Samstag, 31. Dezember 2022

Bekommt man schneller einen Burn-out, wenn man schon einen hatte?



Ein Burn-out trifft einen hart. Wer so lange seine Grenzen überschritten hat, dass die Energie total verbraucht ist, kann Monate brauchen, um sich zu erholen. Das ist nichts, was man noch einmal erleben möchte.

 

Der Hauptgrund, warum es lange dauern kann, sich von einem Burn-out zu erholen, ist, dass Betroffene ihr Symptome unbeabsichtigt ignorieren. Selbst wenn ihr Körper signalisiert, dass alles zu viel wird, machen sie einfach mit ihren energieraubenden Beschäftigungen weiter wie Arbeit, Pflege von Angehörigen und berufsbegleitendem Studium. Dieser Raubbau erschöpft Körper und Geist dermaßen, dass nichts mehr geht und es irgendwann schon ein enormer Kraftakt ist, überhaupt aus dem Bett zu kommen. In dieser Hinsicht haben Menschen, die schon mal einen Burn-out hatten, einen wichtigen Trumpf in der Hand: Sie kennen die Warnsignale.

Aus Fehlern lernen

Ob das Burn-out-Risiko höher ist, wenn man bereits einen Burn-out hatte, lässt sich eigentlich nicht sagen. Echte Statistiken darüber gibt es nämlich nicht. Man weiß, dass etwa 180.000 Menschen jährlich einen Burn-out bekommen, aber ob darunter überdurchschnittlich viele Menschen sind, die schon einmal einen hatten, ist nicht bekannt. Im Vergleich zu den Neuerkrankten kennen sie jedoch immerhin die Symptome. Jeder, der einen Burn-out erlebt hat, weiß zum Beispiel: Wenn ich schlecht schlafe und im Bett stundenlang grübele, ist es Zeit, einen Gang runterzuschalten.

Diejenigen, die mit ihren Symptomen beim Psychologen landen, erstellen während ihrer Behandlung oft auch einen Plan zur Rückfallverhütung. Diesen Plan kann man im Laufe der Zeit noch anpassen. Sie nehmen sich beispielsweise vor, zu meditieren, wenn sich ihre Nächte verschlechtern, aber dann stellt sich heraus, dass sich das wie ein zusätzlicher Punkt auf der Aufgabenliste anfühlt. Dann begreifen Sie schnell, dass Sie besser faulenzen oder ein Bad nehmen können anstatt zu meditieren, wenn die Anspannung sich aufbaut.

Der letzte Anstoß

Es gibt noch zwei weitere Trümpfe, die erfahrene Burn-out-Patienten besitzen. Erstens sind sich bewusst, wie gefährlich es ist, die Signale von Überbelastung zu ignorieren. Sie wissen, dass der Heilungsprozess Monate oder manchmal sogar Jahre dauern kann. In den Niederlanden unterscheidet man zwischen Überlastung und Burn-out. Wenn Sie überlastet sind, gehen die Symptome zurück, sobald Sie die energieraubenden Tätigkeiten, Ihre Arbeit oder die Aufrechterhaltung einer unglücklichen Beziehung beenden. Aber wenn Sie so lange weitermachen, dass Sie das Burn-out-Stadium erreichen, bleiben die Beschwerden noch (lange) bestehen, nachdem die Anspannung aufgehört hat. Wer erlebt hat, wie hoch der Preis ist, den man bezahlt, um diesen Punkt zu erreichen, ist sehr motiviert, nicht noch mal in dieser Situation zu landen.

Außerdem sind Menschen, die einen Burn-out erlebt haben, von der Illusion befreit, dass einen selbst so etwas nicht trifft. Wir halten uns für stark genug, um allem Stand zu halten. Das brauchen wir auch, um im Alltag zu funktionieren. Aber diese Überzeugung kann auch dafür sorgen, dass man es für beinahe unmöglich hält, selbst einen Burn-out zu bekommen. Manche Betroffene melden sich erst beim Arzt, wenn körperliche Ursachen wie eine Muskelkrankheit oder Krebs ausgeschlossen sind. Die Patienten sind müde, vergesslich und können sich schlecht konzentrieren. Erst wenn all diese Erkrankungen ausgeschlossen wurden, fällt der Groschen: es ist ein Burn-out.

Wachsen nach dem Leiden

Leider steht den drei Trümpfen auch die tief verwurzelte Verletzlichkeit gegenüber, wodurch die betreffende Person überhaupt erst einen Burn-out bekam. Diese Verletzlichkeit kann mit tief verwurzelten Überzeugungen zusammenhängen. Wie zum Beispiel „harte Arbeit hat noch niemandem geschadet“. Oder: „Du musst immer für die anderen um dich herum da sein“.

