Jahrelang haben Ärzte Patienten mit Herzrhythmusstörungen vor Kaffee gewarnt. Eine neue Studie zeigt jedoch genau das Gegenteil: Wer täglich eine Tasse Kaffee trinkt, hat einen regelmäßigeren Herzschlag.
Vorhofflimmern, auch Atriumflimmern genannt, ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Bei dieser Erkrankung schlagen die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und zu schnell. Das kann zu Müdigkeit, Schwindel und einem erhöhten Schlaganfallrisiko führen. In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Lange Zeit ging man davon aus, dass Koffein das Herz beschleunigt und die Symptome von Vorhofflimmern verschlimmern kann. Viele Ärzte rieten ihren Patienten daher, Kaffee zu meiden. Eine neue Studie stellt dieses Bild jedoch in Frage.
Kaffeetrinker versus Nicht-Kaffeetrinker
Um herauszufinden, wie sich eine Tasse Kaffee auf Patienten auswirkt, führten Wissenschaftler aus Australien die sogenannte DECAF-Studie durch. Sie beobachteten 200 Patienten mit Vorhofflimmern, die sich einer Kardioversion unterzogen hatten. Dabei handelt es sich um eine Behandlung, bei der der Herzrhythmus mit einem elektrischen Schock wiederhergestellt wird. Die Hälfte der Patienten wurde angewiesen, mindestens eine Tasse Kaffee pro Tag zu trinken, die andere Hälfte musste hingegen vollständig auf Kaffee und andere koffeinhaltige Produkte verzichten.
Nach sechs Monaten traten bei 47 Prozent der Kaffeetrinker erneut Vorhofflimmern auf. Bei den Menschen, die keinen Kaffee tranken, lag dieser Prozentsatz bei 64 Prozent. Mit anderen Worten: Wer Kaffee trinkt, hat ein geringeres Risiko, erneut an Vorhofflimmern zu erkranken.
Wie schützt Kaffee den Herzrhythmus?
Die Wissenschaftler haben verschiedene Theorien, warum Kaffee eine schützende Wirkung hat. Kaffee enthält Hunderte verschiedener Substanzen, von denen Koffein die bekannteste ist. Koffein blockiert Adenosinrezeptoren im Körper. Adenosin ist eine Substanz, die zur Entstehung von Vorhofflimmern beiträgt, indem sie den Herzrhythmus beeinflusst und unregelmäßige Herzschläge verursacht.
Darüber hinaus hat Kaffee entzündungshemmende Eigenschaften und schützt auch das Gehirn. Da Entzündungen im Körper ein Risikofaktor für Vorhofflimmern sind, könnte Kaffee eine schützende Wirkung haben. Außerdem wirkt Koffein leicht entwässernd (es fördert die Urinproduktion), was möglicherweise den Blutdruck senkt und damit das Risiko für Herzrhythmusstörungen verringert.
Schließlich zeigen frühere Untersuchungen, dass Kaffeetrinker im Durchschnitt tausend Schritte mehr pro Tag gehen. Mehr Bewegung gilt seit langem als Schutzfaktor gegen Vorhofflimmern.
Nicht voreilig handeln
Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass diese Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf alle Situationen übertragen werden können. Die Studie befasste sich mit natürlichem Koffein aus normalem Kaffee in normalen Mengen von etwa einer Tasse täglich. Diese Ergebnisse gelten daher nicht für Energy-Drinks oder Koffeintabletten mit einer hohen Dosis synthetischem Koffein.
Die Studie hatte auch einige Einschränkungen. So handelte es sich um eine relativ kleine Gruppe von Teilnehmern, und Patienten und Ärzte waren nicht verblindet, das heißt, sie wussten, wer Kaffee trank und wer nicht. Das kann sich auf die Ergebnisse auswirken. Außerdem wollten viele Menschen nicht an der Studie teilnehmen, gerade weil sie nicht auf Kaffee verzichten wollten oder glaubten, dass Kaffee ihre Beschwerden verschlimmern würde. Möglicherweise reagieren manche Menschen anders auf Kaffee als andere.
Außerdem wurden nur Menschen mit Vorhofflimmern untersucht, die sich einer Kardioversion unterzogen hatten. Ob Kaffee auch bei anderen Formen von Herzrhythmusstörungen hilft, muss noch untersucht werden.

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