Israelische Forscher haben festgestellt, dass Männer im Sommer mehr Kalorien zu sich nehmen als im Winter. Frauen machen das nicht. Was ist der Grund?
Nicht nur der Duft von leckerem Grillfleisch macht Männer hungrig, sondern auch die UV-Strahlung der Sonne. Wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft, produzieren Männer mehr des „Hungerhormons“ Ghrelin, Frauen jedoch nicht. Die Kalorienaufnahme steigt bei Männern in den Sommermonaten an, bei Frauen passiert das nicht. Das sind zwei Beobachtungen aus einer neuen israelischen Studie über die Auswirkungen von UV-Licht auf das Verhalten bei Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme. Es scheint einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu geben. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Nature Metabolism“ veröffentlicht.
Männliche Fettzellen unter der Haut produzieren bei Sonne mehr Hungerhormon
Die Erklärung für dieses Phänomen liegt in den Fettzellen unter der Haut, schreiben die israelischen Forscher von der Universität Tel Aviv. Bei Männern produzieren diese Zellen unter dem Einfluss von UV-Licht vermehrt das Hormon Grhelin. Bei Frauen ist dies nicht der Fall, da das weibliche Geschlechtshormon Östrogen diese Funktion blockiert.
Die Forscher konnten diesen Mechanismus genau entschlüsseln, weil er auch bei Mäusen auftritt. Nach der Bestrahlung mit UV-Licht hatten männliche Mäuse mehr Grhelin im Blut und fraßen mehr, während weibliche Mäuse dies nicht taten. Die Blockade durch Östrogene funktioniert über einen sogenannten Transkriptionsfaktor, P53. Das wurde deutlich, nachdem die Forscher das P53-Gen bei männlichen Mäusen ausgeschaltet hatten. Die Wirkung der UV-Strahlung auf ihre Grhelin-Konzentration und ihren Appetit verschwand dadurch.
Grhelin beeinflusst den gesamten Stoffwechsel
Grhelin wird hauptsächlich von der Magenschleimhaut produziert. Es war zwar bekannt, dass auch die Haut einen Beitrag leisten kann, aber die zusätzliche Produktion von Ghrelin durch die Einwirkung von UV-Licht auf Fettzellen ist überraschend. Das Hormon beeinflusst den Hypothalamus an der Basis des Gehirns und hat mehrere physiologische Funktionen. Es regt nicht nur den Appetit an, sondern beeinflusst auch den gesamten Stoffwechsel des Körpers, indem es die Insulinausschüttung verringert und die Fettspeicherung in den Zellen anregt.
Männer nehmen im Sommer mehr Kalorien auf
Die israelische Studie begann mit der Analyse von Unterschieden in der Nahrungsaufnahme im Rahmen einer landesweiten Umfrage unter etwa 3.000 Teilnehmern, die über einen Zeitraum von drei Jahren aufschrieben, was sie aßen. Auffällig war, dass Männer in den Sommermonaten (in dieser Studie von März bis September) deutlich mehr Kalorien zu sich nahmen, Frauen dagegen nicht. Die Männer nahmen im Sommer 2.188 Kalorien pro Tag zu sich, 313 Kalorien mehr als im Winter. Bei den Frauen blieb die Energieaufnahme mehr oder weniger konstant: 1.475 Kalorien pro Tag im Sommer und 1.507 Kalorien im Winter.
Die Forscher führten dann ein Experiment durch, bei dem sie Männer und Frauen in kurzen Hosen und mit nackten Armen 25 Minuten lang unter kontrollierten Bedingungen in die Sonne setzten. Bluttests ergaben, dass der Stoffwechsel dadurch beeinflusst wurde, allerdings bei den Männern durchweg anders als bei den Frauen.
Männer deutlich hungriger
Vor dem Test war die Grhelin-Konzentration im Blut der Frauen höher (wie von den Forschern erwartet), aber nach dem Sonnenbad war sie bei den Männern gestiegen, bei den Frauen aber nicht. Die Männer erwiesen sich bei der anschließenden Befragung als „deutlich hungriger“ als normalerweise, während sich der Appetit der Frauen nicht veränderte.
Zwei spanische Wissenschaftler von der Universität Santiago de Compostela äußern sich in ihrem begleitenden Kommentar in „Nature Metabolism“ begeistert über die spannende israelische Studie. Doch viele Fragen bleiben unbeantwortet: Wie funktioniert dieser Mechanismus bei verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen (mit unterschiedlichen Hautfarben), in verschiedenen Klimazonen (mit größeren oder kleineren jahreszeitlichen Unterschieden), bei unterschiedlicher Ernährung (die kulturell bestimmt sein kann) und in verschiedenen Altersstufen (die Östrogenproduktion bei Frauen nimmt nach der Menopause stark ab)? Kurz gesagt, es ist noch zu früh, um auf der Grundlage dieser einen Studie große Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber wer als Mann abnehmen möchte, sollte sich im Sommer nicht unbedingt stundenlang in der Sonne aufhalten, damit das Hungergefühl nicht zusätzlich angefacht wird.
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