes Licht für Schlaflose ist, müssen die Forscher noch weiter herausfinden. „Wir haben das Schlafexperiment tagsüber durchgeführt. Von blauem Licht wissen wir, dass es gerade abends eine schädliche Wirkung hat, weil es das Melatonin unterdrückt. Bei rotem Licht kann es für die Wirkung auch wichtig sein, zu welcher Zeit man ihm ausgesetzt ist. Wir müssen also noch mal am Abend testen.“

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