Samstag, 2. März 2024

Schlafstörungen fördern psychische Erkrankungen

Störungen des Schlafes und der biologischen Uhr fördern psychische Erkrankungen (Foto: pixabay.com)


Schlafen Sie schlecht oder ist Ihre biologische Uhr gestört? Das kann allerlei psychische Probleme verschlimmern.

 

Millionen Menschen leiden unter Schlafproblemen, Frauen mehr als Männer. Sie schlafen schlecht ein, können nicht durchschlafen oder wachen zu früh auf. Und sind dadurch tagsüber müde. Das kann allerlei psychische Erkrankungen verursachen oder verschlimmern, zeigt eine neue Studie.

Die niederländische Stanford-Wissenschaftlerin Renske Lok kam zusammen mit britischen Kollegen zu einem besseren Verständnis dafür wie Schlaf, biologische Uhr und unsere psychische Gesundheit zusammenhängen. Damit legte sie den Grundstein für neue ganzheitliche Behandlungen zur Behandlung psychischer Probleme.

Schlafstörungen häufig bei psychischen Erkrankungen

„Schlafstörungen und Störungen der biologischen Uhr sind bei psychiatrischen Erkrankungen eher die Regel als die Ausnahme“, erzählt die Wissenschaftlerin Sarah Chellappa. „Aus früheren Studien wissen wir bereits einiges über die Rolle von Schlafprobleme bei psychischen Störungen, aber unser Verständnis der biologischen Uhr hinkt hinterher. Es ist wichtig, die Auswirkungen unserer inneren Uhr zu verstehen, damit wir wirksamere Behandlungen entwickeln können.“

Die Studie konzentriert sich auf den Schlaf und die biologische Uhr bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, da in dieser Lebensphase das Risiko, psychische Störungen zu entwickeln am größten ist. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie in diesem Alter ungesunde Schlafmuster und einen abnormalen Biorhythmus haben.

Hypersomnie und Kortisolrhythmen

Schlaflosigkeit ist bei Menschen mit psychischen Störungen überdurchschnittlich häufig. Mehr als die Hälfte hat Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Menschen mit psychischen Störungen leidet sowohl unter Schlaflosigkeit als auch unter Hypersomnie, eine Erkrankung, bei der die Patienten nachts schlecht schlafen und tagsüber sehr schläferig sind.

Eine der wenigen Studien über Schlaf-Wach-Störungen durch die biologische Uhr zeigt, dass ein Drittel der Patienten mit bipolarer Störung später einschläft und später aufwacht als normal. Ihr Biorhythmus läuft während manischer Episoden sieben Stunden voraus und während der depressiven Phase vier bis fünf Stunden hinterher. Nach erfolgreicher Behandlung normalisiert sich die biologische Uhr wieder.

Was sind die Mechanismen?

Den Wissenschaftlern zufolge muss die Erklärung bereits in der Pubertät gesucht werden. Hormonelle und verhaltensbedingte Veränderungen während dieser Zeit - wie längeres Aufbleiben, weniger Schlaf unter der Woche und Ausschlafen am Wochenende - können die Schlafqualität beeinträchtigen. „Diese Schwankungen bei der Dauer und dem Zeitpunkt des Schlafs können zu einem Ungleichgewicht zwischen unserer biologischen Uhr und unserem Schlaf-wach-Rhythmus führen. Dies erhöht das Risiko von Schlafstörungen und die Wahrscheinlichkeit negativer Folgen für die psychische Gesundheit“, erklärt der Wissenschaftler Nicholas Meyer vom King’s College London.

Gene, Licht und Neuroplastizität

Aber es spielen noch mehr Faktoren eine Rolle. So leiden Menschen mit einer genetischen Veranlagung für eine schwankende biologische Uhr eher an Depressionen, Stimmungsschwankungen und Neurotizismus. Je mehr Zeit die Menschen draußen verbringen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an psychischen Störungen leiden. Der Schlaf spielt eine Schlüsselrolle dabei, wie das Gehirn neue neuronale Verbindungen bildet und emotionale Erinnerungen verarbeitet. Ein gestörter Schlaf ist daher ein wichtiger Risikofaktor für psychische Probleme.

Stanford-Wissenschaflerin Renske Lok erzählt: „Wir haben die Risikofaktoren für eine Störung des Schlafs und der biologischen Uhr ermittelt. Dies bietet die Möglichkeit, neue vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmethoden zu entwickeln. Einige dieser Maßnahmen sind kollektiver Art, wie die zeitliche Gestaltung von Schul- und Arbeitstagen oder die Anpassung von Lern- und Arbeitsplätzen zur Optimierung der Lichteinwirkung. Andere sind persönliche Interventionen, die auf individuelle Faktoren zugeschnitten sind.“

Licht- und Verhaltenstherapie

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass eine kognitive Verhaltenstherapie bei Schlaflosigkeit Ängste und Depressionen reduziert. Sie hilft auch Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung bei der Bewältigung von Traumasymptomen. Eine Lichttherapie kurz nach dem Aufstehen am Morgen wiederum hat sich bei bipolaren Depressionen als wirksam erwiesen. Auch bei postnatalen Depressionen nach einer Geburt scheint sie zu helfen.

Aber man kann auch selbst etwas tun. So ist es beispielsweise möglich, die biologische Uhr durch eine bessere zeitliche Abstimmung von Medikamenten, Mahlzeiten und Bewegung zu kontrollieren. Menschen mit einer verlangsamten Schlaf-Wach-Phasen-Störung können von der Einnahme von Melatonin am Abend profitieren. Dies trägt dazu bei, die biologische Uhr auf ein normaleres Schlafmuster einzustellen, und kann bei psychiatrischen Störungen hilfreich sein. Nachtarbeit erhöht zwar das Risiko für psychische Probleme, doch kann dieser Effekt teilweise dadurch ausgeglichen werden, dass man tagsüber statt nachts isst. So haben Forschungen gezeigt, dass Essen am Tag Stimmungsstörungen vorbeugt.

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