Freitag, 22. April 2022

Schlafmangel verursacht mehr Bauchfett



Schlafmangel ist langfristig für viele chronische Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Diabetes verantwortlich. Laut neuen Forschungen sorgt schlechter Schlaf auch für mehr Bauchfett.

 

Rechtzeitig ins Bett zu gehen und genügend Stunden zu schlafen ist für viele sicher nicht selbstverständlich. In Deutschland leiden 80 Prozent der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren unter einer Schlafstörung. Ein Schlafmangel kann viele Ursachen haben. Die einen arbeiten zum Beispiel in unregelmäßigem Schichtdienst, während die anderen abends nur zu lange auf ihr Smartphone schauen.

Eine neue Studie beweist, dass man jedoch besser alles daransetzen sollte, um genügend Schlaf zu bekommen. Denn ein Schlafmangel steht in direktem Zusammenhang mit der Speicherung von Bauchfett, einer Stelle, an der man Fett überhaupt nicht haben möchte.

Mehr essen und mehr Fett im Bauch

Forschende haben entdeckt, dass man, je länger man wach ist, dazu neigt, mehr zu essen ohne dass man körperlich aktiver wird. Das bedeutet, dass man mehr Kalorien aufnimmt, die als Fett gespeichert werden. Auffällig ist, dass dieses Fett vor allem in der Bauchgegend gespeichert wird. Leider ist gerade dieses Bauchfett besonders ungesund. Die Studienergebnisse zeigen, dass weniger Schlaf selbst bei jungen, gesunden und relativ schlanken Testpersonen einhergeht mit einer erhöhten Kalorienaufnahme, einer geringen Gewichtszunahme und einer erheblichen Zunahme von Fett im Bauch.

Während des Experiments wurden zwölf gesunde Personen ohne Übergewicht für einen Zeitraum von 21 Tagen untersucht. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe schlief die normale Stundenzahl, während die zweite Gruppe mit weniger Schlaf auskommen musste. Jede Gruppe hatte während der Studie Zugang zu unterschiedlichen Nahrungsmitteln. Anschließend maßen die Wissenschaftler unter anderem die Energiezufuhr, den Energieverbrauch, das Körpergewicht und die Fettverteilung. Es war auffallend, dass die Teilnehmer, die wenig schliefen, mehr als 300 Kalorien zusätzlich aufnahmen. Außerdem aßen sie ungefähr 13 Prozent mehr Eiweiß und 17 Prozent mehr Fett.

Zunahme an Fett rundum die inneren Organe

Als die Teilnehmer am Ende der Studie erneut untersucht wurden, machten die Wissenschaftler eine überraschende Entdeckung. Denn der Mangel an genügend Schlaf kann direkt in Verbindung gebracht werden mit einer Zunahme von neun Prozent des Gesamtbauchfettes und einer Zunahme von elf Prozent des sogenannten viszeralen Fettgewebes: Fett, das nicht unmittelbar unter Haut, sondern tiefer, rundum die inneren Organe gespeichert wird. Und das ist vor allem besorgniserregend. Viszerales Fett erhöht nämlich unter anderem das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Diabetes, denn man weiß inzwischen, dass diese Art von Fett Hormone produziert, die den Stoffwechsel durcheinander bringen.

Erholungsschlaf

Dieses Ergebnis war überraschend. Denn die Wissenschaftler hatten nicht erwartet, dass die Fettansammlungen so deutlich am Bauch und vor allem rundum die Organe gespeichert werden. Besonders besorgniserregend war, dass das viszerale Fett weiter zunahm, sogar nach drei Tagen Erholungsschlaf und obwohl die Kalorienzufuhr und das Unterhautfettgewebe wieder abnahmen. Das zeigt, dass die Fettansammlungen im Bauch nicht sofort wieder verschwinden, auch nicht wenn der Zeitraum mit weniger Schlaf nur kurz ist. Wenn jemand also unter chronischem Schlafmangel leidet, kann sich das viszerale Fett im Laufe der Jahre weiter vergrößern.

Viszerales Fettgewebe

Obwohl Fett normalerweise unter der Haut gespeichert wird, scheint wenig Schlaf dafür zu sorgen, dass es sich in die Bauchregion verschiebt, wo es mehr Schaden anrichtet. Es war sehr überraschend, dass das viszerale Fett im Vergleich zum Unterhautfett so vorrangig zunahm, berichten die Studienautoren. Normalerweise wird bei jungen, schlanken und gesunden Menschen erwartet, dass das Unterhautfett zuerst zunimmt. Es scheint also, dass zu wenig Schlaf die Mechanismen verändert, die bestimmen, wie Fett gespeichert wird. Aber warum ist das so? Darauf haben die Wissenschaftler noch keine Antwort. Sie planen allerdings, das weiter zu untersuchen.

Bauchfett nur mit Computertomographie sichtbar

Die Ansammlung von viszeralem Fett konnte nur durch eine Computertomographie festgestellt werden. Die Tatsache, dass die Speicherung von Bauchfett schwer zu erkennen ist, macht es noch gefährlicher. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass bei anhaltendem Schlafmangel das Bauchfett unbemerkt zunehmen kann. Mit Gewichtsmessungen allein ist das nicht zu erkennen. Das Fett sammelt sich unbemerkt an, was schließlich zu abdominaler Adipositas führen kann.

Nachtruhe unerlässlich für die Gesundheit

Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine gute Nachtruhe nicht nur für das Wohlbefinden, sondern auch für die Gesundheit ist. Langfristig bedeuten diese Ergebnisse, dass unzureichender Schlaf zu den Epidemien von Fettleibigkeit, Herz- und Gefäßkrankheiten und Stoffwechselerkrankungen beiträgt. Die Wissenschaftler hoffen daher, dass die Ergebnisse das Bewusstsein für die kumulativen Auswirkungen des Schlafmangels schärfen werden. „Schlafmangel, ob freiwillig oder erzwungen, kann sich langfristig sehr negativ auf die Gesundheit auswirken“, so die Forscher. „Das macht anfälliger für Herzkrankheiten und Diabetes.“

Alles in allem zeigen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, dass wir regelmäßig und lange genug schlafen. Menschen, die damit zu kämpfen haben oder aufgrund ihres Berufes nicht immer dazu in der Lage sind, sollen laut den Studienautoren noch mehr auf genug Bewegung und gesunde Ernährung achten, um die Ansammlung von ungesundem Bauchfett zu verhindern.

Der Mehrwert einer erholsamen Nachtruhe

Schlaf ist für viele körperliche und geistige Funktionen unerlässlich. So werden beispielsweise die Herz-Kreislauf-Gesundheit, das Immunsystem, der Stoffwechsel, das Gedächtnis und die Steuerung von Gefühlen vom Schlaf beeinflusst. Auch das Risiko, an Alzheimer-Demenz oder Krebs zu erkranken, hängt mit der Schlafqualität zusammen. Für eine bessere Gesundheit und ein besseres seelisches Wohlbefinden sollte man immer genügend Schlaf bekommen. Für die meisten gesunden Menschen bedeutet das etwa sieben Stunden Schlaf pro Nacht.

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