Donnerstag, 13. März 2014

Man kann an »gebrochenem Herzen« sterben


Das Broken-Heart-Syndrom kann tödlich enden
(Foto: OpenClips / pixabay.com)

Schon länger ist bekannt, dass ein »gebrochenes Herz« die Gesundheit beeinflussen kann. Wissenschaftler haben nun entdeckt, dass man tatsächlich an »gebrochenem Herzen« sterben kann.


»Sie starb an gebrochenem Herzen«. Das kennt man vor allem aus kitschigen Liebesromanen oder dramatischen Herz-Schmerz-Filmen. Doch das sogenannte Broken-Heart-Syndrom oder auch Stress-Kardiomyopathie existiert und wird schon seit Jahren erforscht. Die Symptome - Schmerzen in der Brust und Atemnot - lassen auf den ersten Blick einen Herzinfarkt vermuten.

Psychischer Stress sorgt für Durchblutungsstörungen im Herzen

Doch die Durchblutungsstörung im Herzen wird nicht durch verengte Herzkranzgefäße verursacht, sondern durch die Psyche. Das Herz »bricht« nach extremem Stress oder traumatischen Erlebnissen wie der Tod eines Angehörigen oder die Trennung vom Partner. Der Körper befindet sich im emotionalen Ausnahmezustand. Dann verkrampft der Herzmuskel und verformt sich. Diese Verformung ähnelt der Form eines Tintenfisches, weshalb das Broken-Heart-Syndrom auch als Tako-Tsubo-Syndrom bezeichnet wird. Das japanische Wort »Tako Tsubo« bedeutet so viel wie Tintenfischfalle. 80 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Man vermutet, dass sich psychische Belastungen bei Frauen stärker auswirken. Die Ursache ist bis heute unklar. Man geht davon aus, dass durch die Stresssituation vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden, die die Kalziumversorgung des Herzens beeinträchtigen und so letztlich für die Durchblutungsstörungen sorgen. Bis jetzt ging man davon aus, dass sich die Patienten mit »gebrochenem Herzen« relativ schnell und folgenlos erholen. Doch neue Forschungen zeigen den Ernst des Broken-Heart-Syndroms.

Hohes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

Neue Studien zeigen, dass das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall stark ansteigt nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Im ersten Monat nach dem Tod eines Angehörigen haben Menschen dafür ein doppelt so hohes Risiko. Während dieser Zeit ist auch das Risiko für eine Lungenembolie 2,5 Mal höher. In den ersten drei Monaten nach einem Trauerfall treten Herzprobleme oder Schlaganfälle ein Drittel häufiger auf. Im ersten Jahr nach dem Tod des Partners ist bei älteren Paaren das Sterberisiko 25 Prozent höher, vor allem in den ersten drei Monaten. Für Witwer ist die Gefahr eines vorzeitigen Todes größer als für Witwen. Ein wichtiger Faktor ist laut den Wissenschaftlern die erhöhte Produktion des Hormons Cortisol, das vor allem bei Stress ausgeschüttet wird. Es sorgt auch für mehr Glukose im Blut, um den erhöhten Energiebedarf bei Stress sicherzustellen. Ein langfristig erhöhter Cortisol-Spiegel schädigt allerdings den Körper.

Broken-Heart-Syndrom: Vielfältige Gesundheitsprobleme

Doch nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht das Broken-Heart-Syndrom. Das »gebrochene Herz« kann eine vielfältige Symptomatik zeigen. Aus Studien ging hervor, dass manche Frauen nach dem Tod des Partners mit Haarausfall kämpfen. Auch eine erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen, Grippe oder Kopfschmerzen wurde beobachtet. Weiterhin entdeckten die Forscher, dass der emotionale Stress zu Asthma-Anfällen und zur Entstehung von Asthma führen kann. Andere Betroffene entwickelten durch den psychischen Druck Bluthochdruck, was wiederum Schlaganfall und Herzinfarkt begünstigt. Selbst Darmentzündungen und Diabetes wurden häufiger beobachtet.

Weil Menschen in der Trauerphase auch manchmal weniger gesund leben, Medikamente vergessen einzunehmen, mehr rauchen und sich weniger bewegen, können sie auch anfälliger für Krebs, Knochenbrüche und Herzprobleme werden. Studien haben gezeigt, dass Trauer zu einer Reihe von nachteiligen Reaktionen führt einschließlich Veränderungen bei Blutgerinnung, Blutdruck, Stresshormonspiegel und Herzfrequenz. Die Wissenschaftler halten es für wichtig, dass Ärzte, aber auch Freunde und Angehörige von Trauernden sich der erhöhten Krankheitsrisiken bewusst sind, so dass eine entsprechende Betreuung und Unterstützung gewährleistet ist.


Quelle: Carey IM, Shah SM, deWilde S, Harris T, Victor CR, Cook DG: Increased Risk of Acute Cardiovascular Events After Partner Bereavement: A Matched Cohort Study. JAMA Intern Med. 2014;():. doi:10.1001/jamainternmed.2013.14558

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