Samstag, 27. August 2022

So beeinflusst die Körperhaltung die Wirkung von Medikamenten



Schnell eine Schmerztablette gegen die dröhnenden Kopfschmerzen schlucken. Dabei sollten Sie auf die richtige Haltung achten, denn die beeinflusst, wie schnell die Wirkung eintritt.

 

Wenn der Kopf dröhnt und die Kopfschmerzen jeden klaren Gedanken unmöglich machen, schluckt man schnell eine Schmerztablette, ohne sich über die Körperhaltung Gedanken zu machen. Eine neue Studie zeigt nun, dass man darauf in Zukunft allerdings achten sollte. Die Körperhaltung scheint nämlich zu beeinflussen, wie schnell der Wirkstoff vom Körper aufgenommen wird. Und die beste Haltung für die Einnahme von beispielsweise Paracetamol ist nicht die aufrechte Haltung, wie bis jetzt immer empfohlen wurde.

Eine lange Reise durch den Körper

Wenn Sie ein Schmerzmittel schlucken, geht die Tablette auf eine lange Reise durch den Körper. Die meisten Schmerzmittel fangen erst an zu wirken, wenn sie im Darm angekommen sind. Kurz gesagt, je schneller das Schmerzmittel in den untersten Teil des Magens (Antrum) gelangt, desto schneller löst sich die Tablette auf und wirkt. Und dabei scheint die Körperhaltung entscheidend zu sein. Nimmt man das Schmerzmittel nämlich in einer ungünstigen Haltung ein, kann die Wirkstoffaufnahme in den Körper behindert werden. Das sorgt im schlimmsten Fall dafür, dass es eine Stunde länger dauert, bevor Ihre Kopfschmerzen verschwinden, warnen die Wissenschaftler.

Wie schnell wird der Wirkstoff aufgenommen?

Die Studienautoren basieren ihre Schlussfolgerung auf realistischen Simulationen des menschlichen Magens. Das entwickelte Magen-Modell, StomachSim genannt, ahmt nach, was im Magen geschieht, wenn Nahrung oder in diesem Fall Medikamente, verdaut werden. Das Forschungsteam testete, wie schnell ein Schmerzmittel in verschiedenen Haltungen vom Körper aufgenommen wird, zum Beispiel auf der rechten oder linken Seite liegend und aufrecht stehend.

Welche Haltung ist optimal?

Die beste Körperhaltung, um Medikamente einzunehmen, laut der Wissenschaft? Auf der rechten Seite liegend, beweisen die Studienergebnisse. Auf diese Weise rutscht die Schmerztablette am schnellsten in den tiefsten Teil des Magens und löst sich in nur zehn Minuten auf. Diese Körperhaltung sorgt sogar dafür, dass die Tablette mehr als doppelt so schnell vom Körper aufgenommen wird als in einer aufrecht stehenden Haltung. Aufrecht stehend dauert es nämlich etwa 23 Minuten, bevor das Medikament wirkt. Die Wissenschaftler raten stark davon ab, ein Schmerzmittel einzunehmen, während man auf der linken Seite liegt, denn in dieser Haltung kann es mehr als 100 Minuten dauern, bevor die Wirkung eintritt.

Das Forschungsteam hat mit seiner Studie gezeigt, dass es tatsächlich einen Unterschied macht, ob man Medikamente im Liegen oder Stehen einnimmt. Das Team war sehr überrascht, dass die Körperhaltung so stark beeinflusst, wie schnell die Tablette sich auflöst. Es kann also für ältere oder kranke Personen, die überwiegend sitzen oder bettlägerig sind einen sehr großen Unterschied machen, ob sie sich nach links oder rechts drehen bei der Medikamenteneinnahme.

Denken Sie an die Haltung

Und wenn Sie das nächste Mal Kopfschmerzen haben? Dann legen Sie sich auf die rechte Seite und nehmen das Schmerzmittel ein, so tritt die Wirkung am schnellsten ein. Aufrecht stehen ist übrigens eine gute zweite Möglichkeit, die sich als genauso effektiv erwiesen hat wie die Rückenlage. Sogar die Wissenschaftler geben zu, dass sie sich nie darüber Gedanken gemacht haben, ob sie es richtig oder falsch machen bei der Medikamenteneinnahme. Aber sie sind sicher, dass sie in Zukunft jedes Mal, wenn sie eine Tablette einnehmen, über die optimale Körperhaltung nachdenken werden.

Wussten Sie, dass …

… auch die Gene die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen? So zeigten Wissenschaftler kürzlich, dass Träger eines bestimmten Neandertaler-Gens möglicherweise angepasste Medikamentendosierungen benötigen. Grund ist, dass es bei diesen Menschen viel länger dauert, bevor häufig verwendete Schmerzmedikamente wie Ibuprofen und Blutverdünner vom Körper abgebaut werden. Bei Trägern des Neandertaler-Gens werden Medikamente weniger wirksam umgesetzt. Das sorgt bei diesen Personen - 22 Prozent der Europäer trägt dieses Gen - dafür, dass Ibuprofen eine Halbwertzeit von neun anstelle von zwei Stunden hat. Die Halbwertzeit ist die Zeit, die nötig ist, um 50 Prozent eines bestimmten Medikamentes auf natürliche Weise abzubauen oder auszuscheiden. Kurz gesagt, bei Trägern des Neandertaler-Gens dauert es viel länger bevor ein Medikament wieder aus dem Körper verschwunden ist.

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