Donnerstag, 25. August 2022

Ständig verstopfte Nebenhöhlen? Das bringt Linderung!



Eine Nase, die völlig verstopft ist und zum Dauerzustand wird. Chronische Nebenhöhlenentzündung, Sinusitis genannt, betrifft etwa 10 Prozent der Erwachsenen in Deutschland. Dank medizinischer Fortschritte mit Antikörpern und Nasenbakterien ist Abhilfe in Sicht.

 

Unter Sinusitis verstehen Mediziner eine Entzündung der mit Luft gefüllten Nasennebenhöhlen (Sinusse) im Schädel. Diese Nasennebenhöhlen befinden sich in Höhe des Kiefers, um und über den Augen und tiefer im Schädel. Wenn sich die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen, die das Innere dieser Nebenhöhlen auskleidet, entzündet, kommt es häufig zu typischen Symptomen wie einer verstopften Nase, erschwerter Nasenatmung, Kopfschmerzen, Schleimbildung im Hals oder in der Nase und sogar zu Geruchs- und Geschmacksverlusten. Eine akute Sinusitis ist fast immer eine Virusinfektion und tritt oft zusammen mit einer Erkältung auf. Man kann sich dabei ziemlich krank fühlen, aber Komplikationen an Augen oder Gehirn sind selten. Normalerweise geht es relativ schnell vorbei.

Nasenpolypen

Wenn die Beschwerden länger als drei Monate andauern, spricht man von einer chronischen Sinusitis. Eine Studie aus 2021 zeigte, dass diese Erkrankung auch die Gehirnaktivität beeinflusst und zu Konzentrationsstörungen und anderen Problemen führt. Es gibt zwei Formen von chronischer Sinusitis: ohne Nasenpolypen, was die häufigste Variante ist, und mit Nasenpolypen. Bei der letzten Variante haben Betroffene auch keinen Geruchsinn mehr. Es gibt eine Menge Missverständnisse über die Nasenpolypen. Das ist etwas völlig anderes als die bekannteren Rachenpolypen. Nasenpolypen weisen auf Schwellungen der Nebenhöhlenschleimhäute hin, die die Nase vollständig blockieren können. Sie entstehen nicht in der Kindheit, sondern erst nach 20 Jahren oder mehr. Außerdem werden sie oft überhaupt nicht oder erst nach vier bis fünf Jahren entdeckt, weil die Ärzte mit einem Nasenendoskop in die Nase schauen müssen, um sie festzustellen.

Erkennen und behandeln

Die Diagnose einer chronischen Sinusitis wird auf der Grundlage einer Befragung zu den Symptomen gestellt. Man beginnt dann mit einer Behandlung durch ein Spray mit topischen Steroiden und/oder Antibiotika in Form von niedrig dosierten Makroliden für zwei bis drei Monate. Anschließend wird eine Computertomographie der Nasennebenhöhlen durchgeführt. Erst nach der Behandlung und wenn noch Anzeichen einer Entzündung vorhanden sind, spricht man von chronischer Sinusitis. In der Praxis passiert das noch häufig umgekehrt und wird sofort eine CT-Untersuchung gemacht.

In der Gruppe ohne Nasenpolypen besteht die Standardbehandlung aus dem Spray und Medikamenten. Manchmal reicht das aus, manchmal verschwindet die Krankheit auch von selbst, aber bei nicht wenigen Menschen kehren die Beschwerden doch zurück. Eine Operation ist dann meist der nächste Schritt. Dabei werden die Nasennebenhöhlen geöffnet und die Infektion der Nasennebenhöhlenschleimhaut wird schonend entfernt. Die Entfernung der Nasenschleimhaut wird nicht empfohlen. Die Nasenschleimhäute sind wichtig für das Immunsystem und den Geruchsinn.

Antikörper als Wendepunkt

Wenn auch Nasenpolypen im Spiel sind, ändert sich die Vorgehensweise. Sie besteht dann aus höheren Dosen von topischen Steroiden als Spray oder Tropfen in Kombination mit dem Antibiotikum Doxycyclin. Das erfordert oft eine lebenslange Behandlung, da sich Nasenpolypen selten von selbst zurückbilden. Außerdem gehen sie oft mit Asthma und Allergen einher, die gleichzeitig behandelt werden müssen.

Wenn diese erste Behandlung keine ausreichenden Ergebnisse bringt und die Polypen weiter wachsen, kann eine sogenannte Reboot- oder Neustart-Operation helfen. Eine relativ neue Technik, die in einem sehr empfindlichen Bereich in der Nähe des Gehirns und der Augen durchgeführt wird. Dabei werden die Nasenpolypen entfernt und alle Nebenhöhlen geöffnet, während die Nasenschleimhaut - ähnlich wie bei einem defekten Computer - resettet wird. Betroffene sind danach jahrelang von ihren Beschwerden befreit.

Als Alternative zu einem solch schwierigen Eingriff wird heute eine andere Innovation geprüft. Internationale Studien haben gezeigt, dass eine Therapie mit monoklonalen Antikörpern - sogenannten Biologika - Nasenpolypen schrumpfen lassen und die Symptome deutlich reduzieren kann. Diese innovativen Medikamente werden bereits seit einiger Zeit erfolgreich bei Asthma und Neurodermitis eingesetzt und scheinen nun auch bei chronischer Sinusitis mit Nasenpolypen wirksam zu sein. Das ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass Patienten ein wirksames neues Medikament mit sehr wenigen Nebenwirkungen angeboten werden kann. Derzeit laufen Folgestudien, um herauszufinden, welche Arten von Antikörpern die besten Ergebnisse liefern. Die Kehrseite der Medaille sind die - vorläufig - hohen Kosten.

Zukünftig Nasenbakterien statt Operation

Das könnte ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer zweiten, noch stärkeren Revolution sein, die längerfristig kommen wird, sind Experten überzeugt. Es gibt vielversprechende Studien zu kleinen Molekülen, die ebenso wirksam sind wie die Antikörper. Darüber hinaus sollen in Zukunft nützliche Nasenbakterien, die in die Nasenschleimhaut eingebracht werden, die dort eine Art Medikament zur Bekämpfung der Sinusitis produzieren. Die Immunologie entwickelt sich in diesem Bereich rasant, was die Zahl der Operationen stark reduzieren wird.

Was können Sie selbst zur Vorbeugung tun?

 

· Achten Sie auf gute Handhygiene.

· Vermeiden Sie häufigen Hand-Nasen-Kontakt.

· Nasenspülungen können für ein angenehmes Gefühl sorgen und die Nase reinigen. Dazu wird physiologisches Wasser oder selbst hergestelltes Salzwasser (9 Gramm Salz auf 1 Liter Wasser) mit einer Nasendusche in ein Nasenloch geschüttet. Sagen Sie in der Zwischenzeit den Buchstaben K, damit das Wasser von einem Nasenloch in das fließen kann, ohne dass das Wasser den Rachen hinunterläuft. Desinfizieren Sie die Nasendusche nach dem Gebrauch.

· Hören Sie auf zu rauchen, denn Rauchen ist eine der bekannten Ursachen für chronische Sinusitis.

 

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