Viele Menschen leiden unter Reisekrankheit und suchen vergeblich nach einer Lösung. Chinesische Wissenschaftler glauben nun, ein überraschendes Hilfsmittel gefunden zu haben: Musik.
Viele kennen das nur zu gut: Übelkeit beim Autofahren. Vor allem auf langen Fahrten zu Urlaubszielen kann das die Vorfreude erheblich trüben. Ein Wundermittel gibt es nicht, aber Wissenschaftler suchen nach Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. Jetzt haben Forschende aus China ein bemerkenswertes Hilfsmittel gefunden: Musik. Denn jeder weiß: „Musik ist die beste Medizin“.
Die Forschungsergebnisse
Forschende der Southwest University in China haben Probanden mit Hilfe eines speziell kalibrierten Fahrsimulators absichtlich reisekrank gemacht. Anschließend wurden den Teilnehmern verschiedene Arten von Musik vorgespielt, um zu testen, ob dies Linderung brachte. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Fröhliche und sanfte Musik erwiesen sich als am wirksamsten. So führte fröhliche Musik zu einer Verringerung der Beschwerden um 57,3 Prozent und sanfte Musik um 56,7 Prozent. Leidenschaftliche Musik half ebenfalls, allerdings etwas weniger (48,3 Prozent). Traurige Musik hingegen wirkte sogar umgekehrt: Mit nur 40 Prozent Verbesserung schnitt diese Art von Musik schlechter ab als gar nichts zu tun (43,3 Prozent).
„Reisekrankheit beeinträchtigt das Reiseerlebnis vieler Menschen erheblich, und bestehende Medikamente haben oft Nebenwirkungen wie Müdigkeit“, sagt Qizong Yue, korrespondierender Autor der Studie, die im Fachmagazin „Frontiers in Human Neuroscience“ veröffentlicht wurde. „Musik ist eine nicht-operative, kostengünstige und personalisierte Behandlungsmöglichkeit.“
Musik kann auf verschiedene Arten wirken
Den Wissenschaftlern zufolge kann Musik auf verschiedene Weise wirken. Sanfte Musik scheint Menschen vor allem zu entspannen, wodurch die Anspannung und die Angst vor Übelkeit abnehmen. Fröhliche Musik soll darüber hinaus das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren und so von den Beschwerden ablenken. Traurige Musik verstärkt hingegen negative Gefühle und kann das Unwohlsein verstärken.
Die Studienmethode
Um die Auswirkungen zu untersuchen, testeten die Wissenschaftler dreißig Teilnehmer. Diese trugen EEG-Kappen, die die Gehirnaktivität messen, so dass Signale von Reisekrankheit besser erfasst werden konnten. Die Probanden wurden in sechs Gruppen eingeteilt: Vier erhielten eine Musikbehandlung, eine Gruppe erhielt keine Musik und eine letzte Gruppe wurde aus dem Simulator genommen, sobald sie angaben, sich ein wenig unwohl zu fühlen. Diese letzte Gruppe diente als Vergleich für die Gehirndaten, da sie zwar die gleichen Reize erhielten, aber nicht krank wurden.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Musik nicht nur eine angenehme Abwechslung auf Reisen ist, sondern möglicherweise auch ein praktisches Mittel gegen Reisekrankheit. Auch wenn weitere Untersuchungen erforderlich sind, sind die ersten Hinweise vielversprechend. Vielleicht ist eine gute Playlist für die nächste Ferienreise genauso wichtig wie eine Flasche Wasser und eine Tablette gegen Reisekrankheit.

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