Donnerstag, 7. März 2024

Frauen mit HPV haben ein erhöhtes Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten

Das humane Papillomavirus erhöht bei Frauen das Risiko für Herzkrankheiten (Foto: pixabay.com)


Eine aktuelle Studie zeigt, dass Frauen mit einem bestimmten Typ des HPV-Virus ein deutlich höheres Risiko haben, an Herz- und Gefäßkrankheiten zu sterben.

 

Es gab schockierende Ergebnisse, die diese Woche im European Heart Journal veröffentlicht wurden: Frauen mit einem bestimmten Typ des HPV-Virus haben ein viermal höheres Risiko, an Herz- und Gefäßkrankheiten zu erkranken und ein sechsmal höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden.

 

HPV, das humane Papillomavirus, ist bei Männern und Frauen weit verbreitet. Hochrisikovarianten können bei Frauen Gebärmutterhalskrebs verursachen. Zu den Hochrisikotypen gehören zum Beispiel die Typen 16 und 18. Zusammen sind sie für etwa 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass HPV auch zur Bildung gefährlicher Ablagerungen (Plaques) in den Arterien beitragen kann und damit Arteriosklerose fördert. Die Ablagerungen führen zu einer Verengung der Arterie, so dass weniger Blut hindurch fließt. Dies kann zum Beispiel zu Schmerzen in der Brust führen oder Schmerzen in den Beinen bei längeren Gehstrecken. Die neue Studie zeigt zum ersten Mal bei Frauen den Zusammenhang zwischen einer Hochrisiko-HPV-Infektion und einem vorzeitigen Tod aufgrund von Herz- und Gefäßkrankheiten.

Fortschritte bei der Kontrolle der Risikofaktoren

„Trotz großer Fortschritte bei der Kontrolle bekannter Risikofaktoren für Herzkrankheiten - wie Rauchen, hohes Cholesterin, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes - bleiben Herzerkrankungen eine der häufigsten Todesursachen. Interessanterweise erklären diese bekannten Risikofaktoren nicht alle Krankheitsfälle. Etwa 20 Prozent treten bei Menschen auf, die keines dieser Probleme haben. Daher ist es wichtig, herauszufinden, welche anderen Risikofaktoren eine Rolle spielen. Wir haben uns entschlossen, die Auswirkungen einer HPV-Infektion genauer zu untersuchen, insbesondere in Bezug auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Virusstämme ein Risikofaktor für schwere Herz- und Gefäßerkrankungen sind“, erklärt der südkoreanische Professor Seungho Ryu von der Sungkyunkwan University School of Medicine in Seoul.

Große Bevölkerungsstudie

Mehr als 160.000 koreanische Frauen nahmen an der großangelegten Langzeitstudie teil. Alle wurden umfassend getestet. Unter anderem wurden sie auf das mögliche Vorhandensein von 13 Hochrisiko-HPV-Stämmen am Gebärmutterhals untersucht. Keine der Frauen litt zu Beginn der Studie an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die Teilnehmerinnen kamen über einen Zeitraum von neun Jahren im Durchschnitt sechsmal zu Gesundheitskontrollen, nach denen die Wissenschaftler eine Bilanz zogen. Sie kombinierten die HPV-Testergebnisse mit Daten aus einer nationalen Datenbank über Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Deutlich höheres Sterberisiko

Und es zeigte sich: Das Risiko der jungen, gesunden Frauen, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, war im Allgemeinen gering: durchschnittlich 9,1 Todesfälle pro 100.000. Interessant wurde es jedoch, als die Wissenschaftler Frauen mit einer HPV-Infektion auswählten. Frauen mit Hochrisiko-HPV hatten ein fast viermal höheres Risiko für verstopfte Arterien, ein 3,7-mal höheres Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben, und sogar ein 5,9-mal höheres Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, als Frauen ohne die gefährliche HPV-Variante. Noch höher war das Risiko bei Frauen, die neben HPV auch noch Übergewicht hatten.

„Wir wissen, dass Entzündungen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen und dass Virusinfektionen potenzielle Auslöser von Entzündungen sind. HPV ist bekanntlich eine der Hauptursachen für Gebärmutterhalskrebs, aber es gibt auch immer mehr Hinweise darauf, dass dieses Virus die Blutgefäße schädigt. Offenbar verursacht das Virus Entzündungen in den Blutgefäßen und trägt so zu verstopften und geschädigten Arterien bei. Dadurch erhöht sich das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten erheblich“, so der Wissenschaftler Hae Suk Cheong.

Überwachung ist wichtig

Die Wissenschaftler betonen, wie wichtig die Überwachung ist. „Es ist von größter Wichtigkeit, dass Ärzte die kardiovaskuläre Gesundheit von Patienten mit Hochrisiko-HPV überwachen, vor allem, wenn sie auch übergewichtig sind oder andere Risikofaktoren aufweisen. Es ist wichtig, dass Menschen mit einer gefährlichen HPV-Infektion sich des Risikos sowohl für Herzerkrankungen als auch für Gebärmutterhalskrebs bewusst sind. Sie sollten sich regelmäßig untersuchen lassen und ein gesundes Leben führen, um ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern“, so die Wissenschaftler.

Sie befürworten weitere Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen HPV und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern. „Wenn sich diese Ergebnisse auch bei Männern bestätigen, sollte die öffentliche Gesundheitspolitik entsprechend reagieren. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die HPV-Impfraten zu erhöhen, damit wir die kardiovaskulären Risiken langfristig verringern können“, erklärt Professor Ryu.

HPV-Impfung ist die beste Lösung

Der Impfstoff könnte viele Probleme lösen. „Diese Studie liefert starke Beweise für die Idee, dass Viren ein Risikofaktor für Arteriosklerose, verengte Blutgefäße und die daraus resultierenden schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind“, schreibt der australische Wissenschaftler Professor James Lawson von der University of New South Wales in einem begleitenden Kommentar. „Die Beweise, dass Viren im Allgemeinen und HPV im Besonderen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, sind sehr überzeugend. Ich plädiere daher dafür, dass diese Beweise zu den bereits überzeugenden Argumenten für eine Impfung gegen Influenza-Viren, Coronaviren und HPV hinzuzufügen.“

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