Sonntag, 19. März 2023

Die Jahreszeiten scheinen unseren Schlaf insgeheim doch zu beeinflussen



Wir halten zwar keinen Winterschlaf, aber unser Schlaf ist im Winter anders als im Sommer.

 

Wenn es draußen dunkel und kalt ist, ist es nicht so verwunderlich, dass ein gemütliches warmes Bett sehr verlockend klingt. Viele Menschen lieben es daher auch, im Winter etwas früher ins Bett zu kriechen. Manche Tiere sind sogar noch schlauer und halten, um die kalten Tage zu überstehen, einfach einen wohlverdienten Winterschlaf. Doch inwieweit beeinflussen die Jahreszeiten eigentlich unser eigenes Schlafverhalten?

Licht regelt die biologische Uhr

Ob wir nun Nachteulen oder Morgenmenschen sind: Unsere biologische Uhr wird von der Sonne bestimmt. Und diese Sonne scheint nun mal im Winter viel weniger als im Sommer. Nur um ein paar Zahlen zu nennen: Am kürzesten Tag des Jahres, dem 21. Dezember, ist es nur sieben Stunden und 45 Minuten lang hell. Am längsten Tag, dem 21. Juni, ist es dagegen satte 16 Stunden lang hell. Theoretisch können sich also die unterschiedlichen Tageslängen – und die damit verbundene Lichtexposition – im Laufe des Jahres auf die Dauer und Qualität unseres Schlafes auswirken. Wissenschaftliche Belege dafür sind jedoch rar. Es gab Studien, in denen Menschen ihren eigenen Schlaf bewerteten und tatsächlich eine Zunahme der Schlafdauer im Winter feststellten. Es sind jedoch objektivere Methoden erforderlich, um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie genau sich die Jahreszeiten auf unseren Schlaf auswirken.

Die Studie

Um dies weiter zu erforschen, untersuchten die Wissenschaftler Daten von fast 300 Teilnehmern, die an Schlafstudien teilgenommen hatten. Solche Studien werden regelmäßig mit Patienten durchgeführt, die mit Schlafproblemen zu kämpfen haben. Dabei werden diese Personen in einem speziellen Labor untergebracht und gebeten, so natürlich wie möglich zu schlafen – und darum auch keinen Wecker zu stellen. Die Art des Schlafs sowie die Schlafdauer werden dann mit bestimmten Instrumenten gemessen. Obwohl die Schlafstörungen, unter denen die Teilnehmer leiden, die Ergebnisse möglicherweise beeinflussen können, ist auf diese Weise eine große, gleichmäßig über das Jahr verteilte Studiengruppe gewährleistet, so dass Unterschiede von Monat zu Monat untersucht werden können.

Einfluss der Jahreszeiten

Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Jahreszeiten möglicherweise doch ein wenig Einfluss auf unseren Schlaf haben. So entdeckten die Forscher im Laufe der Jahreszeiten subtile, aber auffällige Veränderungen - und das sogar bei einer städtischen Bevölkerung, die wenig natürlichem Licht und viel künstlichem Licht ausgesetzt ist. So schienen die Teilnehmer im Herbst insgesamt weniger tief zu schlafen. Obwohl die Gesamtschlafzeit im Winter etwa eine Stunde länger zu sein schien als im Sommer, war dieses Ergebnis statistisch nicht signifikant. Allerdings war der REM-Schlaf (die Traumphase des Schlafes) im Winter mit 30 Minuten deutlich länger als im Sommer.

Die Tatsache, dass wir im Winter offenbar einen längeren REM-Schlaf haben, ist eine interessante Entdeckung. Schließlich ist bekannt, dass der REM-Schlaf direkt mit dem zirkadianen Rhythmus (Schlaf-wach-Rhythmus) zusammenhängt, der durch wechselndes Licht beeinflusst wird. Das Team räumt zwar ein, dass diese Ergebnisse in einer Bevölkerung ohne Schlafprobleme ermittelt werden müssten, vermutet aber, dass die jahreszeitlichen Veränderungen in einer gesunden Bevölkerung noch größer sein könnten.

Im Winter anders schlafen als im Sommer

Es scheint also, dass unser Schlaf im Winter anders ist als im Sommer. Und vielleicht brauchen wir sogar dann, wenn es draußen dunkel und kalt ist, ein paar zusätzliche Stunden Schlaf. Das ist gar kein so verrückter Gedanke. „Abhängigkeit von Jahreszeiten ist bei jedem Lebewesen auf diesem Planeten allgegenwärtig“, sagt Studienautor Dieter Kunz.

Es könnte daher eine gute Idee sein, unsere Gewohnheiten an die Jahreszeiten anzupassen. Vielleicht könnte man versuchen, im Winter etwas früher ins Bett zu gehen, schlagen die Wissenschaftler vor. Denn vielleicht könnte das vielen Menschen helfen, die dunklen Tage besser zu überstehen. „Wir verlangen im Winter immer noch dasselbe von uns wie im Sommer und leisten dasselbe“, sagt Kunz. „Und das, obwohl unser Körper im Winter etwas mehr Mühe hat. Das führt dazu, dass wir im Februar oder März das Gefühl haben, „ausgelaugt“ zu sein. Es wäre daher gut, wenn die Gesellschaft ihre Schlafgewohnheiten – einschließlich der Dauer und des Zeitpunktes – an die Jahreszeit anpassen würde oder die Schul- und Arbeitszeiten dem jahreszeitlichen Schlafbedarf anpassen würde.“

Die Schlafphasen

Ausgehend von der Gehirnaktivität lässt sich der Vorgang des „Schlafens“ in mehrere Phasen unterteilen.

Es beginnt mit der Schlafphase 1: Sie dauert nur kurz: Die Frequenz der Gehirnwellen nimmt ab und die Atmung verlangsamt sich.

Dann folgt Schlafphase 2: Die Muskeln entspannen sich, und die Aktivität in den Gehirnregionen, die für das Denken, Schlussfolgern und Lösen von Problemen zuständig sind, nimmt noch weiter ab. Diese Phase dauert ungefähr 20 Minuten und wird dann durch Phase 3 und Phase 4 abgelöst. Zusammen bilden diese Phasen den „Tiefschlaf“: Die Gehirnaktivität ist minimal und der Körper ist kaum aufzuwecken. Dieser Tiefschlaf dauert etwa eine halbe Stunde.

Und dann passiert etwas Verrücktes. Das Gehirn und der Körper durchlaufen erneut schnell die verschiedenen Phasen, bis sie wieder Phase 2 erreichen. Aber anstatt sich zu entspannen, beschleunigt sich jetzt das Herz, die Atmung wird flach und die Augen schießen hin und her. Die REM-Phase ist erreicht, die Phase, in der wir lebhafte Träume erleben. Nach dem ersten Traum durchläuft der Körper erneut die verschiedenen Phasen. In einer durchschnittlichen Nacht verbringt man etwa die Hälfte der Zeit in leichtem Schlaf, 20 Prozent im Tiefschlaf und 25 Prozent im REM-Schlaf. 5 Prozent der Zeit wachen wir kurz auf und sind wach.

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