Samstag, 17. Februar 2024

Dieses Konservierungsmittel hat unerwartete Auswirkungen auf die Darmflora

Konservierungsmittel in Lebensmitteln können die Darmflora schädigen (Foto: pixabay.com)


Seit Jahrhunderten verwenden Menschen Konservierungsmittel, um ihre Lebensmittel länger haltbar zu machen. Früher wurden Lebensmittel gepökelt oder sauer eingelegt. Heute gibt es andere Mittel, die aber eine unerwartete Wirkung auf unsere Darmflora haben können.

 

Zucker, Salz, Essig oder Alkohol klingen nicht ideal als Konservierungsmittel. Es ist also logisch, dass man nach Alternativen gesucht hat, aber diese enthalten oft Inhaltsstoffe wie Natriumbenzoat, Kalziumpropionat oder Kaliumsorbat. Diese Mittel tun, was sie tun sollen: sie töten Mikroben ab, die sonst unsere Lebensmittel verderben. Aber sie haben vielleicht Nebenwirkungen.

Bacteriocine: Wie wirken sie auf die Darmflora?

Die Forschenden untersuchten die Wirkung von Lanthipeptiden, besser bekannt als Lantibiotika. Dabei handelt es sich um Bacteriocine mit besonders starken antimikrobiellen Eigenschaften, die in der Lebensmittelindustrie weit verbreitet sind. Bacteriocine (auch Bakteriozine) sind chemische Stoffe, die von Bakterien produziert werden, um Bakterienstämme der gleichen Art oder verwandte Stämme abzutöten. Sie haben den angenehmen Nebeneffekt, dass sie auch gefährliche Krankheitserreger in Lebensmitteln abtöten.

Obwohl man diese Stoffe also überall in der Nahrung findet, weiß man sehr wenig über die Wirkung auf die Darmflora. Die Bakterien im Darm leben in einem sensiblen Gleichgewicht zueinander und erfüllen alle möglichen wichtigen Aufgaben für den Körper. Sie bauen zum Beispiel Nährstoffe ab, produzieren Stoffwechselprodukte und schützen vor Krankheiten. Wenn zu viele Bakterien durch Konservierungsstoffe abgetötet werden, können krankmachende Bakterien ihren Platz einnehmen mit entsprechenden Folgen. Das ist dann nicht besser, als wenn man direkt verdorbene Lebensmittel essen würde.

Von Bier bis Käse

Die Befürchtung ist, dass diese Lantibiotika sowohl gegen Krankheitserreger als auch gegen gute Darmbakterien aktiv werden. Forschende der Universität Chicago untersuchten daher Nisin, ein beliebtes Lantibiotikum, das in allem zu finden ist, von Bier über Wurst und Käse bis hin zu Soßen. Es wird vom Milchsäurebakterium Lactococcus lactis produziert, das in Rohmilch vorkommt. Im menschlichen Darm leben Mikroben, die vergleichbare Stoffe herstellen.

„Nisin ist ein Antibiotikum, das unseren Lebensmitteln seit langem zugesetzt wird, aber seine Wirkung auf unsere Darmbakterien ist nie gut untersucht worden“, sagt der Wissenschaftler Zhenrun Zhang aus Chicago. „Obwohl es sehr wirksam Lebensmittelvergiftungen vorbeugt, kann es auch große Auswirkungen auf unsere Darmflora haben.“

Folgen für die Darmflora

Um mehr darüber herauszufinden, untersuchte er zusammen mit seinen Kollegen eine öffentliche Datenbank mit Erbmaterial menschlicher Darmbakterien und identifizierten Genen für die Produktion von sechs verschiedenen aus dem Darm stammenden Lantibiotika, die dem Nisin sehr ähnlich sind, von denen vier neu waren. Anschließend produzierten sie Versionen dieser Lantibiotika, um ihre Auswirkungen auf die Krankheitserreger einerseits und die gesunden Darmbakterien andererseits zu testen. Und leider griffen die Lantibiotika beide an.

„Diese Studie ist eine der ersten, die zeigt, dass Darmbakterien durch Lantibiotika vernichtet werden können und manchmal sogar empfindlicher auf sie reagieren als krankmachende Bakterien“, sagt Zhang. „Bei der derzeitigen Menge an Lantibiotika in unserer Nahrung ist es daher sehr wahrscheinlich, dass sie sich auf unsere Darmgesundheit auswirken.“

Kleine Siedler

Er untersuchte auch die Struktur der Peptide in Lantibiotika, um mehr über ihre Wirkung zu erfahren und sicherzustellen, dass sie ihre antimikrobiellen Eigenschaften nur gegen die richtigen Bakterien einsetzen. So zeigte eine frühere Studie, dass vier Mikroben, darunter eine, die Lantibiotika produziert, Mäuse vor antibiotikaresistenten Enterokokken-Infektionen schützten. Die Wissenschaftler untersuchten auch, wie häufig lantibiotikaresistente Gene beim Menschen vorkommen, um besser zu verstehen, wie solche Bakterien den Darm unter verschiedenen Bedingungen und Ernährungsweisen besiedeln. „Es scheint, dass Lantibiotika nicht immer gut für die Gesundheit sind. Deshalb suchen wir nach Möglichkeiten, den möglicherweise schlechten Einfluss auszugleichen und gleichzeitig den Nutzen ihrer antimikrobiellen Eigenschaften zu erhalten“, so Zhang.

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