Auch Persönlichkeitsmerkmale können zur Anfälligkeit für einen Burn-out beitragen. So bekommen Menschen, deren Gefühle stark schwanken, schneller einen Burn-out. Aus Studien weiß man, dass solche Persönlichkeitsmerkmale nicht leicht zu verändern sind. Es ist also wahrscheinlich, dass Menschen anfällig bleiben, auch nach einer Genesung. In der Regel sind Menschen nicht so veränderbar. Aber wer einen Burn-out hat, steht mit dem Rücken zur Wand. Man kann so nicht weitermachen, und das erhöht die Bereitschaft zur Veränderung. Forschungen bei Burn-out-Patienten haben sich damit beschäftigt, ob nach einem Burn-out ein posttraumatisches Wachstum möglich ist. Ob Patienten sich widerstandsfähiger fühlen oder die schönen Dinge im Leben mehr schätzen. Die Studie mit 166 Personen, die nach einem Burn-out wieder voll arbeiteten, zeigte tatsächlich, dass posttraumatisches Wachstum auftrat. Diejenigen, die die das erlebten, fühlen sich im Allgemeinen optimistischer, widerstandsfähiger und vertrauten mehr in ihr eigenes Können. Sie waren weniger zynisch und erschöpft, dafür aber mehr inspiriert. Und das sind wiederum Faktoren, die vor einem möglichen weiteren Burn-out schützen.

Stärke ohne Fallstricke

Klingt alles gut, aber wie bekommt man das hin? Posttraumatisches Wachstum ist möglich, wenn es einem im Kampf während des Burn-outs gelingt, zum Kern der Sache vorzudringen, warum man zu wenig auf sich selbst geachtet hat. Das ist ein sehr individueller Prozess, aber im Allgemeinen kann man sagen, dass Menschen mit Burn-out auch bestimmte Stärken haben. Sie sind zum Beispiel widerstandsfähig, so dass sie es meist gut auffangen können, wenn sie über ihre Grenzen hinaus gehen - bis die Widerstandskraft irgendwann aufgebraucht ist. Sie können sich gut in andere hineinversetzen und sind für andere da. Solche Talente erhöhen das Risiko für einen Burn-out, aber können - wenn man sie bewusst einsetzt - auch viel bringen. Man neigt dazu, immer zu viel zu arbeiten, weil man viel aushält. Oder man tut so viel für andere, dass man vergisst für sich selbst zu sorgen. Die Herausforderung ist, die Stärken und Fallstricke zu erkennen und seine Stärken viel bewusster einzusetzen. Nicht mehr als Automatismus, sondern weil man es will. Also machen Sie nur Überstunden, wenn Sie es selbst für wichtig halten, ein Projekt abzuschließen. Oder machen Sie nur eine Lasagne für die Freundin, die gerade ein Baby bekommen hat, wenn Sie dafür auch Zeit haben.

Hoffnungsvolle Erholung

Ein Burn-out kann eine läuternde Erfahrung sein, aus denen Menschen gestärkt hervorgehen, wobei das eher die Ausnahme ist. Geschichten von dem einen Börsenmakler, der sich nach seinem Burn-out für einen Richtungswechsel entschied und Förster wurde? Das sind herausgepickte Geschichten, die von den Medien eifrig aufgegriffen werden. Aber das ist nicht das Bild, das vorherrscht. Auch wenn Menschen wieder arbeiten, berichten sie noch lange Zeit über Konzentrationsprobleme. Die Genesung ist also oft nicht vollständig. Und gleichzeitig weiß man, dass viele Betroffene nicht zum gleichen Arbeitsniveau zurückkehren. Sie arbeiten weniger Stunden oder gehen einer anderen, weniger belastenden Arbeit nach. Aber natürlich kann man die Wahl eines nicht so intensiven Jobs auch anders erklären. Gerade als Ausdruck eines läuternden Genesungsprozesses, in dem jemand feststellt, dass das Leben aus mehr als nur Arbeit besteht und dass es Zeit ist für ein besseres Gleichgewicht.

Wie kann man einem Burn-out vorbeugen?

Gut auf sich selbst achten und genug entspannen ist der Trick, wenn man einem Burn-out vorbeugen will. Psychologen raten jedem, sich täglich einen Moment Zeit zu nehmen, um Bilanz zu ziehen. Stellen Sie sich selbst die Frage: Wie war dieser Tag? Was hat Energie gegeben und was hat Energie gekostet? So bekommen Sie Einsicht in Ihr Energiegleichgewicht und können besser steuern: mehr Dinge tun, die Energie geben und Dinge vermeiden, die Energie kosten. Ein weiterer Tipp: tagsüber kleine Pause einlegen, um kurz auf den Körper zu achten. Einfach kurz überprüfen: Wie fühle ich mich? So behalten Sie den Finger am Puls und merken früher, wenn es Ihnen nicht gut geht.

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