Dienstag, 18. Januar 2022

Epstein-Barr-Virus fördert Multiple Sklerose



Es scheint einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und Multipler Sklerose zu bestehen. Das könnte vielleicht ein Wendepunkt im Kampf gegen die kräftezehrende Krankheit sein.

 

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Ursache von MS ist noch unklar, obwohl das Epstein-Barr-Virus (kurz EBV, ein Herpesvirus) als Hauptverdächtiger vermutet wurde. Wissenschaftler beschlossen, das Virus genauer unter die Lupe zu nehmen. Und tatsächlich: Es scheint, einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und der lähmenden Krankheit zu geben. Ein Durchbruch bei den Forschungen.

Der Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen dem Virus und Multipler Sklerose war schwierig, da das Epstein-Barr-Virus etwa 95 Prozent der Erwachsenen infiziert. Multiple Sklerose hingegen ist eine relativ seltene Krankheit. Außerdem treten die ersten Symptome oft erst zehn Jahre nach der Infektion auf.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks, bei der an verschiedenen Stellen Entzündungen auftreten. Diese Entzündungen führen dazu, dass das Gehirn bestimmte Funktionen nicht mehr richtig ausführen kann. Das kann alle möglichen Beschwerden verursachen, zum Beispiel beim Sehen, Bewegen oder Sprechen. Multiple Sklerose ist eine fortschreitende Krankheit, von der weltweit 2,8 Millionen Menschen betroffen sind.

Die Studie

Um zu untersuchen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und Multipler Sklerose gibt, befragten die Wissenschaftler mehr als zehn Millionen Erwachsene der US-Armee. Das Team analysierte Blutproben, die das Militär alle zwei Jahre abnimmt. 955 Soldaten erkrankten während ihrer Dienstzeit an Multipler Sklerose.

32-facher Anstieg

Dank der entnommenen Blutproben konnten die Forscher die Unterschiede zwischen denjenigen, die mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert waren, und denjenigen, die es nicht waren, feststellen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus um das 32-fache erhöht ist.

Epstein-Barr-Virus wahrscheinlich die Hauptursache

Den Forschern zufolge deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Epstein-Barr-Virus die Hauptursache für Multiple Sklerose ist. Die Hypothese, dass das Epstein-Barr-Virus Multiple Sklerose verursacht, wird schon seit mehreren Jahren untersucht. Dies ist die erste Studie, die überzeugende Beweise für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Virusinfektion und Multipler Sklerose liefert.

Warum treten Symptome erst so spät auf?

Eine wichtige Frage ist, warum zwischen der Infektion und den ersten Symptomen von Multipler Sklerose so viel Zeit vergeht. Laut den Wissenschaftlern könnte dies zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die Symptome der Krankheit im Frühstadium unerkannt bleiben. Darüber hinaus könnte es mit der sich entwickelnden Beziehung zwischen dem Epstein-Barr-Virus und dem menschlichen Immunsystem zu tun haben, meinen die Forscher.

Der Wendepunkt

Die Tatsache, dass man nun besser weiß, wodurch Multiple Sklerose verursacht wird, ist ein großer Schritt nach vorn. Es könnte sogar einen Wendepunkt im Kampf gegen die schwächende und anstrengende Krankheit darstellen. Den meisten Multiple-Sklerose-Fällen könnte vorgebeugt werden, indem man eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus verhindert. Außerdem können Wissenschaftler sich nun auf das Virus konzentrieren, um ein Heilmittel für Multiple Sklerose zu finden.

Zurzeit ist Multiple Sklerose noch nicht heilbar. Es gibt auch noch keine Möglichkeit, eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus zu verhindern oder zu behandeln. Ein entsprechender Impfstoff oder die Bekämpfung des Virus mit EBV-spezifischen antiviralen Medikamenten könnte Multiple Sklerose letztendlich verhindern oder heilen.

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