Freitag, 9. Februar 2024

Ein Spaziergang in der Natur stellt die Aufmerksamkeit wieder her

Ein Spaziergang in der Natur macht gute Laune und fördert die Aufmerksamkeit (Foto: pixabay.com)


Ein Spaziergang in der Natur verbessert nicht nur die Laune, sondern auch die Aufmerksamkeit. Das geht aus einer neuen Studie der Universität von Utah hervor, in der die Gehirnaktivität von mehreren Spaziergängern gemessen wurde, die entweder durch eine natürliche oder eine städtische Umgebung liefen.

 

Schon ein kurzer, einstündiger Spaziergang in der Natur wirkt sich positiv auf das Gehirn aus, wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung schon früher gezeigt haben. „Spaziergänge in der Natur sind gut für unser Gehirn und unsere geistige Gesundheit“, sagt die Wissenschaftlerin Sonja Sudimac. Aber in der Natur spaziergehen verbessert auch die Aufmerksamkeitsspanne, wie eine neue Studie der Universität Utah zeigt.

Zu diesem Schluss kamen die Forscher, nachdem sie 92 Teilnehmern vor und nach einem 40-minütigen Spaziergang im Freien Aufmerksamkeitsaufgaben gestellt hatten. Außerdem wurde die Hirnaktivität der Teilnehmer vor und unmittelbar nach den Spaziergängen mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) gemessen. Die eine Hälfte ging durch den botanischen Garten in der Nähe der Universität, während die andere Gruppe über den asphaltierten medizinischen Campus spazierte.

Aufmerksamkeitstest

„Bevor wir mit der Studie begannen, ließen wir die Teilnehmer eine sehr anstrengende kognitive Aufgabe durchführen, nämlich von der Zahl 1.000 in 7-er-Schritten rückwärts zu zählen“, sagt die Wissenschaftlerin Amy McDonnell. „Egal, wie gut man im Kopfrechnen ist, nach zehn Minuten wird es ziemlich anstrengend. Unmittelbar nach dieser geistigen Erschöpfung unterzogen sich die Teilnehmer der ersten Aufmerksamkeitsaufgabe. Bei dieser Aufgabe wurde den Teilnehmern eine Reihe von Buchstaben gezeigt, und sie mussten einen Knopf drücken, wenn sie einen Buchstaben sahen, der nicht der Buchstabe „X“ war. Der Test ist schwieriger, als es scheint, weil man dazu neigt, auf jede Eingabe zu reagieren. So konnten die Forscher messen, wie gut die „Reaktionshemmung“ der Teilnehmer war. Mit anderen Worten, wie gut man eine automatische Reaktion unterdrücken kann. Das erfordert viel Aufmerksamkeit.

Erneuter Test nach dem Spaziergang

Nach dem Spaziergang wiederholten die Wissenschaftler den Test. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer, die in der Natur spazieren gegangen waren, die Aufmerksamkeitsaufgabe nach dem Spaziergang besser bewältigten als vorher. Bei den Stadtspaziergängern gab es keinen Unterschied. „Wir wissen also, dass die Umgebung, in der man spazieren geht, etwas Einzigartiges ist“, so McDonnell. „Schließlich wissen wir, dass körperliche Aktivität auch gut für die Aufmerksamkeit ist, also haben wir dafür gesorgt, dass beide Routen in dieser Hinsicht vergleichbar sind.“

Gehirnaktivität höher in der Natur

Darüber hinaus zeigten die Daten der Gehirnströme, dass die Naturwanderer eine höhere Gehirnaktivität in den frontalen Bereichen des Gehirns aufwies, die an der ausführenden Kontrolle beteiligt sind. Im Gegensatz dazu wiesen die Stadtspaziergänger eine erhöhte Aktivität in den parietalen Gehirnregionen auf, die an der sensorischen Verarbeitung beteiligt sind. „Dies deutet darauf hin, dass ein Spaziergang in der Natur die Aufmerksamkeitskapazität wiederherstellt, indem es die ausführenden Kontrollprozesse verbessert, während das Wandern in der Stadt die Aufmerksamkeitskapazität weiter erschöpft, indem es die sensorische Verarbeitung verstärkt“, sagt McDonnell.

Breiter Kontext

Die Studie ergänzt die zunehmende wissenschaftliche Literatur darüber, wie natürliche Umgebungen zur körperlichen und geistigen Gesundheit des Menschen beitragen. McDonnell und ihr Kollege David Strayer hoffen daher, dass ihre Ergebnisse verfeinert werden können, um zu zeigen, welche natürlichen Umgebungen zu optimalen kognitiven Vorteilen führen und wie viel Aufenthalt draußen erforderlich ist, um hilfreich zu sein. „Wenn man versteht, was uns geistig und körperlich gesünder macht, kann man möglicherweise unsere Städte so gestalten, dass sie das unterstützen“, so Strayer. Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen steigt laut einer neuen Studie das Wohlbefinden, wenn sie sich häufiger in der Natur aufhalten.

Urbedürfnis an Natur

Warum unser Körper in der Natur so auflebt, ist nicht genau bekannt. Viele Wissenschaftler vermuten, dass es sich um ein „Urbedürfnis nach Natur“ handelt. „Es gibt eine Idee namens Biophilie, die im Grunde besagt, dass unsere Evolution über Hunderttausende von Jahren dazu geführt hat, dass wir eine stärkere Bindung oder Liebe zu natürlichen lebenden Dingen haben“, sagt der Psychologieprofessor Strayer. Dass wir heute weniger Zugang zur Natur haben, würde daher unsere Gesundheit gefährden. „Unser modernes städtisches Umfeld ist zu einem dichten Großstadtdschungel mit Handys, Autos, Computern und Verkehr geworden, das genaue Gegenteil dieser erholsamen Umgebung.“ Es ist darum laut den Wissenschaftlern wichtig, mehr Grünflächen in städtischen Gebieten zu schaffen und zu erhalten und die Menschen zu ermutigen, mehr Zeit in der Natur zu verbringen.

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